Nach dem Amen bete weiter - Im Alltag mit Jesus unterwegs

von: Hans Peter Royer

SCM Hänssler im SCM-Verlag, 2015

ISBN: 9783775170017 , 144 Seiten

13. Auflage

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Nach dem Amen bete weiter - Im Alltag mit Jesus unterwegs


 

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KAPITEL 2 Gemeinschaft mit Gott

Ich gehe regelmäßig abends spazieren und spreche dabei mit meinem Herrn. Dabei ergeht es mir oft wie König David, der überwältigt war vom Sternenhimmel, der von der Größe Gottes zeugt. Ich lese gern Bücher über unser Universum und tue mich schwer zu glauben, dass unser blauer Planet rein zufällig im richtigen Abstand zur Sonne steht, sich rein zufällig mit der rechten Geschwindigkeit um die eigene Achse dreht und er rein zufällig ein ausreichendes Magnetfeld um sich besitzt, damit Leben überhaupt ermöglicht wird.

Beim Beobachten des Mondes und der Milchstraße entsteht in mir meistens eine enorme Ehrfurcht und Wertschätzung dem Gott gegenüber, der das alles geschaffen hat. Allerdings, als ich vor Jahren wieder einmal zu Fuß mit Gott unterwegs war und ich mir die unvorstellbare Größe der Galaxien und des bis heute bekannten Universums durch den Kopf gehen ließ, empfand ich plötzlich noch etwas ganz anderes. Im Vergleich zu dieser gigantischen, nicht erfassbaren Größe des Universums kam ich mir plötzlich total klein, völlig unwichtig, ja – eigentlich nicht existent vor. Ich meine, global gesehen ist es doch völlig egal, ob ich Männlein nun existiere oder nicht.

Mich fasziniert seit langem das Foto, welches ein Astronaut vom Mond aus von unserer Erde gemacht hat. Aus dieser Perspektive ist es eigentlich ziemlich irrelevant, ob ein Mensch Bankdirektor oder Automechaniker, Manager oder Busfahrer ist. Es würde auch kein bisschen auffallen, ob ich nun existiere oder nicht. Diese »Nichtexistenz« vom Blickpunkt des Himmels aus, hat mich damals sehr bedrückt und fast zur Verzweiflung gebracht, weil ich mich fragte: Wozu existiere ich überhaupt? Warum lebe ich? Wer bin ich?

Unser Blauer Planet »Erde«

An diesem selben Abend las ich Psalm 8, in dem König David beinahe dasselbe Erlebnis beschreibt, jedoch zu einem anderen Ergebnis kommt.

Psalm 8,4-6: »Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du dich um ihn kümmerst? Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn.«

Was ist der Mensch?


Im Angesicht der Größe des Universums sah David, wie unbedeutend sein Leben ist, obwohl er ein König war. Aber er sah noch etwas anderes, etwas, das ihn aus der Nichtexistenz heraushob. Dieser Gott, der die Galaxien geschaffen hat, war mit seinen Gedanken bei David und hatte ein tiefes, persönliches Interesse an ihm als seinem Kind. Darum hat Gott, als er den Menschen schuf, gesagt: »Sehr gut!«, denn mit diesem Wesen konnte er spazieren gehen, sich austauschen, seine Liebe an ihn verschwenden. Mit einem Wort: Gott konnte Gemeinschaft mit den Menschen haben. Der Mensch ist nicht deshalb die Krönung der Schöpfung, weil er besser, klüger, schöner oder kreativer ist als die Tiere. Der einzige Grund, warum der Mensch aus aller Schöpfung herausragt, ist, weil er Gemeinschaft mit dem Schöpfer pflegen kann, mit ihm spazieren gehen, mit ihm reden und auf ihn hören kann. Kurz gesagt: Der Mensch ist ein geistliches Wesen und besteht in seiner Gesamtheit, wie wir in der Bibel lesen, aus Geist, Seele und Körper.

Interessanterweise kommt man inzwischen auch in der Psychologie, Soziologie und Pädagogik zu dem Schluss, dass der Mensch ein zutiefst religiöses Wesen ist.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man, sich ausschließlich mit dem »IQ«, dem Intelligenzquotienten des Menschen zu beschäftigen, und der Mensch wurde dabei fast zu einem »rationalen Tier« degradiert. Seit den 90er-Jahren wird der Begriff »EQ«, der Emotionale Quotient im Menschen, immer öfter gebraucht. Man erkannte nämlich, dass Intelligenz erst dann richtig eingesetzt wird, wenn der Mensch seine Emotionen mit einbezieht. Oft appelliert unser Gefühl an die Vernunft, wenn wir zwar gedanklich von etwas überzeugt sind, uns jedoch eine »innere Stimme« sagt: »Überlege es dir noch einmal, denk nochmal drüber nach, etc.« Jetzt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, gewinnt ein dritter Begriff an Popularität, nämlich der »SQ«, der Spirituelle Quotient. Das kommt daher, weil in unserer postmodernen Gesellschaft die Sinnfrage wieder ganz neu gestellt wird.

Das Bemerkenswerte bei dieser Dreiteilung ist, dass selbst Computer einen IQ besitzen, höher entwickelte Tiere mit einem EQ ausgestattet sind, jedoch einzig und alleine der Mensch mit einem SQ geschaffen wurde. Nur der Mensch sucht nach einem tieferen Sinn im Leben, nach etwas, das außerhalb von ihm selbst ist, nach Transzendenz oder, wie die Bibel es definiert, nach Ewigkeit.

Im Buch Prediger hat dies der Schreiber wunderbar definiert: »Gott hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt« (Pred. 3,11). Diese Ewigkeit im Menschen ist das »geistliche Vakuum«, welches einzig und allein durch den ewigen Gott, welcher Geist ist, erfüllt werden kann.

Das Motto unserer Arbeit am Tauernhof haben wir aus dem Brief von Paulus an die Thessalonicher (1. Thess. 5,23) entliehen: »Körper – Seele – Geist«. Allerdings ist die Reihenfolge in der Bibel umgekehrt, nämlich »Geist – Seele – Körper«. Denn der Geist ist der gewichtigste Teil im Menschen, weil wir bloß durch ihn wieder in die Gemeinschaft zu Gott zurückfinden können. Es ist der Geist, der den Menschen zum Menschen macht und ihn von allen anderen Kreaturen unterscheidet.

Das Paradies


Als Menschen sind wir berufen, in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott zu leben. Das bezeugt die Bibel von der ersten bis zur letzen Seite.

Ganz am Anfang, im Buch Genesis2 (1. Mose), wird beschrieben, wie Gott im Paradies den Menschen schuf und mit ihm in der »Kühle des Abends« spazieren ging (1. Mose 3,8)3. Ich persönlich glaube nicht, dass Gott wie ein Mensch mit Adam spazieren ging, denn die Bibel bezeugt, dass Gott Geist ist und deshalb unsichtbar. Aber Adam war geistlich völlig eins mit seinem Schöpfer und lebte somit in der ständigen Gegenwart Gottes. Im Paradies zu leben heißt ganz einfach, in der ungetrübten Gegenwart Gottes und in seiner perfekten Schöpfung zu leben. Der Garten Gottes wird im 2. Kapitel der Bibel (1. Mose 2) beschrieben und es muss ein wunderbarer Ort gewesen sein. Ein Garten voll mit Tieren, Flüssen, fruchtbarer Erde, Edelsteinen und tausenden Bäumen, von denen der Mensch essen konnte – es war ein Garten voller Leben. Doch nicht nur das. Gott gab dem Menschen die Möglichkeit unendlich kreativ zu sein. Der Mensch wurde nie geschaffen, um nur dazusitzen, sondern um sich voll mit in die Schöpfung einzubringen. So bewirtschaftete Adam den Garten, erfand Werkzeuge und Musikinstrumente und baute sich ein Haus. Dann sah Gott, dass Adam »allein« war und schuf die Frau, wörtlich: »einen Menschen, wie er selbst.« Mann und Frau waren von Anfang an geschaffen, um sich gegenseitig zu reflektieren und zu komplettieren. Adam hatte nun einen »Kameraden« an seiner Seite, mit dem er alles teilen konnte, mit dem er eins wurde. Wir lesen in 1. Mose 2,24: »Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden.«

Das Leben im Garten, in Gottes Garten, war tatsächlich »himmlisch«. Denn Adam und Eva hatten nicht nur eine intime Gemeinschaft miteinander, in der sie sich in allen Bereichen des Lebens ergänzten (geistlich, intellektuell, emotional und körperlich), sondern erfreuten sich an der ständigen Gegenwart ihres Schöpfers. Gott gab dem Menschen noch etwas, nämlich einen freien Willen, um Entscheidungen zu treffen. Denn der Mensch war geschaffen im »Bilde Gottes« und das beinhaltet die Freiheit sich zu entscheiden. Eine Liebesbeziehung ist nur dann eine echte Beziehung, wenn ich die Freiheit zur Wahl habe. Aus diesem Grund hat Gott inmitten tausender Obstbäume zwei besondere Bäume in den Garten gestellt, den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis über das Gute und das Böse. Über diese Bäume sagte Gott Folgendes: »Und Gott, der HERR, gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen; aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben« (1. Mose 2,16+17).

Das verlorene Paradies


Gott musste diesen Baum in das Paradies stellen, denn sonst wäre der Mensch kein Abbild Gottes gewesen. Die Geschehnisse mit diesem Baum, vor dem Gott den Menschen warnte, sind ein Bild dafür, was passiert, wenn der Mensch seine eigene Autorität über die von Gott stellt. Sie sind ein Bild dafür, dass der Mensch aus eigener Kraft und Intelligenz das tun und sein wollte, was nur der Geist Gottes bewirken kann.

Gott hatte die Absicht, gemeinsam mit dem Menschen in »Teamwork« zusammenzuarbeiten, jedoch Satan, der Feind Gottes, wollte diese Gemeinschaft zerstören. Damit der Rest der Geschichte Gottes mit den Menschen einen Sinn ergibt, müssen wir unbedingt das 3. Kapitel der Bibel verstehen lernen.

»Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Von den Bäumen des Gartens dürft ihr nichts essen? Da sagte die Frau zur Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir; aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: ›Ihr sollt nicht davon essen und sollt sie nicht...