Unternehmensethik und Wertemanagement in Familien- und Mittelstandsunternehmen - Projektorientierte Analyse, Gestaltung und Integration von Werten und Normen

von: Max Kunze

Gabler Verlag, 2008

ISBN: 9783834996923 , 402 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 56,64 EUR

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Unternehmensethik und Wertemanagement in Familien- und Mittelstandsunternehmen - Projektorientierte Analyse, Gestaltung und Integration von Werten und Normen


 

3 Ökonomische Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik (S. 51-52)

In diesem Kapitel sollen die für spätere Betrachtungen relevanten Grundlagen im Bereich der zweiten maßgeblichen Disziplin, der Wirtschaftswissenschaften (Ökonomik) geschaffen werden. Hierbei wird kurz auf die Ökonomik im Allgemeinen und dem folgend auf die Grundlagen im Bereich der Wirtschaft, der Unternehmung und der Individuen als Akteure eingegangen. Dieser Aufbau ist auf die Struktur in Kapitel 4 ausgerichtet, welche sich in Wirtschafts-, Unternehmens- und Individualethik gliedern wird.

Die Wirtschaft wird dabei definiert, ihre Grundprinzipien werden dargelegt, die Globalisierung wird erläutert und wirtschaftliche Steuerungssysteme werden aufgezeigt. Weiterhin werden das Unternehmen und alle für die Unternehmensethik bedeutenden Sachverhalte dargestellt. Dies umfasst neben einer Definition und Charakterisierung, die Betrachtung der Person des Unternehmers, des Unternehmertums, der Anspruchsgruppen sowie der Komponenten einer strategischen Unternehmensführung. Letztlich wird das Individuum als Grundlage allen wirtschaftlichen Handelns aus einer wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive beleuchtet. Da die Thematik dieser Dissertation sowohl den Interessenbereich der Ökonomen als auch den der Philosophen und Ethiker betrifft, wird hier explizit auf Grundlagenwissen der Wirtschaftswissenschaften eingegangen. Kapitel 3 dient daher dem akademischen Fachmann in Sachen Wirtschaftswissenschaften allenthalben der Auffrischung.

3.1 Die Ökonomik im Allgemeinen

Die Ökonomik, oder auch Wirtschaftswissenschaft, ist in ihrer modernen marktwirtschaftlichen Auffassung auf ADAM SMITH zurückzuführen.240 SMITH untersuchte den seinerzeit vorherrschenden Merkantilismus kritisch und verband wirtschaftliches Grundlagenwissen, neuartige Politik- und Staatstheorien sowie Theorien über die Handlungsmotive des Individuums. 242 Ökonomik als Wissenschaftsdisziplin „befasst sich mit der Frage, wie in einer Gesellschaft die zweckmäßige Nutzung knapper Ressourcen zu erfolgen habe" (NOLL 2002, S. 21). Im Sinne einer positiven, möglichst wertefreien Erfahrungswissenschaft erklärt und beschreibt sie das Wirtschaftsgeschehen. Sie beinhaltet grundsätzlich Elemente der Natur-, Sozial-, und Geisteswissenschaften. Genauer umfasst der Gegenstandsbereich der Wirtschaftswissenschaft die Untersuchung der wirtschaftlichen Realität. Sie ist eine Realwissen schaft243, welche aufgrund der Betrachtung menschlichen Handelns (als Erkenntnisobjekt) den Sozialwissenschaften zuzuordnen ist.

Die sozialen Phänomene des Wirtschaftslebens sind dabei von komplexen Einflussfaktoren abhängig. Zu diesen gehören technische Prozesse, rechtliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Entwicklungen. Die Ökonomik wird üblicherweise in Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre untergliedert. Die Volkswirtschaftslehre kann als „Lehre von den Wahlhandlungen bei Knappheit und Verwendungskonkurrenz von Mitteln im Hinblick auf die Bedürfnisbefriedigung" (HEERTJE/WENZEL 2002, S. 5, Hervorhebung im Original) angesehen werden. Sie beschäftigt sich mit den klassischen Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital.

Der Erkenntnisgegenstand der Volkswirtschaftslehre sind dabei generelle, wirtschaftliche Zusammenhänge und Vorgänge. Hierbei wird diskutiert welche Kombination aus Gütern von einer Volkswirtschaft erschaffen wird, wie und mit welchen Produktionsprozessen diese Güter erstellt werden und wie diese knappen Güter verteilt werden. Die Betriebswirtschaft betrachtet einen begrenzten Bereich der Wirklichkeit, der als „das wirtschaftliche Handeln in und zwischen Unternehmen bezeichnet werden kann" (KÜPPER 2006, S. 38). Sie ist damit praktisch auf das reale Wirtschaftsleben bezogen.

Der Erfahrungsgegenstand, also das empirisch untersuchte Phänomen der Betriebswirtschaft ist die Einzelwirtschaft, ein Wirtschaftsgebilde, welches neben Unternehmen bzw. Betrieben auch private Haushalte und die öffentliche Verwaltung umfassen kann. Neben diesen Institutionen kann auch das Individuum im wirtschaftlichen Kontext als Erfahrungsgegenstand gesehen werden. Der Erkenntnisgegenstand der Betriebswirtschaftslehre sind dabei planvolle menschliche Handlungen, welche zukunftsbezogene Entscheidungen der Nutzung knapper Ressourcen nach dem Rationalitätsprinzip umfassen.