Produkt- und Prozessinnovationen in Wertschöpfungsketten - Tagungsband der Herbsttagung 2007 der Wissenschaftlichen Kommission Produktionswirtschaft im VHB

von: Dieter Specht

Gabler Verlag, 2008

ISBN: 9783834997654 , 214 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

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Produkt- und Prozessinnovationen in Wertschöpfungsketten - Tagungsband der Herbsttagung 2007 der Wissenschaftlichen Kommission Produktionswirtschaft im VHB


 

Einsatz und Nutzen von Innovationsschutzmaßnahmen im Kontext von Produktpiraterie (S. 85-86)

Kai-Ingo Voigt, Martin Blaschke, Christian W. Scheiner

Abstract


Produktpiraterie war in den vergangenen Jahren verstärkt Thema öffentlicher Diskussion und wissenschaftlicher Arbeiten. Dabei wurden die Ursachen der Problematik aus wirtschaftlicher, psychologischer sowie kultureller Perspektive betrachtet. Von den verschiedenen Fachgebieten wurden jeweils Vorschläge unterbreitet, wie das Problem der unerwünschten Imitation geistigen Eigentums von Unternehmen unterbunden werden kann. Jedoch wurde bisher nur sehr wenig empirische Forschung betrieben, um zu identifizieren, welche Schutzmaßnahmen und -strategien gegen Produktpiraterie tatsächlich von den Unternehmen genutzt werden und geeignet sind.

Um diese Lücke zu schließen wird in der vorliegenden Arbeit das Piraterieproblem und in diesem Zusammenhang die Verwendung von Innovationsschutzmaßnahmen empirisch untersucht. Dabei konzentriert sich die Studie auf die deutsche Investitionsgüterindustrie, die zunehmend unter Nachbauten von Produktpiraten leidet. Auf Basis der empirischen Daten wird das Ausmaß des Piraterieproblems in der Branche spezifiziert und die Handlungsfelder auf dem Gebiet des Innovationsschutzes erörtert. Ziel der Studie ist es, zum einen zu eruieren, welche Instrumente zum Schutz gegen unerwünschte Produktkopien in der deutschen Investitionsgüterindustrie angewandt werden, und zum anderen zu ermitteln, welche Innovationsschutzmaßnahmen als wirksam erachtet werden. Die Studienergebnisse dienen dazu, Unternehmen der Investitionsgüterindustrie die Notwendigkeit des Innovationsschutzes zu vergegenwärtigen, und zeigen Handlungsdefizite auf diesem Gebiet auf.

Problemstellung


In Anbetracht der Substituierbarkeit vieler Produkte und der steigenden Intensität des Wettbewerbs sieht sich ein Großteil der Unternehmen mit einem hohen Preisdruck konfrontiert. In dieser Situation bieten Innovationen die Möglichkeit, sich von den Wettbewerbern abzuheben und somit Preisspielräume und eine temporäre Monopolstellung zu erlangen.2 Allerdings trifft auch in der Wirtschaft die Erkenntnis zu, dass der Erfolg Nachahmer findet.3 Nach dem geltenden Grundsatz der Nachahmungsfreiheit dürfen Produkte bekanntermaßen imitiert werden, sofern weder Sonderschutzrechte des Innovators, wie z.B. Patent- oder Markenrechte, verletzt sind, noch eine wettbewerbswidrige Vorgehensweise des Imitators gegeben ist.4 Demzufolge ist legale Imitation von Leistungen erfolgreich innovierender Unternehmen ein Bestandteil des Wettbewerbs.

Die nachahmenden Strategien der Wettbewerber sind für den Innovator dagegen prekär, da die temporäre Monopolstellung, die jede Innovation zunächst schafft, durch imitierende Konkurrenten erodiert wird.6 Nachahmung ist somit eine maßgebliche Barriere für den Erfolgsbeitrag einer Innovation zum Unternehmenswachstum, die umso höher ist, je eher ein Imitator in den Markt eintritt und dadurch die Nachfrage nach der Innovation beeinflusst.

Demnach verhindern Spillovers von Wissen an Wettbewerber die vollständige Aneignung der Innovationserträge durch den Innovator und reduzieren die Rentabilität der Innovationsaktivitäten.8 Aufgrund dessen muss das unternehmensinterne Know-how, das für den zukünftigen Unternehmenserfolg überaus bedeutsam ist, vor der Nutzung durch Konkurrenten gesichert werden.9 Die Protektion geistigen Eigentums durch Innovationsschutzinstrumente ist insofern eine wesentliche Aufgabe der Unternehmensführung.