Ausgewählte alternative Wohlstandsindikatoren zum Bruttoinlandsprodukt: Human Development Index, Happy Planet Index und Bruttonationalglück

von: Stefan Nocon

Bachelor + Master Publishing, 2013

ISBN: 9783955495916 , 58 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: frei

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 14,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Ausgewählte alternative Wohlstandsindikatoren zum Bruttoinlandsprodukt: Human Development Index, Happy Planet Index und Bruttonationalglück


 

Textprobe: Kapitel 3.2, Kritik am Bruttoinlandsprodukt: Die Hauptkritik gegen das BIP besteht darin, dass es als Wohlstandsmaß nicht ideal geeignet ist. Denn der Wohlstand oder das Wohlergehen der Menschen hängt noch von einigen anderen Faktoren ab, die im BIP nicht berücksichtigt werden. Wohlergehen hat auch eine nicht-wirtschaftliche Seite. Von Gesundheit, Bildung und Umwelt hängt das Wohlergehen genauso ab wie bspw. von Einkommen und Konsum. Diese Faktoren sind jedoch nicht einfach zu quantifizieren und zu erfassen. Konkrete Gründe, warum das BIP nicht als Wohlstandsmaß geeignet ist, sind laut Dr. Stefan Bergheim vom Zentrum für gesellschaftlichen Fortschritt in Frankfurt am Main folgende: Es beinhaltet Abschreibungen, welche nicht zu einer Erhöhung des Wohlstands führen, sondern die Wirtschaft lediglich wieder an ihren Ausgangspunkt bringen. Des Weiteren wird nur das im Inland erwirtschaftete Einkommen berücksichtigt, auch wenn es ausländischen Kapitalgebern zusteht. Dies ist besonders gravierend in Ländern, in denen relativ viele ausländische Investoren angesiedelt sind. Ein Großteil des BIP fließt somit in der Realität an andere Länder. Hier wäre der Wert des Nettonationaleinkommens gegenüber dem BIP eine genauere Größe. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass viele Aktivitäten, die für die meisten Menschen eine große Rolle spielen, wenn es um das Wohlergehen geht, im BIP nicht berücksichtigt werden. Hierzu zählen u. a. die Qualität der Umwelt, die Betreuung von Kindern oder alten Menschen innerhalb der Familie oder der Wert für Freizeit und Entspannung. Das BIP berücksichtigt zudem viele Aspekte, die zwar den BIP-Wert erhöhen, gleichzeitig oder unmittelbar zuvor aber negative Auswirkungen auf das Wohlergehen der betroffenen Menschen hatten. So zerstören Umweltkatastrophen z. B. Häuser oder Existenzen, aber durch die anschließenden notwendigen Ausgaben erhöht sich das BIP. Weiterhin wird kritisiert, dass langfristige Kosten nicht in das BIP einfließen. Es werden nur die Kosten für Endprodukte berücksichtigt. Eventuelle Folgekosten werden nicht mit einbezogen. Somit wird nicht erfasst, ob das BIP nachhaltig erzeugt wird. Als Beispiel kann hier auf die Stromversorgung hingewiesen werden. Durch billigen Strom wird zwar das Wirtschaftswachstum gefördert und das BIP gesteigert, jedoch entstanden hierfür Folgekosten, wie z. B. für die Endlagerung von Atommüll. Diese Kosten werden spätere Generationen tragen müssen. Eine weitere Ungenauigkeit im BIP ist dadurch begründet, dass ein Großteil der Produktionen auf der ganzen Welt im informellen Sektor stattfindet, d. h. nicht aus Unternehmen mit Buchführung, Bilanzen und Arbeitsverträgen stammt. Es fließen aus diesem Sektor nur Schätzungen in das BIP ein, was einen hohen Unsicherheitsfaktor zur Folge hat. Vor allem in Entwicklungsländern ist der informelle Sektor meist weitaus mehr verbreitet als der formelle Sektor, welcher statistisch einfacher und genauer zu erfassen ist. Zu weiteren Fehlerquellen zählt die nicht adäquate monetäre Erfassung von Qualitätsänderungen bei Produkten, der Bildung, Finanzdienstleistungen oder in der Gesundheitsversorgung. Daneben werden staatliche Dienstleistungen nicht korrekt erfasst, da nur deren Kosten berücksichtigt werden, nicht aber der Nutzen ihrer Leistungen. Somit wird durch hohe Investitionen in ein inneffizientes System ein höheres BIP erreicht als durch niedrigere Investitionen in ein effizienteres System. Ein Anstieg des BIP geht nicht einher mit einem Anstieg des gesamten Wohlstands, da das BIP die Einkommensverteilung in der Bevölkerung nicht berücksichtigt. Steigt das Einkommen insgesamt, so kann ein Großteil dieses Einkommens von einer relativ kleinen Bevölkerungsgruppe verursacht worden sein, während die restliche Bevölkerung über ein gleichbleibendes oder gar geringeres Einkommen verfügt.