Der Äquilibrationseffekt im Sport: Eine Studie zu den Effekten der Befindlichkeitsänderungen

von: Anne Prenz

Diplomica Verlag GmbH, 2014

ISBN: 9783842838949 , 102 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 34,99 EUR

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Der Äquilibrationseffekt im Sport: Eine Studie zu den Effekten der Befindlichkeitsänderungen


 

Textprobe: Kapitel 2.2, Wohlbefinden und Sport: Der Begriff des Wohlbefindens bildet die zentrale Größe der Gesundheitspsychologie. Zahlreiche Gesundheitsdefinitionen befassen sich mit dem Oberbegriff der Gesundheit, um ihn greifbar und fassbar zu machen. Die Definition des Begriffs Gesundheit umfasst in vielseitiger Form das menschliche Erleben und Verhalten angesichts gesundheitlicher Risiken und Beeinträchtigungen sowie der Optimierung von Gesundheit. Eine der ersten vielkritisierten Definitionen der WHO aus dem Jahr 1946 betrachtet Gesundheit als 'Zustand des vollkommenen körperlichen, sozialen und geistigen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheiten und Gebrechen'. Im Fokus der Kritik steht die 'Utopie' des vollkommenen Wohlbefindens. Im Vordergrund steht die Loslösung vom Versuch, Gesundheit nur über Ausprägungsgrade von Krankheit zu definieren. Des Weiteren kommt es zur Strukturierung des Wohlbefindens in körperliche, soziale und geistige Aspekte, die eine Multidimensionalität dieses Begriffes zum Ausdruck bringt (Wydra, 2005). Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit der Begrifflichkeit Wohlbefinden als zentrale Bedeutung für die menschliche Existenz sowie deren Determinanten und dem aktuellen Forschungsstand zur Variabilität des Wohlbefindens durch sportliche Aktivität. 2.2.1, Terminologie von Wohlbefinden: Der Begriff Wohlbefinden wurde im Laufe der Jahre durch die Begriffe Befinden und Befindlichkeit ersetzt und werden heutzutage synonym verwendet. In der Literatur wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass der Begriff der Befindlichkeit häufig nicht klar von den Begriffen Emotion, Stimmung und Gefühl abzugrenzen ist. Während Becker (1991) Befindlichkeit als Oberbegriff subjektiver Erlebensqualität betrachtet, dem Gefühle, Stimmungen und körperliche Empfindungen untergeordnet werden, verwenden Abele-Brehm & Brehm (1986) den Begriff Stimmung synonym mit Befindlichkeit (Steinbacher, 2010). Andere Autoren betrachten die Begriffe Stimmung und Emotionen getrennt, indem sie die Unterschiede in der Intensität und Dauer sehen. Während Stimmungen als ein länger andauerndes Phänomen mit einer geringen Intensität beschrieben werden, besitzen Emotionen eine höhere Intensität bei kürzerer Dauer (Steinbacher, 2010). Abele-Brehm und Brehm (1986) sehen zwischen den Begriffen Befindlichkeit und Stimmung keine klare Abgrenzung. Sie weisen darauf hin, dass im englischsprachigen Raum die Begriffe Stimmung und Befindlichkeit als 'mood' bezeichnet werden und somit nicht voneinander zu trennen sind (Steinbacher, 2010). Demnach kommen sie unter Einbeziehung mehrerer Quellen zu folgender Definition: 'Das Konstrukt der 'Befindlichkeit' (synonym:'Stimmung'; engl. beides 'mood') bezieht sich auf die Beschreibung des momentanen, aktuellen psycho-physischen Zustands eines Individuums. 'Befindlichkeit' ist ein Effekt der Aktivitätskonfiguration einer Person (Nowalis, 1965), ein fortlaufender Ausdruck ihrer Lebensbedingungen (Wessman & Ricks, 1966), eine Reaktion auf die Informationen des Organismus (Nowalis & Nowalis, 1956; Schneider, 1962) und wird als 'atmosphärisch-diffus' bezeichnet' (Abele-Brehm & Brehm, 1986, S. 209). Während Emotionen ausschließlich einen kausalen Bezug zu einer bestimmten Situation besitzen, sind Stimmungen bzw. Befindlichkeiten häufig ungerichtet und bedürfen nicht unbedingt eines äußeren Auslösers. Wohlbefinden wird häufig auch als subjektives Befinden bezeichnet, welches einen immanenten Teil der psychischen Gesundheit einnimmt und oftmals mit den Begriffen Lebenszufriedenheit, Freude, Beschwerde- und Sorgefreiheit assoziiert wird (Emrich et al., 2009). 'Subjektives Befinden kann durch Zustand-, Eigenschafts- und Prozessaspekte beschrieben werden (Becker, 1991). Die aktuelle Stimmung ist der Zustandsaspekt des Befindens (Abele, 1991; Abele & Brehm, 1986a; Morris, 1989). Das Befinden kann als Prozess von - mehr oder weniger intensiven - Stimmungsschwankungen um ein mittleres (Wohlbefindens-) Niveau herum aufgefasst werden, das individuell relativ stabil ist' (Abele & Brehm, 1994, S. 134). Betrachtet man Befindlichkeit in Zusammenhang mit der Gesundheitsdefinition der WHO aus dem Jahr 1946, nimmt sie neben der seelischen Gesundheit und anderen Emotionskonstrukten wie Freisein von Angst oder Depressivität den emotionalen Anteil der Gesundheit ein. Befindlichkeit ist somit nicht nur eine Folge von Ereignissen und Verhalten, sondern auch eine notwendige Vorraussetzung für das menschliche Handeln bzw. Nicht-Handeln bei depressiver Verstimmung oder mangelndem Wohlbefinden (Schwenkmezger, 1994). Aus diesem Grund werden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, die sich mit der Variabilität von Wohlbefinden und deren Determinanten beschäftigen, so dass es zu Stimmungsveränderungen (sowohl positiv als auch negativ) kommt.