Energieausweis - Das große Kompendium - Grundlagen - Erstellung - Haftung

von: Andreas Weglage, Thomas Gramlich, Bernd Pauls, Stefan Pauls, R Schmelich, Iris Pawliczek, Andreas We

Vieweg+Teubner (GWV), 2007

ISBN: 9783834892065 , 429 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's

Preis: 36,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Energieausweis - Das große Kompendium - Grundlagen - Erstellung - Haftung


 

4 Baukonstruktive Grundlagen – Wärmeumfassende Gebäudehüllflächen (S. 89-90)

Um eine energetische Bewertung durchführen zu können, ist es unumgänglich, sich über die Gebäudehüllfläche und deren Aufbau zu informieren. Infolge der Wärmeleitung durch die Gebäudehülle, die an kalte Außenluft, an kältere Räume oder ans Erdreich grenzt, entsteht der Transmissionswärmeverlust. Gebäudeform und die Konstruktion einzelner Bauteile haben wesentlichen Einfluss auf die Transmissionswärmeverluste.

Dieses Kapitel stellt alle wesentlichen Baukonstruktionen und Bauteile in kurzer Form da. Auf ausführliche Konstruktionszeichnungen und eine zu starke Untergliederung wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet und wird als bekannt vorrausgesetzt. Da bei der Erstellung des Energieausweises sicherlich zerstörungsfrei vorgegangen werden soll, bleibt immer eine gewisse Unsicherheit über den absolut korrekten Aufbau der Gebäudehülle. Da laut § 9 Abs. 2 Satz 4 des Referentenentwurfs der EnEV 2007, nicht vorliegende energetische Kennwerte für bestehende Bauteile aus gesicherten Erfahrungswerten vergleichbarer Bauteile gleicher Altersklasse verwendet werden sollen, kann sich daraus eine große Fehleinschätzung ergeben. Diese Falschbeurteilung kann die Gebäudeenergieeffizienzklasse erheblich beeinflussen.

4.1 Dächer Allgemeines

Als ein wichtiger Teil bei der energetischen Bewertung von Gebäuden ist sicherlich das Dach anzusehen. Das Dach steht als obere Begrenzung eines Gebäudes. Das Dach hat neben der raumbegrenzenden Aufgabe, die Aufgabe das Gebäude vor Regen, Schnee, Kälte, Hitze und Wind zu schützen. Weiterhin kann das Dach auch, wenn wir einen ausreichend großen Dachüberstand haben, das Außenmauerwerk vor Regen, Schnee und Sonneneinstrahlung schützen. Hierbei spricht man dann von „konstruktivem Witterungsschutz". Neben den oben genannten konstruktiven Aufgaben hat das Dach auch gestalterische Einflüsse auf das Gesamtbauwerk bzw. das komplette Erscheinungsbild einer Landschaft. Oft werden die gestalterischen Aspekte bei der Planung stärker berücksichtigt als die konstruktiven Aufgaben des Daches.

Es gibt eine Vielzahl an Konstruktionen für Dächer. Im Wohnungsbau kommen im Allgemeinen geneigte, zimmermannsmäßig erstellte Dachkonstruktionen zum Einsatz. Im Industriebau werden oft flach geneigte oder flache Dachkonstruktionen bevorzugt, da diese durch den Ingenieurholzbau wirtschaftlich erstellt werden können. Je nach gewählter Dachkonstruktion und vor allem auch Dämmsituation und Dämmmaterial ergibt sich ein großer Unterschied bei der Berechnung der Energieeffizienz.

Diese verschiedenen Dachkonstruktionen allgemeinverständlich zu erläutern ist Ziel des folgenden Kapitels. Dachformen Dachform, Dachneigung, Dachüberstände und Material der Dachdeckung haben großen Einfluss auf die Gesamtwirkung des Bauwerks. Von der Gestaltung und der beabsichtigten Nutzung des Daches können Herstellungs- und Instandhaltungskosten stark beeinflusst werden. Komplizierte Dachformen, bei denen aufwendige Detaillösungen notwendig werden, erhöhen die Herstellungskosten durch den Mehraufwand an Planung, Konstruktion, Material und Bauüberwachung.

Hierbei können schon kleinste Planungs- oder Ausführungsfehler zu beträchtlichen Bauschäden führen. Aus diesen Gründen sollten großzügige, zusammenhängende und einfach zu erstellende Dachflächen bei der Planung bevorzugt werden. Diese Fehler bei der Bauausführung in der Erstellung des Energieausweises zu berücksichtigen, ist ein nicht einfach zu lösendes Problem und in der Regel ohne Ortstermin nicht durchführbar (Kostenerhöhung bei der Erstellung des Energieausweises). Bei ausgebauten Dachgeschossen ist eine nachträgliche Untersuchung der Dämmung in den Anschlussbereichen sehr aufwendig und von einer zerstörenden Untersuchung ist abzuraten. Durch die Anzahl, Form und die Lage der einzelnen Dachflächen zueinander wird die Dachform bestimmt. Einige der wichtigsten Dachformen sind:

Das Pultdach besteht aus einer Dachfläche, die zu einer Seite mit mehr als 5° geneigt ist. Ist diese Dachneigung zwischen 5° und 20° handelt es sich um ein „flach geneigtes Dach", bei mehr als 20° um ein Steildach. Haben wir eine Neigung unter 5°, so handelt es sich um ein Flachdach. Hier müssen besonderer Anforderungen an die Dachabdichtung beachtet werden, die in Abschnitt 1.6 erläutert werden. Das Satteldach hat im Allgemeinen zwei gleich große rechteckige Dachflächen.