Das Image von Journalisten - Eine qualitative Untersuchung

von: Sandra Lieske

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN: 9783531908885 , 297 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 47,65 EUR

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Das Image von Journalisten - Eine qualitative Untersuchung


 

2.4 Die Entwicklung des Images von Journalisten beim Rezipienten (S. 54)

Die Entwicklung des Images von Journalisten aus der Sicht des Rezipienten hängt von mindestens drei Faktoren ab: 1.) von der Art der Quellen, die Rezipienten Informationen über Journalisten liefern, 2.) von der Stärke ihres Einflusses sowie 3.) von ihrer inhaltlichen Qualität.

2.4.1 Art der Informationsquellen

Auf Basis des dynamisch-transaktionalen Ansatzes leitet Engesser (2003, S. 21-25) drei Interaktionsebenen zwischen Rezipient und Kommunikator ab, die den Kommunikationspartnern Informationen über den jeweils anderen liefern: die direkte, indirekte und imaginäre Interaktionsebene. Folgt man diesem Schema, so bezieht der Rezipient Informationen über Journalisten auf direktem Wege durch persönliche Kontakte zu diesem Berufsstand, die sich beispielsweise aus Freundschaften, Verwandtschaftsverhältnissen oder losen Bekanntschaften ergeben können. Solche Begegnungen zählen nicht zur Massenkommunikation im eigentlichen Sinne. Manchmal sind Rezipienten aber auch als Zuschauer oder Hörer bei Aufzeichnungen von Sendungen in Hörfunk- oder Fernsehstudios anwesend oder begegnen Journalisten bei öffentlichen Veranstaltungen, die von Medieninstitutionen organisiert werden.

Solche direkten Erfahrungen des Rezipienten mit Journalisten kann man auch als Primärerfahrungen bezeichnen. Auf indirektem Wege (Sekundärerfahrungen) erhalten Rezipienten Informationen über Journalisten durch Mediendarstellungen (Journalisten im beruflichen Kontext, Berichte über Journalisten), personale Darstellungen (Autobiografien, Biografien), fiktionale Darstellungen (Fernsehserien, Filme, Literatur) sowie durch Kontakte zu journalistischen Produkten (Zeitungsartikel, Radio- oder Fernsehbeiträge), die sie bewerten und von denen sie auf den Journalisten als Produzenten der Aussage schließen (vgl. Engesser, 2003, S. 24-25).

Nun sind die Wege, auf denen der Rezipient Informationen über Journalisten sammelt, mit den genannten Möglichkeiten noch nicht erschöpft. Vielmehr wird er auch in persönlichen Kontakten zu anderen Medienkonsumenten seinen Wissensschatz über Journalisten erweitern und dabei erfahren, wie beispielsweise Verwandte, Freunde oder Arbeitskollegen über diesen Berufsstand denken. Diese Personen beziehen wiederum auf direktem oder indirektem Weg Informationen über Journalisten und werden so ihr eigenes Bild vom journalistischen Berufsstand entwickeln. Der Rezipient wird also seine Erfahrungen mit und Einstellungen zu Journalisten in direkten Kontakten auch an andere Individuen weitergeben und dabei gleichzeitig Einsichten in die Vorstellungen und Einstellungen seiner Gesprächspartner erhalten.

Somit lassen sich diese Austauschbeziehungen ebenfalls als Interaktionen bezeichnen, die allerdings innerhalb des Rezipientenkreises ablaufen. Die Informationen, die dabei ausgetauscht werden, fließen entsprechend dem Kommunikationscharakter auf direktem Wege und gelten somit als Primärerfahrungen. Da sie sich aber auf die imaginäre Interaktionsebene zwischen Rezipient und Medienakteur beziehen, kommen sie streng genommen Sekundärerfahrungen mit Journalisten gleich. Schließlich handelt es sich um einen Meinungsaustausch zwischen Medienkonsumenten über ihre subjektiv geprägten Vorstellungen von Journalisten, aus denen wiederum bestimmte Einstellungen und Gefühle bezüglich des journalistischen Berufsstands resultieren. Dabei erhält der Einzelne Informationen über Journalisten zwar nicht medienvermittelt, aber dennoch „gefiltert, nämlich durch die subjektive Sicht seines Gegenübers. Abbildung 2 verdeutlicht den erläuterten Zusammenhang.

2.4.2 Einflussstärke der Informationsquellen

Engesser stellt fest, dass sich die Stärke des Einflusses der verschiedenen Quellen, die das Bild der Kommunikationspartner vom jeweils anderen prägen, nicht genau beziffern lässt (vgl. Engesser, 2003, S. 25). Man kann aber davon ausgehen, dass sich das Journalistenbild beim Rezipienten desto umfangreicher und klarer ausnehmen wird, je besser er mit Journalisten vertraut ist und ihre Arbeitsweise kennt. Und dies hängt wiederum davon ab, auf welchen Wegen er Informationen über Journalisten erhält und wie umfangreich sie ausfallen.