Demenzteams führen und leiten - Personzentrierte Pflege von Menschen mit Demenz managen

von: Buz Loveday

Hogrefe AG, 2014

ISBN: 9783456954585 , 184 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 26,99 EUR

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Demenzteams führen und leiten - Personzentrierte Pflege von Menschen mit Demenz managen


 

1.1 Pflegeziele bei Demenz erkennen (S. 24-25)

Den Arbeiten von Tom Kitwood (1997), Dawn Brooker (2007) und anderen ist es zu verdanken, dass sich im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts unser Verständnis von Demenz revolutionär verändert hat. [Die Arbeiten von Tom Kitwood (1997) «Dementia Reconsidered» und von Dawn Brooker (2007) «Person-Centred Dementia Care» wurden vom Verlag Hans Huber als deutschsprachige Ausgabe herausgegeben: Kitwood, T. «Demenz – Der person-zentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen» und Brooker, D. «Person- zentriert pflegen – Das VIPS-Modell zur Pflege und Betreuung von Menschen mit einer Demenz». Anm. dt. Bearb.] Inzwischen ist die Vorstellung weitgehend akzeptiert, dass Demenz keineswegs die hoffnungslose Diagnose sein muss, die sie früher gewesen ist. Deshalb trägt die National Dementia Strategy for England auch den Titel Living well with Dementia (Department of Health, 2009) («Gut leben mit Demenz»). Obwohl eine Heilung immer noch ausgeschlossen ist, kann viel getan werden, um das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz zu verbessern und ihr Potenzial zu maximieren.

1.1.1 Sekundäre Fähigkeitsverluste minimieren

Es ist zwar wichtig, zumindest ansatzweise über die Auswirkungen demenzauslösender Krankheitszustände auf das Gehirn informiert zu sein, ganz sicher ist es jedoch ein Fehler, alle Schwierigkeiten einer Person mit Demenz allein mit den Symptomen der neurologischen Beeinträchtigung zu erklären. Wer diese Vermutung hegt, fällt der «diagnostischen Blicktrübung» zum Opfer, der Annahme, dass sich sämtliche Schwierigkeiten einer Person ihrer diagnostizieren Krankheit zuschreiben lassen. Genauso wie das Mobilitätsproblem einer Person durch ihre physische und soziale Umgebung noch verstärkt werden kann, haben auch die Schwierigkeiten, die Menschen mit Demenz auferlegt sind, oft mehrere Ursachen (s. Abb. 1-1).

Externe Faktoren, insbesondere in Kombination mit den realen Symptomen einer Demenz, können viele zusätzliche Probleme – «sekundäre Fähigkeitsverluste » –auslösen (Jolley, 2005: 27).

Beispiel

Eine neue Umgebung wird die Desorientiertheit einer Person, die bereits einige Gedächtnisprobleme hat, vermutlich steigern. Schwache Beleuchtung kann Wahrnehmungsprobleme verstärken. Eine laute Umgebung kann die Kommunikation behindern.

Entmündigende Pflegepraktiken (etwa indem die Pflegekraft ihrem Schützling eine Aufgabe abnimmt, die er oder sie selbst erledigen könnte) führen manchmal dazu, dass die Person nach und nach ihre Fähigkeiten einbüßt, weil sie aus der Übung kommt. Die hier angeführten Beispiele – Desorientierung, Wahrnehmungsprobleme, Kommunikationsschwierigkeiten – sind keine Demenzsymptome, vielmehr sekundäre Fähigkeitsverluste. Diese Erkenntnis ist ganz entscheidend, weil sie Verbesserungsmöglichkeiten eröffnet. Funktionsverluste dieser Art lassen sich rückgängig machen, bei entsprechender Sorgfalt vielleicht sogar ganz verhindern.

Wir müssen zudem die Persönlichkeit und Lebensgeschichte eines jeden Menschen berücksichtigen und deren Einflüsse auf das individuelle Demenzerleben erkennen.