Frettchen - Heimtier und Patient

von: Michael Fehr, Anja Ewringmann, Martina Warschau

Enke, 2014

ISBN: 9783830412489 , 328 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 24,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Frettchen - Heimtier und Patient


 

3 Haltung


Anja Ewringmann

3.1 Haltungsformen


Frettchen sind sehr beliebte Heimtiere, allerdings sind die quirligen Tiere hinsichtlich ihrer Haltungsanforderungen recht anspruchsvoll.

Frettchen sollten, da sie äußerst soziale Tiere sind, nicht alleine gehalten werden. Sie benötigen zudem ein ausreichend großes Platzangebot sowie genügend Auslauf und abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten.

3.1.1 Innenhaltung


Der überwiegende Teil der Heimtierfrettchen wird in der Wohnung gehalten. Hierbei überwiegen die Haltung in Käfigen oder Volieren mit beaufsichtigtem Freilauf sowie die Haltung in eigens für die Tiere eingerichteten Zimmern. Vereinzelt dürfen sich Frettchen jedoch auch dauerhaft frei in der Wohnung bewegen.

Beim Freilauf in der Wohnung ist generell zu beachten, dass viele Gefahren lauern können. Da Frettchen extrem agile Tiere sind, die aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer schlanken Körperform in jeden Winkel gelangen können und zudem noch gut klettern können, ist es äußerst schwierig, eine Wohnung tatsächlich frettchensicher zu gestalten. Als Gefahrenquellen müssen z.B. Giftpflanzen oder Stromkabel ausgeschaltet werden, die von den Tieren angefressen werden können. Arznei-, Wasch- oder Reinigungsmittel müssen verschlossen werden und auch Herdplatten, Backöfen oder Waschmaschinen stellen potenzielle Gefahren dar. Zudem haben Frettchen eine extrem hohe Affinität zu Gummi. Gegenstände aus diesem Material (z.B. Ohrstöpsel, Unterlagen, die als Gleitschutz für Teppiche dienen) werden gerne angefressen und verschluckt, woraus nicht selten ein ▶ Fremdkörperileus resultiert.

3.1.1.1 Käfighaltung

Für die Käfighaltung von Frettchen sollte eine Grundfläche von 2 m2/Tier nicht unterschritten werden. Selbst wenn diese Anforderung erfüllt ist, muss den bewegungsaktiven Tieren dennoch ausreichend zusätzlicher Freilauf gewährt werden.

Im Zoofachhandel erhältliche Frettchenkäfige sind ungeeignet, da sie viel zu klein sind, sodass Frettchenhalter in den meisten Fällen Eigenbauten herstellen. Gut geeignet sind hierfür insbesondere ausgediente Kleiderschränke. Diese sind von 3 Seiten geschlossen; an der Vorderseite können mit Vierkantdraht vergitterte Türen angebracht werden. Alternativ können große Vogelvolieren als Frettchenkäfig umfunktioniert werden.

Ein Frettchenkäfig sollte mit mehreren Etagen ausgestattet sein, die über Rampen oder Röhren miteinander verbunden sind (▶ Abb. 3.1). Besonders bewährt haben sich Röhren, die außerhalb des Käfigs entlanglaufen, um die Ebenen miteinander zu verbinden. Auf diese Weise wird kein Platz für Verbindungslöcher zwischen den Etagen verschwendet und ein Herunterfallen von Einrichtungsgegenständen kann verhindert werden.

Abb. 3.1 Frettchenvoliere.

(Simone Fiebig-Succar und Kay Succar, Berlin)

Jede Ebene sollte eine Höhe von etwa 50 cm aufweisen, damit sich die Tiere aufrichten können. Der Etagenboden sowie die bodennahen Seitenwände sollten verfliest oder mit stabilem PVC-Boden ausgelegt sein, um eine gute Reinigung zu ermöglichen.

Für jedes Frettchen sollte mindestens eine Schlafmöglichkeit zur Verfügung stehen. Hierzu eignen sich beispielsweise Holzhäuser, stabile Pappkartons oder Hängematten, die mit zusätzlichen kleinen Decken oder Tüchern versehen werden, damit sich die Tiere einkuscheln können (▶ Abb. 3.2).

Abb. 3.2 Schlafplätze.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Abb. 3.2a 

Abb. 3.2b 

Der Käfig muss zudem mit einer ausreichenden Anzahl an Toiletten versehen werden. Hier können Katzenklos mit Katzenstreu verwendet werden.

Futter- und ▶ Wassernäpfe müssen aus stabilem und gut zu reinigendem Material (z.B. Ton, Keramik) bestehen. Sie sollten, falls die oberen Ebenen durch Einstieglöcher zu erreichen sind, in der untersten Käfigetage platziert werden, damit sie nicht herunterfallen können. Gut geeignet sind zudem Metallnäpfe, die mit Halterungen an der Gittertür befestigt werden können (Papageienbedarf). Um Streitigkeiten bei der Fütterung zu verhindern, hat es sich bewährt, pro Tier einen Futternapf zur Verfügung zu stellen.

3.1.1.2 Haltung im Frettchenzimmer

Die Haltung von Frettchen in eigenen Zimmern bietet den Tieren ein Optimum an Bewegung. Ein Frettchenzimmer sollte mit einem gut zu reinigenden Bodenbelag ausgestattet sein. Es sollte zudem hell sein, sich aber insbesondere in den Sommermonaten nicht zu stark erwärmen, da Frettchen ▶ Hitze nicht gut tolerieren.

In dem Zimmer sollte ein ▶ Käfig als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Dieser wird wie oben beschrieben ausgestattet. Das übrige Zimmer kann beliebig als „Spielwiese“ gestaltet werden. Zum Klettern eignen sich beispielsweise Kratzbäume für Katzen oder selbstgebaute Klettergerüste aus Holz. Als Versteckmöglichkeiten dienen Röhren (z.B. flexible Drainageröhren aus dem Baumarkt, Durchmesser mindestens 20 cm), Holzhäuser oder Pappkartons.

3.1.2 Außenhaltung


Eine ganzjährige Haltung von Frettchen im Freien ist möglich. Voraussetzung ist jedoch, dass die Tiere mindestens zu zweit gehalten werden und sich in einem guten Gesundheitszustand befinden. Zudem sollten die Frettchen bereits im späten Frühjahr in ein Außengehege einziehen, damit sie sich an die klimatischen Bedingungen gewöhnen können.

Ein Außengehege muss eine ausreichend große Grundfläche besitzen, wobei pro Tier 3 m2 veranschlagt werden. Das Gehege/die Voliere sollte sich an einem Standort befinden, der vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Zumindest ein Teil des Geheges sollte überdacht sein, um ihn vor Regen und Schnee zu schützen. In diesem trockenen Bereich kann dann eine kombinierte Schlaf- und Futterhütte aufgestellt werden. Zu beachten ist weiterhin, dass das Gehege so gesichert sein muss, dass die Frettchen weder ausbrechen, noch andere Tiere hineingelangen können. Da Frettchen gerne buddeln, muss daher auch der Untergrund abgesichert werden.

Als Schutzhütte können doppelwandige Holzhäuser dienen, zwischen deren Holzschichten Styropor als Isolationsmaterial eingefügt wurde. Hierbei ist wichtig, dass das Isoliermaterial vollständig abgedeckt ist, damit es von den Frettchen nicht angefressen und verschluckt werden kann. Als „Nistmaterial“ für das Schlafhaus eignen sich v.a. Tücher und kleine Decken. Heu und Stroh neigen sehr leicht zur Schimmelbildung, wenn sie feucht werden.

Die Ausstattung eines Außengeheges kann prinzipiell so gestaltet werden wie die eines ▶ Frettchenzimmers, wobei als Klettermöglichkeiten auch große Wurzeln, dicke Äste oder Baumstämme verwendet werden können.

3.1.3 Gesellschaft und Vergesellschaftung


Merke

Frettchen sind, im Gegensatz zu ihrem Vorfahren, dem Europäischen Iltis, keine Einzelgänger, sondern sehr soziale und gesellige Tiere. Sie sollten daher nicht einzeln, sondern mindestens paarweise oder auch in Gruppen gehalten werden.

Zwar können der Mensch oder auch andere Haustiere – Frettchen sind oft gut an Hunde oder Katzen zu gewöhnen – als Spielpartner dienen, sie können jedoch auf Dauer keine Artgenossen mit frettcheneigenem Sozialverhalten ersetzen.

Bei der Neuanschaffung von Frettchen empfiehlt es sich, direkt mindestens 2 Tiere aufzunehmen. Am einfachsten ist hier die Anschaffung von Welpen, die dann in der Regel problemlos miteinander aufwachsen. Ist bereits ein einzelnes Frettchen vorhanden, das einen neuen Partner bekommen soll oder werden 2 halbwüchsige oder ausgewachsene Tiere aufgenommen, so muss eine beaufsichtigte Vergesellschaftung durchgeführt werden.

Für die Vergesellschaftung von Frettchen gibt es keine allgemeingültigen Regeln, die auf alle Tiere anwendbar sind. Der Verlauf und der Erfolg einer Vergesellschaftung sind individuell sehr unterschiedlich und hängen von den bisherigen Erfahrungen, dem Verhalten und dem Charakter der beteiligten Tiere ab. Prinzipiell gilt jedoch, dass eine Vergesellschaftung von Welpen und Jungtieren bis zu etwa 1 Jahr sowie von gut sozialisierten älteren Frettchen meist deutlich unkomplizierter ist als von älteren Frettchen, die bereits lange Zeit keinen Kontakt mehr zu Artgenossen hatten.

Eine Vergesellschaftung sollte immer möglichst auf neutralem Boden erfolgen, sodass keines der Tiere das Bedürfnis hat, sein Revier verteidigen zu...