Leistungserstellung im Kulturmanagement - Eine institutionenökonomische Analyse

von: Bettina Rothärmel

DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN: 9783835091573 , 244 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 53,94 EUR

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Leistungserstellung im Kulturmanagement - Eine institutionenökonomische Analyse


 

1. Einleitung (S. 1)

1.1 Zur Aufgabenstellung

Die Gründung des ersten Kulturmanagement-Studienganges in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1987 bildet einen Meilenstein in der anhaltenden Diskussion, ob und inwieweit ökonomisch bzw. betriebswirtschaftlich ausgerichtete Theorien, Methoden und Instrumente, ihre Denk- und Verhaltensweisen die vielfältigen Anliegen der Kultur wirkungsvoll zu unterstützen in der Lage sind.

Das Kulturmanagement als universitäre Aus- und Weiterbildung zu institutionalisieren, es explizit als dem Anliegen der Kultur gewidmetes Studien-, Lehr- und Forschungsgebiet zu begreifen, in welchem auch die Kenntnisse und Praktiken des modernen Wirtschaftens für die Kulturforderung erschlossen werden sollen, begründet seine mehr oder weniger deutlich formulierte Daseins-Berechtigung auf zwei elemenätaren Erkenntnissen.

Das Management der Kultur auch als ökonomisches Handeln zu begreifen, folgt zunächst abstrakt formuliert der Tatsache, dass der Kulturbetrieb, sei er staatlich subventioniert oder privatwirtschaftlich organisiert, dem Gesamtsystem Wirtschaft zugeordnet werden muss. Um das kulturelle Leistungsangebot zu erstellen, werden knappe Güter und Ressourcen genutzt, die im Austausch gegen andere Güter oder Ressourcen erworben werden.

Auf der Nachfrageseite steht dieses Angebot sodann im Wettbewerb mit anderen Angeboten um die Gunst der Besucher, Leser, Zuhörer und Käufer. Es steht im Wettbewerb um ihr monetäres Budget, ihr Zeitbudget und nicht zuletzt um das individuelle intellektuelle Engagement, das jederzeit auch anderweitig eingebracht werden kann.

Die Entwicklungen in der Realität begründen ihrerseits die praktische Notwendigkeit der Institutionalisierung von Kulturmanagement als universitäres Lehr- und Forschungsgebiet. Thomas Heinze, geschäftsführender Direktor des Hagener Kulturmanagement-Instituts, führt hierzu drei zentrale Gründe an:

1. ,,Die Notwendigkeit von Kulturmanagement ergibt sich einerseits aus dem Gebot einer Professionalisierung und Ökonomisierung der Kulturarbeit vor dem Hintergrund begrenzter oder sich verringernder staatlich-öffentlicher Finanzierungsmöglichkeiten.

2. Die Notwendigkeit von Kulturmanagement entsteht andererseits aus den steigenden Qualifikationsanforderungen an Bildung und Kultur und damit höheren Anforderungen an das zustsändige Personal,

3. und schließlich ist das Kulturmanagement als Kultuvermittlung erforderlich, um zu gewähleisten, dass auch schwierige kulturelle Angebote (Experimente) ein Publikum finden.

Nähe liegend also, dass ökonomisches Wissen, Denken und Handeln den Kultur- Schaffenden und Kultur-Vermittelnden nützlich ist, wenn es richtig eingesetzt wird. Tatsächlich aber ist die Diskussion um Ükonomie und Management im Kultursektor immer noch mit Berührungssängsten behaftet. Wo sie geführt wird, wird sie oft genug auf die isolierte Betrachtung von Übertragbarkeit und Nutzwert einzelner Methoden und Werkzeuge aus dem volkswirtschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen ,Instrumentenkasten reduziert. Eine umfassende und theoriegeleitete Fundierung des Kulturmanagements, die von einem nennenswerten Konsens getragen wird, ist nicht in Sicht .

Für dieses Vorgehen spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass bestimmte Aspekte der Leistungserstellung mühelos ausgeklammert werden konnen: Ein kultureller Auftrag kann und darf schließlich nicht der Profitmaximierung oder dem Marktdiktat zum Opfer fallen. Zu solchen Befürchtungen trägt die Alltagserfahrung der 90er das ihre bei.

So lassen - inmitten einer Krise der Kulturfinanzierung - die Besucherrekorde seichter Musicals, die Buskolonnen in die Kulturhauptstadt Weimar zum Goethe-Haus oder die Breitenwirkung von Mega-Klassik-Shows der Superlative wie denen der ,Drei Tenore das Schreckenszenario eines Publikumsdiktates über Programme, Inhalte und Ausdrucksformen irnmer bedrohlicher erscheinen. ,,Der Kommerz dringt vor und gräbt der Kunst und Kultur ... das Wasser ab."