Herbert Reineckers Gesamtwerk - Seine gesellschafts- und mediengeschichtliche Bedeutung

von: Volker Helbig

DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN: 9783835054660 , 434 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 59,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Herbert Reineckers Gesamtwerk - Seine gesellschafts- und mediengeschichtliche Bedeutung


 

I. Konzeptueller Teil (S. 1)

1. Heranführung an den Gegenstand

Die vorliegende Studie ist der Versuch einer textanalytisch basierten Gesamtdarstellung zum Lebenswerk des Buch-, Theater-, Film-, Hörfunk- und Fernsehautors Herbert Reinecker (1914-2007). Als Urheber unzähliger massenrezipierter Medienprodukte hat Reinecker im Laufe des 20. Jahrhunderts ein internationales Millionenpublikum erreicht. Er ist nicht nur der alleinige Verfasser der Fernsehkrimiserien Der Kommissar (1969-1976) und Derrick (1974- 1998), sondern darüberhinaus auch ein namhafter Unterhaltungsschriftsteller, Dramatiker und Hörspielautor sowie einer der aktivsten Drehbuchschreiber des bundesdeutschen Nachkriegsfilms. Unter Berücksichtigung seiner Fernseharbeiten der siebziger, achtziger und neunziger Jahre wird er von der Presse mitunter als der weltweit meistrezipierte deutschsprachige Autor bezeichnet.

Herbert Reinecker, 1914 im westfälischen Hagen geboren, beginnt seine Schriftstellerkarriere Mitte der dreißiger Jahre im Amt für Presse und Propaganda der Reichsjugendführung (RJF) in Berlin, wo er als Redakteur und Autor eine gewichtige Position in der Medienlandschaft des Dritten Reichs einnimmt. Er redigiert mehrere Zeitschriften, veröffentlicht Jugendbücher und einen Roman. Ebenfalls in die NS-Zeit fallen Reineckers Durchbruch als Dramatiker (u.a. mit dem Stück Das Dorf bei Odessa, 1942) sowie sein Einstieg in das Filmgeschäft (Der Mann mit dem Plan, 1939, Der Fall Rainer, 1942, und Junge Adler, 1944).

Anfang der fünfziger Jahre arbeitet Reinecker zunächst als einer der ersten Hörspielautoren für den neugegründeten Rundfunksender NWDR in Hamburg, wendet sich dann jedoch hauptsächlich dem Film zu und ist in den folgenden Jahren ein gefragter Autor des bundesdeutschen Unterhaltungskinos. Er landet kommerzielle Erfolge wie Vater braucht eine Frau (1952) oder Anastasia – Die letzte Zarentochter (1956). Für Weg in die Freiheit (1952) und Canaris (1954) erhält er jeweils den Bundesfilmpreis. Auch auf dem Buchmarkt kann sich Reinecker in den fünfziger Jahren mit seinen zwei Bestseller-Romanen Kinder, Mütter und ein General (1953) und Taiga (1958) durchsetzen.

In den sechziger Jahren schreibt Reinecker weiterhin Kinofilme, darunter einige der legendären Edgar Wallace-Reihe (z.B. Der Hexer, 1964). Die nach seinem Drehbuch entstandene Charles Morgan-Verfilmung Kennwort Reiher (1964) wird sogar mit vier Bundesfilmpreisen ausgezeichnet. Doch die gesellschaftlichen, medialen und ästhetischen Umbrüche der sechziger Jahre lassen ihn nun verstärkt das Fernsehen als neues Betätigungsfeld entdecken. Für das gerade erst gegründete ZDF verfaßt er Fernsehfilme und Mehrteiler, zu denen einige der als ‚Straßenfeger‘ bekannt gewordenen dreiteiligen Kriminalspiele zählen (z.B. Babeck, 1968).

In den späten sechziger Jahren entsteht in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Helmut Ringelmann die fernsehgeschichtlich bedeutsame und stilbildende Krimiserie Der Kommissar, deren alleiniger Autor Reinecker ist. Im Jahr 1974 startet parallel dazu – ebenfalls für das ZDF – die Serie Derrick. In den siebziger, vor allem aber in den achtziger Jahren schreibt Reinecker neben Derrick und einigen Fernsehfilmen hauptsächlich personenbezogene TV-Episodenformate für Film- und Fernsehstars wie Lilli Palmer, Hans Joachim Kulenkampff, Martin Held, Harald Juhnke, Mario Adorf, Rudolf Platte, Inge Meysel, Heinz Bennent, Johannes Heesters, Klaus Maria Brandauer u.a. sowie 1981-1987 gelegentlich auch Beiträge für die Reihe Das Traumschiff.Einen weiteren großen TV-Erfolg kann Reinecker mit seiner komplett selbstgeschriebenen Serie Jakob und Adele (1982-1989) verzeichnen.