Wirtschaftsinformatik als Schlüssel zum Unternehmenserfolg

von: Kerstin Fink, Christian Ploder

DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN: 9783835091221 , 289 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 53,94 EUR

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Wirtschaftsinformatik als Schlüssel zum Unternehmenserfolg


 

Forschungsmethodik der Wirtschaftsinformatik - Fortschrittskonzept und Forschrittsmessung (S. 3)

Eine Antwort auf die Frage, ob es einen Fortschritt der Forschungsmethodik der Wirtschaftsinformatik gibt, ist für die kaum 50 Jahre alte Disziplin, die noch um Anerkennung als Wissenschaft ringt, von grundlegendem Interesse. Dabei geht es vor allem um ihre Abgrenzung gegenüber Pseudowissenschaften bzw. im Sinne von Eugen Schmalenbach um ihre Fortentwicklung von einer Kunstlehre zu einer Wissenschaft.

Die nur mäßiige Auseinandersetzung mit wissenschaftstheoretischen und insbesondere forschungsmethodischen Fragen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft Wirtschaftsinformatik ist ein Hindernis auf dem Wege von einer Wirtschaftsinformatik als Kunstlehre zu einer Wirtschaftsinformatik als Wissenschaft. Es ist nicht überraschend festzustellen, dass es nach Kenntnis des Autors bisher keine Fortschrittsmessung am Objekt Forschungsmethodik der Wirtschaftsinformatik gegeben hat, ebenso wenig wie an anderen Objekten wie Gegenstände des Erkenntnisobjekts und Theoriekerne der Wirtschaftsinformatik.

Dieser Beitrag beschreibt einen ersten Versuch zur Entwicklung eines Fortschrittskonzepts und zur Fortschrittsmessung am Objekt Forschungsmethodik, seine Befunde sollten daher zurückhaltend beurteilt, aber als Grundlage für Weiterentwicklungen angesehen werden.

Lutz J. Heinrich

1 Problem

Problembeschreibung für die vorliegende Untersuchung ist der Befund der Studie „Forschungsmethodik der Wirtschaftsinformatik", über die erstmals in der Emeritierungsvorlesung des Autors am 8.7.2004 an der Universität Linz berichtet wurde und die 2005 unter dem Titel „Forschungsmethodik einer Integrationsdisziplin: Ein Beitrag zur Geschichte der Wirtschaftsinformatik" in N.T.M. - Internationale Zeitschrift für Geschichte und Ethik der Naturwissenschaften, Technik und Medizin publiziert wurde ([Hein04a], im folgenden kurz als N.T.M.-Studie bezeichnet).

Der zusammenfassende Refund der N.T.M.-Studie lautet: In 14 Jahren Wirtschaftsinformatik hat sich nur wenig ereignet, was forschungsmethodisch bedeutsam ist. In den 538 Aufsätzen der als Stichprobe verwendeten 14 Jahrgänge der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK wird viel beschrieben und viel gestaltet (konzipiert, gebaut, entwickelt, konstruiert und implementiert), und manchmal werden auch Prognosen gewagt, erklärt wird nur wenig.

Beim Beschreiben und Gestalten wird nur selten offen gelegt, wie dabei forschungsmethodisch vorgegangen wurde. Wirtschaftsinformatik zeigt sich also primär deskriptiv und gestaltend, kaum erklärend und Theorie bildend - und auch nicht prognostizierend. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, diese Aussage über die Anwendung oder Verwendung von Forschungsmethoden in der Wirtschaftsinformatik durch eine Fortschrittsmessung zu präzisieren. Aussagen über den Bestand an Forschungsmethoden zu machen, ist nicht Ziel dieser Untersuchung.

Da ein Konzept für die Fortschrittsmessung (im folgenden als Fortschrittskonzept bezeichnet), das heißt eine Systematik von Indikatoren, Kennzahlen, Kriterien, Metriken (wie auch immer bezeichnet) nicht vorliegt, dem Autor jedenfalls nicht bekannt ist, ist die Entwicklung eines Fortschrittskonzepts Voraussetzung fßr die Erreichung des Untersuchungsziels.

Bei diesem Fortschrittskonzept handelt es sich „naturgemäß" um einen Prototypen, der auf einen Teil des Datensatzes der genannten Stichprobe, nämlich auf jeweils zwei Jahrgänge umfassende Perioden, angewandt wird. Fortschrittsmessung und dafür mehr oder weniger gut geeignete Fortschrittskonzepte sind im Projektmanagement - und damit auch in der Wirtschaftsinformatik - zum Messen des Projektfortschritts, das heißt als eine am Projektmanagement orientierte Systematik verbreitet.

Für die Forschungsmethodik als Untersuchungsobjekt lassen sich daraus allerdings keine brauchbaren Hinweise zur Konstruktion eines Fortschrittskonzepts ableiten, insbesondere wohl deshalb nicht, weil es nicht Zweck der Fortschrittsmessung der Forschungsmethodik ist, Fortschritt dynamisch im Forschungsprozess zu messen, sondern Zeitvergleiche von Messungen anzustellen, deren Zeiträume relativ weit auseinander liegen (mindestens wohl ein Jahrzehnt).