Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung

von: Rolf Schmidt

engelsdorfer verlag, 2014

ISBN: 9783957444684 , 223 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung


 

Von Dänemark mit der Fähre nach Norwegen


Kurz nach 6 Uhr ist für mich die Nacht vorbei. Mein Handywecker reißt mich mit durchdringendem Ton aus dem Schlaf. Ich weiß ja nicht, wie stark der Verkehr heute auf der Autobahn Richtung Norden sein wird. So mache ich mich lieber etwas eher auf den Weg, als dass ich noch die Fähre verpasse oder im ungünstigen Fall bis nach Hirtshals ziemlich zügig fahren muss.

Ich habe sehr unruhig geschlafen, denn es ist lange nicht finster geworden. Dafür wurde es aber heute früh schon wieder ziemlich zeitig hell.

In der kleinen Küche, die sich unmittelbar neben meinem Zimmer befindet, klappern schon die Teller und Kaffeeduft zieht langsam herüber. Meine Vermieterin ist also auch schon da und bereitet für mich das Frühstück vor. In der Zwischenzeit gehe ich mich erst einmal waschen. Dann bekomme ich das Essen sogar auch noch auf das Zimmer gebracht. Das ist vielleicht ein hervorragender Service!

Der einzige kleine Nachteil dieser Übernachtung war, dass sich das Bad und die Toilette für mein Zimmer über den Gang befunden haben. Da hier unten im Kellergeschoss aber nur ein Zimmer ist, kann man das auch eigentlich akzeptieren.

Ganz planmäßig beginne ich meine Fahrt nach Hirtshals. Bei der Abfahrt von der Pension scheint sogar schon die Sonne und der Freitagsverkehr in der Stadt lässt auch noch auf sich warten. Langsam fahre ich am Hafengelände und einem großen Park vorbei zur Autobahn E 45. Dort ist der Verkehr doch schon ziemlich stark. Viele Urlauber sind auf dem Weg in ihre Ferienhäuser bzw. zu Campingplätzen. Sehr viele große Autos ziehen noch größere Wohnwagen hinter sich her. Erst nach der Abfahrt zur Stadt Aarhus wird die Anzahl der Autos immer weniger. Vorbei an Randers und Hobro geht es jetzt ganz entspannt bis zur Abzweigung bei Aalborg. Hier teilt sich die Autobahn. Auf der Europastraße 45 kann man bis nach Frederikshavn und dann nach einer Fährüberfahrt auf dem Inlandsvägen quer durch Schweden fahren. In der anderen nördlichen Richtung führt die Europastraße 39 direkt bis in den Fährhafen von Hirtshals. Dort muss ich jetzt hin, um anschließend mit der Fähre nach Norwegen fahren zu können, Es ist nur schade, dass es an den dänischen Autobahnen kaum Rast-und Tankstätten gibt. So ist es auch auf meinem jetzigen Weg. Schließlich kommt doch noch eine kleine Raststätte. Hier halte ich an und trinke einen Kaffee. Eigentlich ist der Grund für die Pause ein ganz anderer. Ich habe nämlich Zuhause beim Durchstöbern der Unterlagen von früheren Reisen einen 50 Kronen-Schein gefunden. Jetzt möchte ich wissen, ob der überhaupt noch gültig ist. Und siehe da, er ist es! Ohne Problem wird er von der Bedienung angenommen und ich erhalte dafür meinen Kaffee. Das Wechselgeld besteht aus aktuellen Scheinen und Münzen.

Nach dieser kurzen Pause trete ich den letzten Teilabschnitt meiner heutigen Fahrt auf dänischem Boden an. Die Autobahn führt jetzt fast schurgerade nach Norden. Es gibt kaum noch größere Kurven. Kurz vor 10 Uhr habe ich das Ende der Autobahn erreicht und somit auch die Stadt Hirtshals. Eigentlich ist noch genügend Zeit, um einen kurzen Bummel durch den Ort machen zu können.

Hirtshals ist eine Hafenstadt im Nordwesten Jütlands. Sie wurde im 16. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Heute leben hier etwa 6.000 Einwohner. Diese arbeiten fast ausschließlich in der Fischerei und im Tourismus. In Hirtshals ist der zweitgrößte Fischereihafen Dänemarks. Außerdem fahren von hier Fähren nach Norwegen, Island und zu den Färöer Inseln. Die Schiffe der „Color Line“ und der „Fjord Line“ bedienen dabei die Häfen in Larvik, Kristiansand, Stavanger und Bergen. Island kann man mit einer Fähre der „Smyril Line“ erreichen.

Hirtshals verfügt als Touristenattraktion über das Nordsee-Aquarium mit über 70 verschiedenen Fischarten, das nach einem Brand im Jahr 2003 schon zwei Jahre später wieder eröffnet wurden konnte.

Der Weg zum Color Line-Terminal ist von der Autobahn her sehr gut ausgeschildert. Man kann sich überhaupt nicht verfahren, wenn man zur Fähre will. Ich hoffe auf eine Abzweigung in die Stadt. Irgendwann muss sie noch kommen. Aber urplötzlich stehe ich dann vor der um diese Zeit noch geschlossenen Hafenzufahrt. Ein Umkehren ist nicht mehr möglich, da es sich um eine Einbahnstraße handelt. Also stelle ich mich zwangsläufig zu den wenigen, bereits um diese Zeit wartenden Fahrzeugen.

Die Wartezeit dauert überhaupt nicht lange. Schon 20 Minuten vor dem offiziellen Start wird mit dem völlig unkomplizierten Einchecken begonnen. Ich brauche am Schalter nur meinen Voucher für die Fährüberfahrt abzugeben und schon bekomme ich dafür eine Bordkarte ausgehändigt. Außerdem muss ich am Innenspiegel meines Autos noch einen grünen Zettel mit dem Hinweis „Kristiansand“ befestigen. Dann sagt mir die Mitarbeiterin der Color Line die Nummer der Spur, in der ich für die Auffahrt auf die Fähre warten muss. Nach einer weiteren kurzen Fahrstrecke heißt es jetzt nur noch warten, warten, warten.

Erst einmal schaue ich mir die Leute an, die in den Autos neben mir auch auf die Fähre warten. Es sind sowohl alle Altersstufen als auch alle Fahrzeuggrößen vertreten. In einigen Fahrzeugen ist man bemüht, den Kindern die Wartezeit durch Spiele oder Bücher zu verkürzen. Bei meiner Beobachtung fällt mir ein Auto auf, dessen Fahrer trotz der Wärme von immerhin 22 Grad mit einem Schal um den Hals herumläuft. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass ich diesem Paar noch einige Male während meiner gesamten Rundreise begegnen werde.

Nachdem ich mir alles in meiner unmittelbaren Nähe genau angesehen habe, verlasse ich das Auto und mache mich auf, das Hafengelände zu Fuß zu erkunden. Bei meinem Rundgang stelle ich fest, dass die Autofahrer nicht nur auf die Fähre nach Kristiansand warten. An einer anderen Abfertigungsstelle stehen noch viele weitere Fahrzeuge, die auch nach Norwegen wollen. Ihr Zielhafen ist aber Larvik. Sie haben deshalb auch einen roten Zettel an der Scheibe. Die Fähre der Color Line für diese Strecke wird erst gegen 12 Uhr in Hirtshals ankommen. Ich gehe weiter bis an die Hafenkante. Einen Schritt weiter und ich kann ohne Auto nach Norwegen schwimmen. Einige ganz bequeme Wohnmobilisten haben ihre Fahrzeuge mit der Frontseite in Richtung Meer gestellt und können nun ohne Auszusteigen alles genau beobachten. Auch werden im hinteren Hafenbereich noch einmal Hunde aller Größen Gassi geführt. Dann kommt plötzlich ein Schiff um die Mole herum. Es ist eine Schnellfähre der „Fjord Line“, die gerade aus Kristiansand kommt. Dieses Schiff fährt so schnell, dass es für die Überfahrt von Dänemark nach Norwegen nur etwas mehr als 2,5 Stunden benötigt. Die Fähre der „Color Line“, mit der ich gleich fahren werde, benötigt für dieselbe Strecke genau eine Stunde mehr.

Dann kommt sie endlich. Ganz majestätisch umrundet die große Color Line - Fähre „Super Speed 1“ die Mole an der Hafeneinfahrt von Hirtshals. Das Schiff ist auch bedeutend gewaltiger als die Fähre der Fjord Line.

Die „SuperSpeed 1“ ist eine Schnellfähre der norwegischen Reederei Color Line, die auf der Strecke zwischen Kristiansand in Norwegen und Hirtshals in Dänemark eingesetzt ist. Das Schwesterschiff „SuperSpeed 2“ verkehrt täglich zwischen Hirtshals und dem norwegischen Larvik.

Die „SuperSpeed 1“ wurde im Jahr 2008 in Dienst gestellt und 3 Jahre später zum ersten Mal umgebaut. Sie ist über 211 Meter lang und 25,8 Meter breit. Insgesamt 2.400 Passagiere und bis zu 750 Fahrzeuge können befördert werden. Die Motoren leisten insgesamt 51.408 PS und damit erreicht die Fähre eine Geschwindigkeit von 27 Knoten (ca. 48 km/h).

Seit dem Umbau im Jahr 2011 besitzt dieses Schiff auch die größte Pizzeria Europas mit insgesamt 484 Plätzen.

„SuperSpeed 1“ läuft in den Hafen von Hirtshals ein

Da die Fähre von der Hafeneinfahrt bis zur Anlagestelle noch einen sehr weiten Weg zurücklegen muss, bleiben wir alle an unseren bisherigen Standorten am Kai stehen. Wir lassen das große Schiff an uns vorbeifahren, bevor wir zu unseren Fahrzeugen gehen. Es dauert noch eine gewisse Zeit und dann hat das Schiff am Kai festgemacht. Innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit verlassen alle Fahrzeuge, die aus Norwegen kommen, das Schiff. Dann sind wir endlich an der Reihe. Während in den unteren Schiffsteil die LKW und Wohnmobile einfahren, müssen wir PKW über eine lange Rampe in den oberen Teil des Schiffsdecks fahren. Es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, wie sich der ehemals volle Warteplatz im Hafen in rascher Zeit leert. Fast pünktlich verlassen wir kurz nach 12:15 Uhr den Hafen von Hirtshals und es beginnt unsere dreistündige Überfahrt nach Norwegen.

Mein Auto ist sicher abgestellt und ich habe bis kurz nach 15 Uhr Zeit, um das Schiff zu erkunden. Als erstes stelle ich fest, dass es an Bord nur 45 Kabinen gibt. Diese sind dann auch nur vorzugsweise für die Fahrer der schweren LKW bestimmt, die ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten müssen. Dafür gibt es jede Menge an Sitzmöglichkeiten für die anderen Passagiere in allen Bereichen des Schiffes. Es ist das allererste Mal, dass ich auf so einer Schnellfähre der Color Line bin. Bisher fanden unsere Fahrten nach Norwegen stets mit den Schiffen „Color Fantasy“ bzw. „Color Magic“ ab Kiel statt.

In den Restaurants und Bistros der „SuperSpeed 1“ kann man sein Urlaubsgeld schon auf der Fahrt nach Norwegen loswerden. Wenn dann noch...