Strategisches Ersatzteilmanagement in Closed-Loop Supply Chains - Ein systemdynamischer Ansatz

von: Marcus Schröter

DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN: 9783835090378 , 287 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 71,93 EUR

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Strategisches Ersatzteilmanagement in Closed-Loop Supply Chains - Ein systemdynamischer Ansatz


 

1 Einleitung (S. 1)

1.1 Ausgangslage und Problemstellung

Durch die industrielle wirtschaftliche Leistungserstellung wird unsere natürliche Umwelt vielfältig beansprucht. Sie dient zum einen als Ressourcenlieferant und zum anderen als Aufhahmebecken für Stoffe, die aus dem Wirtschaftskreislauf ausscheiden. Da sowohl die Abgabe- Fähigkeit als auch die Aufnahmekapazität der natürlichen Umwelt begrenzt sind, sind menschliche Produktions- und Konsummuster so zu gestalten, dass eine nachhaltige Entwicklung möglich wird [Brundtland 1987]. In der von der Weltumweltkonferenz von Rio 1992 verabschiedeten Agenda 21 wurden so genannte „Nachhaltigkeitsregeln" formuliert.

Zu diesen zählt, dass erneuerbare Ressourcen nicht übernutzt und der Abbau nicht-regenerativer Ressourcen verlangsamt werden sollten. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist, die Ressourcenproduktivität von Gütetn und Materialien durch die Verringerung des Abfallaufkommens und eine vermehrte erneute Verwendung von Produkten zu erhöhen [Conference on Environment and Development 1992 Rio de Janeiro United Nations 1993].

Auf europäischer und nationaler Ebene wurden hierzu in der jüngsten Vergangenheit eine Reihe rechtlicher Regelwerke zur Rücknahme und zum Recycling von Produkten am Ende ihrer Lebensdauer vorgelegt oder bereits in Kraft gesetzt. Ein wichtiger Kernpunkt dieser produktbezogenen Regelwerke ist die vorgesehene Erweiterung der Produktverantwortung der Hersteller für die von ihnen in Verkehr gebrachten Produkte über den gesamten Lebenszyklus, die zukünftig die Rücknahme und das Recycling am Ende der Produktlebensdauer mit einschließt.

Zur Vermeidung von Wettbewerbsnachteilen kommt somit der frühzeitigen Entwicklung produktspezifischer Rücknahme- und Recyclingstrategien eine große Bedeutung zu. Neben dem heutzutage üblichen Materialrecycling zur Rückgewinnung metallischer oder synthetischer Rohstoffe werden in Zukunft die erneute Verwendung von kompletten Gerüsten sowie von Produktkomponenten als Ersatzteile oder Substitute für Primärteile in der Produktion eine zunehmende Rolle spielen.

Insbesondere die beiden letztgenannten Strategien erfordern eine enge Kooperation der an der Wertschöpfungskette beteiligten Akteure, wie dies bisher produktions- und distributionsseitig oftmals durch Einführung eines untemehmensübergreifenden Supply Chain Managements (SCM) eireicht wird. Die explizite Einbeziehung von Demontage- und Recyclingunternehmen und die gezielte Rückführung demontierter Produktkomponenten oder kompletter aufzuarbeitender Produkte in die Wertschöpfungskette führt nun zu einer Closed-Loop Supply Chain (CLSC), die mittels geeigneter Instrumente des Closed-Loop Supply Chain Managements (CLSCM) koordiniert werden muss.

Hierzu gehärt neben einem durchgängigen Informationsmanagement für die gesamte CLSC insbesondere auch die modellbasierte Unterstützung strategischer, taktischer und operativer Entscheidungen. Im Rahmen dieser Arbeit wird die strategische Entscheidungsunterstützung der Hersteller im Hinblick auf die erneute Verwendung von Produktkomponenten zur Sicherstellung der Ersatzteilversorgung in der Nachserienphase behandelt.

Für viele Produzenten stellt die Sicherstellung der Ersatzteilversorgung eine der wichtigsten Dienstleistungen dar, die sie ihren Kunden bieten. Kürzer werdende Produktlebenszyklen haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass immer mehr Produktgenerationen, die bereits nicht mehr in Serie produziert werden, mit Ersatzteilen zu versorgen sind. Die Ersatzteilversorgung in der so genannten Nachserienphase ist aufgrund rechtlicher, vertraglicher und wettbewerbsbedingter Anforderungen langfristig zu garantieren, oftmals über Zeiträume von 7 bis 15 Jahren.

Verschiedene Restriktionen führen jedoch dazu, dass eine effiziente Ersatzteilversorgung über diese Zeitspanne stark risikobehaftet ist. Die erneute Verwendung von Produktkomponenten aus Altgerüsten kann in diesem Zusammenhang eine zusätzliche Beschaffungsoption darstellen, die sowohl zur Effizienz des aus rechtlichen Gründen aufzubauenden Recyclingsystems als auch zur Effizienz der Ersatzteilversorgung beitragen kann.

Der Aufbau solcher CLSCs zur Ersatzteilversorgung ist mit vielfätigen Herausforderungen für die verantwortlichen Entscheidungsträger verbunden. Schon im SCM liegt die Hauptherausforderung in der dynamischen Komplexität von Wertschöpfungsketten begründet.