Der Tag, an dem der Tod starb - Eine Betrachtung biblischer Prophetie

von: Manfred Glimm

engelsdorfer verlag, 2013

ISBN: 9783954889570 , 208 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 6,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Der Tag, an dem der Tod starb - Eine Betrachtung biblischer Prophetie


 

Israel – das Volk Gottes


In unserem so genannten christlichen Abendland ist den meisten Menschen die von dem Evangelisten Lukas überlieferte Weihnachtsgeschichte hinreichend bekannt. Millionen kennen die Worte: „Es begab sich aber zu der Zeit ...“

Es ist historisch erwiesen, dass zur Zeit der Geburt Jesu Judäa von den Römern besetzt war. In Jerusalem war während des öffentlichen Wirkens Jesu die 10. Römische Legion „Fretensis“ stationiert, und Statthalter des in jenen Tagen regierenden Kaisers Tiberius war bekanntlich Pontius Pilatus.

Damit die Schrift erfüllt würde setzte der damalige Vorgänger des Tiberius, Kaiser Augustus – ohne natürlich die Weissagung des Propheten Micha zu kennen – das gesamte damals bekannte Imperium in Bewegung, um sich durch eine Volkszählung einen Überblick über zu erwartende Steuereinnahmen zu verschaffen. Zu diesem Zweck mussten Joseph und seine Verlobte Maria in den Heimatort Josephs nach Bethlehem, „darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war“ (vgl. Luk.2, 4). Hier kam nun Jeshua, wie der Name Jesus auf Hebräisch heißt, gemäß des Prophetenwortes als Kind jüdischer Eltern zur Welt. Damit ist auch hinreichend deutlich, dass Judentum und Christentum eindeutig gemeinsame Wurzeln haben. Der Apostel Paulus greift diese Tatsache in seinem Brief an die Römer mit den Worten auf: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Rö.11, 18).

Die Wurzeln des jüdischen Volkes jedoch reichen zurück bis zu dessen Stammvater Abraham, der zunächst mit seiner Familie in Ur in Chaldäa (heute Irak) lebte. Zu dieser Zeit hieß er jedoch noch Abram, denn die Änderung seines Namens erfolgte später in einem besonderen Zusammenhang. Zum Verständnis der biblischen Prophetie und Gottes Heilshandeln an den Menschen ist es daher unerlässlich, den Blick auf die Entstehung des jüdischen Volkes zu richten.

Eine überaus aufschlussreiche Begebenheit im Zusammenhang mit dem Heilshandeln Gottes an den Menschen ist die Glaubensprüfung Abrams. Zunächst hatte Gott sich ihm in dem Ort Haran offenbart und ihn angewiesen, mit seinen Angehörigen seine Heimat zu verlassen, um in das Land Kanaan zu ziehen, das Gott ihm und seinen Nachkommen zu ewigem Besitz zu geben gedachte (vgl. Gen.12, 1-9). Zwar hatte er die Stimme Gottes wahrgenommen, doch hatte er solches möglicherweise noch nie erlebt. So musste er sich an den halten, den er nie gesehen hatte und der Anweisung folgen. War es nur eine Sinnestäuschung oder hat Gott wirklich akustisch gesprochen? Aber er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn (vgl. Heb. 11, 8+27).

Im Vertrauen auf den, den er nicht sah, machte er sich auf den Weg, den er nicht wusste in ein Land, das er nicht kannte. In Genesis 17, VV1-8 heißt es:

„Als nun Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sein fromm. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir schließen und will dich über alle Maßen mehren.“
Da fiel Abram auf sein Angesicht. Und Gott redete weiter mit ihm und sprach: „Siehe, ich habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker werden. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker. Und ich will dich sehr fruchtbar machen, und will aus dir Völker machen, und auch Könige sollen von dir kommen. Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir und deinen Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht, dass es ein ewiger Bund sei, sodass ich dein und deiner Nachkommen Gott bin. Und ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan zu ewigem Besitz, und will ihr Gott sein.“

Erstaunt nimmt Abraham zur Kenntnis, dass er mit seiner zu diesem Zeitpunkt neunzig Jahre alten Frau Sara noch einen Sohn zeugen und ihn Isaak (d.h. das Lachen) nennen soll. Dies hat seinen Zusammenhang in der Tatsache, dass Sara, als sie von Gottes Verheißung hörte, lachen musste, denn nach dem Bericht der Bibel ging es ihr in ihrem Alter nicht mehr nach der Frauen Weise, d.h., sie hatte keine Periode mehr (vgl. Gen.18, 11). Doch Gott ist nichts unmöglich. Er schafft Leben aus den Toten und lässt Verdorrtes wieder erblühen. Er ist als Schöpfer der allmächtige Herr über Mensch und Tier, über belebte und unbelebte Materie.

Doch nun zu dem Ereignis, an dem Gott im Leben von Abraham als Vorbild seinen Heilsplan für die Menschheit verdeutlicht.

Die Jahre vergehen, und der Knabe Isaak wächst heran. Abraham freut sich und ist begeistert von seinem Sohn. Er liebt ihn als den von Gott Selbst verheißenen Nachkommen, aus dem einmal ein großes Volk entstehen soll. Was jedoch eines Tages geschieht, übersteigt alles menschliche Verstehen. Der Allmächtige wendet sich zu einer bestimmten Zeit wiederum an Abraham und spricht zu ihm (Gen.22, 1+2):

„Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.“

Was muss in jenem Moment in diesem Mann vorgegangen sein, als Gott mit dieser Forderung an ihn herantrat? Wie hätten wir uns in dieser Situation verhalten? Es kann doch nicht sein, dass Gott, der die Menschen geschaffen hat und liebt, kein Tieropfer oder die Darbringung von Feldfrüchten, sondern sogar ein Menschenopfer verlangt!

Gott erwartet von Abraham, was bei einigen heidnischen Völkern gängige Praxis war, und so etwas sollte er tun? Hat er sich vielleicht verhört und Gottes Stimme nicht richtig wahrgenommen? Macht Gott doch damit wieder Seine Verheißung zunichte, aus Abraham ein großes Volk zu machen, Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel! Doch wie reagiert dieser schwer geprüfte Mann? Die Bibel berichtet weiter (Gen.22, 3):

„Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.“

Nach drei Tagen Fußmarsch gelangten sie in die Nähe des Berges Morija, der Ort, an dem später Jerusalem entstand und der Tempel Salomos errichtet wurde. Zur Zeit Jesu befand sich dort der Herodianische Tempel. Heute erhebt sich über diese Stätte der Felsendom. Da hier in Jerusalem zwei große Glaubensrichtungen aufeinandertreffen, ist dieser Ort der brisanteste weltweit. Weshalb, werden wir noch sehen.

Die Knechte mögen darüber nachgedacht haben, welches Tier wohl geopfert werden sollte, denn Abraham hatte außer dem Holz nichts dergleichen mitgenommen. Selbst wenn er ihnen seine Absicht mitgeteilt hätte, hätten sie ihm mit Sicherheit nicht geglaubt und ihn womöglich von seinem Vorhaben abgehalten.

Interessanterweise lässt Abraham nun die Knechte mit den Worten zurück:

„Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen“ (Gen.22, 5).

Tempelberg in Jerusalem und Felsendom

Weshalb sagt Abraham „wir“? Er weiß doch, dass er allein ohne seinen Sohn zurückkehren würde oder ahnt er vielleicht schon, dass ihm Gott in Seiner Allmacht aus der Asche einen neuen Sohn schenken könnte?

Der Brief an die Hebräer gibt später über die Gedanken Abrahams Auskunft:

„Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, als er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, als er schon die Verheißung empfangen hatte und ihm gesagt worden war: >Was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt werden.< Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken, deshalb bekam er ihn auch als Gleichnis dafür wieder.“ (Hebr.11, 17-19)

Welches Szenario mag sich vor Abrahams innerem Auge abgespielt haben? Er muss den unschuldigen kleinen Jungen fesseln, ihn auf den inzwischen hergerichteten Altar legen, mit einem Messer seine Kehle durchtrennen und dann das aufgeschichtete Holz anzünden, das sein Sohn selbst auf den Berg getragen hatte. Wie konnte er den angstvollen, fragenden Blick ertragen: „Vater, was machst du?“ Hätte Abraham es ausgehalten zu sehen, wie die Flammen den toten Körper seines geliebten Sohnes fraßen oder hätte er sich in unvorstellbarem Schmerz abgewandt und gefragt: „Gott, was nun?“

Wie uns die Bibel berichtet, hat Gott den Opfervorgang rechtzeitig unterbrochen und es nicht zum letzten Ende kommen lassen. Aber Abraham ging aus dieser Prüfung gestärkt und geläutert hervor. Das, was ihm erspart blieb, hat Gott später an sich Selbst durch den Opfertod Jesu vollzogen. Einst trug der Sohn Isaak das Opferholz auf den Berg, auf dem er geopfert werden sollte, doch zweiundvierzig Generationen danach trug der Sohn Gottes das Holz auf den Hügel Golgatha, auf dem er am Kreuz Sein Leben für uns ließ, um uns vor dem „zweiten Tod“, der ewigen Verdammnis und Gottesferne, zu retten. Nach dem oben zitierten Text aus dem Hebräerbrief ist dieser Teil der Geschichte Abrahams ein Zeichen des Zukünftigen: die Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

Golgatha

Um Leben und Tod geht es auch bei einem anderen Ereignis, welches uns die Bibel schildert und das bis ins Detail auf das Erlösungswerk Jesu prophetisch hinweist: der Auszug des Volkes Israel aus der ägyptischen Knechtschaft. Wie war es dazu gekommen?

Ein erster Hinweis auf diese Entwicklung...