Die Habsburger und das Übersinnliche - Die weiße Frau in der Hofburg und andere Phänomene. Mit einem Beitrag des Parapsychologen Peter Mulacz und 69 Abbildungen.

von: Gabriele Praschl-Bichler

Amalthea Signum Verlag GmbH, 2014

ISBN: 9783902998361 , 240 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 12,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Die Habsburger und das Übersinnliche - Die weiße Frau in der Hofburg und andere Phänomene. Mit einem Beitrag des Parapsychologen Peter Mulacz und 69 Abbildungen.


 

1.
Die Habsburger und das Übersinnliche –
Prophezeiungen, Erscheinungen, Spuk


Eines vorab weg: Wer an übersinnlichen oder – wie Parapsychologen*) sie korrekterweise nennen – »außersinnlichen« Erscheinungen zweifelt, dem sei sein Argwohn und seine Zurückhaltung belassen. Er möge das Vorhandensein der Phänomene weiterhin gerne anzweifeln, und er sollte auch von niemandem dazu genötigt werden, dieses Buch zu lesen. Falls ihn die Lektüre aber trotzdem interessiert, sei sie ihm unbenommen und herzlich zugeeignet. Vielleicht wird er sich danach auch eine neue Meinung bilden. Denn die auf den folgenden Seiten wiedergegebenen Geschichten sind nicht der Phantasie eines Romanschriftstellers entsprungen, sondern haben genauso in der Wirklichkeit stattgefunden. Nichts wurde ergänzt, nichts wurde weggelassen. Alle Erlebnisse entstammen entweder dem wissenschaftlichen Bestand der Parapsychologie oder sie wurden der Autorin zum ersten Mal von den Betroffenen oder deren Nachkommen weitergegeben: und zwar ausschließlich von ernsthaften Personen, die alle eine Gemeinsamkeit teilen, nämlich von der ehemaligen österreichischen Kaiserfamilie abzustammen. Die meisten von ihnen sind (oder waren) Akademiker, manche von ihnen verfüg(t)en über mehrfache Graduierungen. Die meisten Kontaktpersonen arbeite(te)n auf wissenschaftlichem Gebiet und waren an der Veröffentlichung von Publikationen beteiligt. Diese Grundlage hat die Zusammenarbeit sehr erleichtert, da sich alle Erzähler stets um eine klare und nüchterne Darstellung bemühten. So war eine gute Voraussetzung zur Aufarbeitung des heiklen, in diesem Band behandelten Themas über Prophezeiungen, Erscheinungen und Spuk geschaffen.

Kaiser Franz Joseph im Kreis seiner Familie: Seine Nachkommen und die Nachkommen seines Bruders Erzherzog Carl Ludwig (ganz hinten Mi.) haben die meisten der in diesem Buch wiedergegebenen paranormalen Vorfälle erlebt.

Es bleibt aber unbestritten, daß nicht alles, was je über paranormale Phänomene erzählt wurde, wirklich wahr ist und genauso stattgefunden hat. Denn selbstverständlich gibt es auch Menschen, die sich die Vorkommnisse nur einbilden. Sei es, daß sie überempfindliche Charaktere haben, sei es, daß sie über eine rege Phantasie verfügen oder sei es auch nur darum, daß sie glauben wollen, eine bestimmte übersinnliche Begabung zu besitzen. So verhält es sich zum Beispiel mit all jenen Menschen, die sich ganz stark auf die Erfüllung eines bestimmten Wunsches konzentrieren und dafür bereit sind, Rituale – welcher Art auch immer – zu vollführen, um dieses Ziel zu erreichen. Dafür ist man jederzeit bereit, auf die ältesten und sinnlos scheinenden Bräuche zurückzugreifen, die seit Beginn der Menschheit existieren. Nicht einmal die Mitglieder der europäischen Herrscherhäuser haben davor zurückgeschreckt, sich ihrer im Bedarfsfall zu bedienen. Als ein Beispiel von vielen kann der Besuch einer heidnischen Kultstätte herangezogen werden, die eines Tages auch die damalige Königin von Frankreich aufgesucht zu haben scheint. Warum sie das tat und was sie sich davon erwartete, wird in den folgenden Zeilen erklärt: »In der Umgebung von Verdun setzen sich die kinderlosen Frauen auf einen Felsen, der die Umrisse einer sitzenden Frau aufweist und in der Gegend der ›Stuhl der heiligen Lucie‹ genannt wird. Sie sind überzeugt, daß dadurch ihre Kinderlosigkeit behoben wird, und es heißt, daß Anna von Österreich*) vor der Geburt Ludwigs XIV. ebenfalls hier gesessen sei.« (Flammarion, S. 31)

Unter den Mitgliedern der österreichischen Kaiserfamilie, die im 19. Jahrhundert lebten, galt Kaiserin Elisabeth als besonders abergläubisch. Um das sogenannte »Böse« von sich abzuwehren, trug sie stets eine Menge Glücksbringer und Amulette mit sich. Ein Leben lang wich sie den Blicken der (nach Volksglauben) unheilbringenden Raben aus und vermied aus Angst vor Spuk und Erscheinungen Gänge in der Dunkelheit. Hauptsächlich scheint eine außerordentlich rege Phantasie Schuld an ihrer Furchtsamkeit getragen zu haben. Ein anderer Grund, warum paranormale Phänomene damals ständig präsent waren, lag am herrschenden Zeitgeist. Denn zu Elisabeths Lebzeiten war es geradezu »Mode« geworden, mit der außersinnlichen Welt in Kontakt zu treten. Da auch sie »chic« sein wollte, nahm sie – wie übrigens etliche Mitglieder der kaiserlichen Familie – an spiritistischen Zirkeln teil. Neben all diesen Einflüssen von außen war sich die Kaiserin zudem ganz sicher, eine übersinnliche Begabung zu besitzen. Vor allem meinte sie, jederzeit mit Verstorbenen in Kontakt treten und sich mit ihnen austauschen zu können. Welche Erlebnisse sie dabei hatte und wieviel Erfolg ihr beschieden war, ist auf den Seiten 96 ff. nachzulesen. Wie seine Mutter und etliche andere Habsburger hat auch Kronprinz Rudolf an »mediumistischen Séancen« teilgenommen. Noch intensiver hat sich seine einzige Tochter Elisabeth, spätere Prinzessin Windisch-Graetz, mit der außersinnlichen Welt auseinandergesetzt. Sie hat gemeinsam mit einem der bedeutendsten Wissenschaftler ihrer Zeit Poltergeist-Erscheinungen untersucht und mit ihm parapsychologische Experimente geleitet.

Wenn man von den Habsburgern und paranormalen Phänomenen spricht, darf man die zahlreichen Prophezeiungen nicht vergessen, die – bei Nostradamus begonnen und bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs reichend – niedergeschrieben wurden und später auch tatsächlich eingetroffen sind. Selbstverständlich haben Weissagungen, Spuk und Erscheinungen mit dem Niedergang der Monarchie aber nicht ihr Ende genommen. Vielmehr geistert und poltert es noch immer heftig in den meisten ehemaligen habsburgischen Palästen: Allerdings sind die Betroffenen heute nicht mehr die Mitglieder der kaiserlichen Familie, sondern eine völlig andere Menschengruppe – die Bewohner und Beamten der verstaatlichten Schlösser. Die meisten Vorfälle wurden und werden bis in unsere Zeit aus der Hofburg gemeldet, doch auch das viel jüngere Schloß Schönbrunn und einige andere Häuser, die sich noch in Familienbesitz befinden, blieben nicht vom Spuk verschont. So habe ich im Zuge meiner Beschäftigung mit der Kulturgeschichte der österreichischen Kaiserfamilie von deren Nachkommen mehrmals gehört, daß auch andere Villen, Land- und Forsthäuser sowie Wirtschaftsgebäude von Erscheinungen heimgesucht wurden. Ich brauche sicherlich nicht zu betonen, daß ich solchen Geschichten immer sehr aufmerksam lauschte. Denn die Thematik des Übersinnlichen hat mich schon immer sehr interessiert. Außerdem konnte ich mir gut vorstellen, daß es eine Menge daran interessierter Leser gäbe. Jedoch hatte ich mir strikt vorgenommen, niemals darüber zu schreiben. Und das obwohl sich mir das Thema immer wieder – und besonders in letzter Zeit – immer stärker »näherte«.

Zu Kaiserin Elisabeths Lebzeiten war es geradezu »Mode« geworden, mit der außersinnlichen Welt in Kontakt zu treten. Da auch sie »chic« sein wollte, nahm sie – wie etliche Mitglieder der kaiserlichen Familie – an spiritistischen Zirkeln teil.

Zum ersten Mal hatte man mir in den frühen 90er-Jahren von paranormalen Phänomenen erzählt, als ich begann, Bücher über die Habsburger zu schreiben. Ich erfuhr von den verschiedensten außersinnlichen Wahrnehmungen und Ereignissen, die ich zwar gut in Erinnerung behielt, mir aber niemals notierte, da ich ja auch nicht darüber arbeiten wollte: Denn erstens ist die Parapsychologie ein heikles Thema und zweitens gibt es ohnehin zu viele Menschen, die dieser Wissenschaft gegenüber skeptisch eingestellt sind. Ein anderer Grund, warum ich mich in die Materie nicht allzu sehr vertiefen wollte, bezog sich auf die Bemerkungen von Betroffenen, die mich vor dem zu häufigen – und vor allem vor dem zu saloppen – Umgang mit der außersinnlichen Welt warnten. Ganz besonders wurde mir abgeraten, an Sitzungen und Experimenten mit unbekannten Medien teilzunehmen und Séancen jemals in den eigenen Wohnräumen abzuhalten. Denn allzuoft habe sich schon der sprichwörtlich bekannte Goethe-Satz bewahrheitet, daß man die »Geister, die man rief« nicht mehr los wurde*). Diesen Ratschlag habe ich beherzigt. Mehr noch: Ich habe in der Folge sogar einen Schutzwall um mich aufgebaut und jeden, der mich auf dieses Thema ansprach, mit einer freundlichen Entschuldigung abgewiesen. So auch Peter Mulacz, einen Parapsychologen aus Wien, den ich im vergangenen Sommer kennenlernte. Er erzählte mir von seiner Tätigkeit auf dem Gebiet der Parapsychologie, einschließlich seiner historischen Forschungen zur Geschichte der Parapsychologie in Österreich. In diesem Zusammenhang interessierte er sich besonders für die Beschäftigung mancher Habsburger – konkret Erzherzog Johann und Kaiserin Elisabeth – mit dem Paranormalen. Zuletzt fragte er mich, ob ich diesbezüglich etwas über die Kaiserin wüßte. Ich bejahte zwar, sagte ihm aber auch, daß ich nicht gerne darüber sprechen wollte. Das hat...