Visualisierung von Textprozessen - Die kommunikative Organisation von Informationen durch Bilder

von: Graziella Tonfoni, Annely Rothkegel

DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN: 9783835091627 , 215 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 42,25 EUR

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Visualisierung von Textprozessen - Die kommunikative Organisation von Informationen durch Bilder


 

Kapitel I (S. 1)

1 Sprache und Information

1.1 Einführung: die wissenschaftliche Aufgabe

Eine Theorie des qualitativen Folgerns über Kommunikation ist die Voraussetzung für ein System der Verarbeitung natürlicher Sprache. Das in diesem Buch dargestellte System des qualitativen Folgerns betrifft vornehmlich Aspekte der Kommunikation und Information, wie sie in der natürlichen Sprache vorkommen. In diesem Sinne handelt es sich um ein „natürliches" Modell.

Zunächst geht es darum, die einzelnen Aspekte der Kommunikation zu unterscheiden und zu identifizieren. Darüber hinaus wird ein wissenschaftliches System entworfen, das ausgewählte Sprachfakten in angemessener Weise handhaben kann. Dazu gehören Prozesse des Verstehens und Produzierens von Texten und Dokumenten. Sie werden beschrieben und in einer Systematik aufeinander bezogen.

Beides gehört zusammen. Die Ansicht wird vertreten, dass jeder Sprachwissenschaftler sich nicht nur für die Beschreibung und Katalogisierung von Fakten interessieren, sondern auch für die Konstruktion einer konsistenten Theorie bzw. einer Reihe von Theorien, die solche Fakten auf verschiedene Weise erklären und rechtfertigen können. Dem Sprachphilosophen dagegen obliegt es, nicht nur isolierte Sprachfakten zu analysieren, sondern auch die Art und Weise zu thematisieren, in der solche Fakten vorher erkannt und benannt worden sind.

Dann wiederum mögen die Sprachwissenschaftler spezifisch zu lösende Probleme in der Weise definieren, dass sie eine Reihe konsistenter Regeln und Kriterien erschaffen, die das entstehende System in seinem Zusammenhang erkennbar machen. Die grundlegende Aufgabe einer Wissenschaft von der Sprache ist es, kommunikative Ereignisse zu erklären, die via Sprache stattfinden. Sprachliche Fakten wie auch kommunikative Ereignisse mögen mit beobachtender Methode entdeckt werden.

Einem Gespräch zuhören, wenn es natürlicherweise stattfindet, und es aufnehmen, oder einen Text lesen und analysieren, ohne Einfluss darauf zu nehmen, was gerade stattfindet, sind Experimente, die auf die Analyse authentischer Ereignisse zielen, so dass daraus retrospektiv ein konsistentes Interpretationsmodell geschaffen werden kann.

Chomsky (1957, 1965) hat den Sprachwissenschaftlern ein Modell geliefert, das eine ganze Reihe von „ad hoc"-Experimenten enthält, so z.B., dass man, um Sprachfakten zu beobachten, Muttersprachler nach ihren Bewertungen und Urteilen über bestimmte Phänomene befragt. Im vorliegenden Beobachtungsmodell gibt es keine vorbestimmte experimentelle Situation. So ist sichergestellt, dass die beobachtete Person vollkommen spontan agiert. Nichtsdestotrotz gibt es strikte und stabile Festlegungen hinsichtlich von Beobachtung und Bewertung seitens der Beobachter.

Wie häufig in der Wissenschaft werden auch in dieser Arbeit Prozesse und Phänomene entdeckt, die eigentlich nicht sichtbar sind. Verwendet werden experimentelle Methoden mit spezieller Ausrüstung, die es gestatten, derartige Prozesse und Phänomene unter bestimmten kontrollierten Bedingungen zu evozieren. Die „spezielle Ausrüstung" in meinem Beobachtungsverfahren ist die Fähigkeit zur Selbst-Beobachtung und Selbst- Reflexion. Die Beobachter können erkennen, was bei der beobachteten Person geschieht.

So können sie Bezugspunkte angeben, die Identifikation und konsistente Benennung der beobachteten Phänomene erlauben. Dies ist die Basis für ein vollständiges Referenzsystem, das zu neuen Definitionen und einer spezifischen Terminologie führt. Es versteht sich von selbst, dass es ohne ein allseits geteiltes Interpretationssystem keine Beobachtung relevanter Fakten geben kann, sondern nur eine Sammlung von Zufallsdaten. Daher stelle ich ein solches Interpretationssystem zur Verfügung, das ich entsprechend einführe. Ich folge hier dem allgemeinen Anspruch von Wissenschaft.