Die räumliche Differenzierung betrieblicher Innovationsaktivitäten - Ein Produktionsfunktionsansatz auf der regionalen und betrieblichen Ebene

von: Matthias C. Freund

Gabler Verlag, 2008

ISBN: 9783834996275 , 367 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 53,94 EUR

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Die räumliche Differenzierung betrieblicher Innovationsaktivitäten - Ein Produktionsfunktionsansatz auf der regionalen und betrieblichen Ebene


 

2 Theoretische und empirische Grundlagen (S. 9)

2.1 Grundbegriffe und Definitionen

2.1.1 Der Wissensbegriff und seine ökonomische Interpretation


Der Begriff des Wissens wird immer zentraler in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur. Diese zentrale Rolle lässt sich zum einen mit den gestiegenen Anforderungen an Unternehmen durch die mit der Globalisierung einhergehende Internationalisierung der Märkte und Produktionsstätten, den technischen Fortschritt und die zunehmende Nutzung von Systemtechnologien erklären. Zum anderen bewirkt der Wandel der Wirtschaftsstruktur in modernen Volkswirtschaften eine zunehmende Bedeutung des tertiären Sektors sowie der Produktion wissensintensiver Produkte.

Diese Anforderungen machen es notwendig, eine Fülle von Daten und Informationen zu berücksichtigen. Den gestiegenen Anforderungen an die Daten- und Informationsverarbeitung steht eine Reihe von neuen Möglichkeiten gegenüber: das Internet bietet eine Fülle von Daten und Informationen, die sehr schnell weltweit übermittelt werden können, betriebsinterne Planungs- und Abrechnungssysteme stellen ebenfalls eine breite Palette von Daten und Informationen zur Verfügung. Um mit dieser Fülle von elektronisch vorliegenden Daten und Informationen effektiv und effizient umzugehen, müssen sie geeignet gefiltert und aufbereitet werden – mit einem Wort: in Informationen umgewandelt werden, die für den betrieblichen Entscheider nützlich sind.

Der ‚richtige’ Umgang mit Wissen wurde sowohl von der Forschung, als auch von der Praxis als erfolgskritisch erkannt, und die Frage nach dem Management von Wissen wurde laut. Das Wissensmanagement hat sich als eigenes Forschungsfeld der Betriebswirtschaftslehre etabliert, in dem Theorien, Konzepte, Methoden und Instrumente, die zu einer Erweiterung, Sicherung und Nutzung der Wissensbasis von Unternehmen führen sollen, diskutiert werden. Auch die Produktentwicklung wird als Prozess der Wissenserzeugung und -nutzung verstanden, der von den Erkenntnissen des Wissensmanagements profitieren kann.

Da das Begriffsverständnis von Wissen in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur sehr uneinheitlich ist und Wissen bzw. dessen regional beschränkte Verfügbarkeit in der hier vorliegenden Arbeit das zentrale Argument für die räumliche Differenzierung betrieblicher Innovationsaktivitäten ist, soll im Folgenden aufgezeigt werden, wie der Begriff des Wissens und dessen Eigenschaften verstanden werden.

In dieser Arbeit wird zwischen Wissen, Informationen und Daten unterschieden. Daten sind einfache Zeichen und Zeichenfolgen (Syntax), deren sinnvolles Zusammenführen zu interpretierbaren Datenmustern führt und Informationen ergibt (Semantik). Informationen sind grundsätzlich nicht personengebunden: Sie können prinzipiell personenunabhängig gesammelt, gespeichert, verarbeitet und übertragen werden. „Wissen entsteht, wenn diese Informationen beim Adressaten mit vorhandenen Gedächtnisinhalten verknüpft werden.

Diese Verknüpfung mit vorhandenen Erfahrungen wird als Lernen bezeichnet." Wissen wird hier – analog zu der üblichen Interpretation im Wissensmanagement – prinzipiell als personengebunden verstanden. Es kann nach der Formalisierbarkeit unterschieden werden in implizites (tacit knowledge) und explizierbares Wissen. Explizierte Wissenselemente (codified knowledge) sind im Kontext dieser Arbeit wiederum Informationen, da die Personenbindung als konstituierend für den Wissensbegriff angenommen wird.

Wissen und Informationen können als Güter im ökonomischen Sinne angesehen werden, zeichnen sich dann aber durch einige Besonderheiten aus. Die einzelnen Nutzer einer Einheit des Gutes Information weisen keine Verwendungskonkurrenz bei der Nutzung auf, und es ist bei zunehmend besserer Verfügbarkeit von Telekommunikations- und Informationsinfrastrukturen auch nur schwer möglich, Dritte von Informationen auszuschließen.

Damit weist zumindest expliziertes (nicht explizites!) Wissen – also Information – die Haupteigenschaften (Nicht-Ausschließbarkeit und Nichtrivalität im Konsum) eines öffentlichen Gutes auf. Explizierbares und implizites Wissen haben diese Eigenschaften eines (reinen) öffentlichen Gutes nicht, da sie personengebunden sind und es somit leichter ist, Dritte von der Nutzung auszuschließen und bei der Nutzung des Wissens eine stärkere Verwendungskonkurrenz besteht.