Seite an Seite – eine gynäkologische Krebserkrankung in der Partnerschaft gemeinsam bewältigen

von: Tanja Zimmermann, Nina Heinrichs

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2008

ISBN: 9783840920943 , 137 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 14,99 EUR

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Seite an Seite – eine gynäkologische Krebserkrankung in der Partnerschaft gemeinsam bewältigen


 

2.2.2 Gemeinsame Bewältigung nicht-hilfreicher Gedanken (S. 55)
Um gemeinsam Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen, ist es wichtig, dass Sie miteinander über diese Dinge sprechen können. Die meisten Paare möchten sich wegen der äußeren Bedrohung durch die Krebserkrankung nahe fühlen. Beide möchten sich sicher sein, dass jemand für sie da ist, dass jemand zuhört, mit dem sie ihre Sorgen und Gefühle teilen können, aber auch die Freude (zum Beispiel über eine gelungene Operation). Ein Teil von dieser gegenseitigen Unterstützung besteht also darin, einfach da zu sein, zuzuhören und so dem anderen immer wieder zu zeigen: „Du bist mir wichtig." Ein anderer Teil besteht darin, dem Partner dabei zu helfen, mit seinen zeitweise eher belastenden Gefühlen, Gedanken und Vorstellungen, ja manchmal sogar Bildern zurechtzukommen.

Wenn Personen gefragt werden, wie sie bestimmte Situationen in ihrem Leben bewältigen, antworten sie normalerweise: „Ich kann damit gut umgehen", oder „Ich kann damit nicht gut umgehen." Die Bewältigung einer Situation ist jedoch komplexer und nicht einfach nur „gut" oder „schlecht". Zudem passiert es häufig, dass wir die Situationen, mit denen wir effektiv zurechtkommen, ignorieren, und nur den Situationen Aufmerksamkeit schenken, in denen wir das Gefühl haben, Schwierigkeiten zu haben. Sie werden vielleicht auch feststellen, dass jeder von Ihnen die Situation anders bewältigen wird. Sie haben das große Glück, dass Sie sich als Paar ergänzen und von den Stärken des anderen profitieren können.

Wenn Personen mit stressreichen Situationen konfrontiert werden, verwenden sie gewöhnlich zwei Arten von Bewältigung, die „emotionsorientierte" und die „problemorientierte" Bewältigung. Emotionsorientierte Bewältigung liegt vor, wenn die Person versucht, die Gefühle, die sie in einer bestimmten Situation erlebt, zu verändern. Einige Beispiele für emotionsorientierte Bewältigung sind weinen, scherzen, ablenken von Gedanken, ärgerlich sein, mit jemandem über seine Gefühle reden, Tagträumen, sich sorgen oder Alkohol oder Drogen konsumieren. Die zweite Art der Bewältigung, die problemorientierte, liegt vor, wenn eine Person versucht, die stressreichen Aspekte des Problems zu ändern. Einige Beispiele problemorientierter Bewältigung sind, wenn eine Person versucht mehr über das Problem zu lernen, nach zusätzlichen Informationen sucht oder Unterstützung bei anderen sucht.

Es gibt nicht den besten Weg, um mit dem Stress, der durch Krebs ausgelöst wird, umzugehen. Tatsächlich ist es besser, nicht zu sehr darauf zu vertrauen, immer nur denselben Weg in jeder Situation anzuwenden. Eine Person ist besser auf wechselnde Situationen mit unterschiedlichen Anforderungen vorbereitet, wenn ihr verschiedene Wege zur Bewältigung, die sowohl emotionsals auch problemorientiert sind, offen stehen. Zum Beispiel kann Weinen eine sehr hilfreiche und wichtige emotionsorientierte Strategie sein. Sie hilft emotionale Anspannung freizusetzen und zeigt anderen, dass Sie bestürzt sind.

Sie fühlen sich wahrscheinlich nach dem Weinen besser. Kurzfristig führt Weinen somit dazu, sich ein bisschen besser zu fühlen. Jedoch, stellen Sie sich vor, was Weinen die ganze Zeit in jeder Situation langfristig bedeutet. Es könnte Sie davon abhalten, anderen verständlich zu machen, was Ihre genauen Bedürfnisse, Gedanken oder Gefühle sind. Sie verpassen die Gelegenheit, neue Wege der Bewältigung zu lernen und möglicherweise Aspekte des Problems verändern zu können. Letztlich werden Sie sich hilflos, gefangen oder permanent überlastet fühlen. Zusätzliche Wege der Bewältigung können helfen, diesen langfristigen Folgen vorzubeugen.