Pädiatrische Dermatologie

von: Heiko Traupe, Henning Hamm

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540312598 , 769 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

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Preis: 36,99 EUR

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Pädiatrische Dermatologie


 

17 Mykosen (S. 267-268)

17.1 Einleitung

Es waren insbesondere Kinder, die bis weit nach dem 2. Weltkrieg an schwer therapierbaren Mykosen oft jahrelang litten. Erwähnt sei der Favus durch Trichophyton schoenleinii, den 1837 erstentdeckten Krankheitserreger überhaupt, oder die »Waisenhauskrankheit« durch Microsporum audouinii. Die damit verbundenen Entwicklungsstörungen vieler Betroffener machten Pilzerkrankungen zu einem gesellschaftlichen und sozialen Problem. Dank der Aufdeckung epidemiologischer Zusammenhänge und Fortschritte in der Therapie – man erinnere an die segensreiche Wirkung von Griseofulvin, dem ersten systemischen Antimykotikum (Rieth 1990) –, waren diese Erkrankungen in Mitteleuropa beinahe eradiziert (Rieth 1976).

Das heutige Spektrum der Pilzerkrankungen im Kindesalter umfasst wieder die gesamte Bandbreite der Mykosen: Dermatophytosen, Candidosen der Haut und Schleimhäute sowie lebensbedrohliche Erkrankungen durch Candida-, Aspergillus- oder Cryptococcusarten (Tietz et al. 1996). Gewandelt hat sich infolge veränderter Lebensbedingungen, wie Massentourismus in südliche Länder, Haltung von Kuscheltieren oder Betreiben kontaktintensiver Sportarten, allerdings das Spektrum der Erreger (Tietz et al. 1995) und damit auch das Wesen bestimmter Mykosen und deren Therapie (Tietz et al. 1997).

Charakteristisch für die gegenwärtige Situation ist die Renaissance zoophiler Dermatophyten (Trichophyton verrucosum, Trichophyton mentagrophytes var. granulosum, Microsporum canis, Kunzelmann u. Tietz 1997, Lunder 1992) und die Wiederkehr von Trichophyton tonsurans, Microsporum audouinii sowie Trichophyton violaceum und Trichophyton soudanense als Erreger anthropophiler Dermatophytosen in das mitteleuropäische Erregerspektrum (Bölle et al. 1994, Korstanje u. Staats 1994, Mills u. Philpot 1994, Rubben u. Krause 1996). Die Klassifikation und taxonomische Bezeichnung der Dermatophyten erfolgt im vorliegenden Buchkapitel nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (Meinhof 1992), nachdem sich die gegenwärtige genetische Spezieseinteilung bislang als wenig plausibel erwiesen hat. Eine Herausforderung an Diagnostik und Therapie stellen auch die Candida-Infektionen dar, die nicht nur durch Candida albicans hervorgerufen werden (Kuijpers u. Tan 1996, Kunzelmann et al. 1996).

Neben modernen systemischen Präparaten (Kaufmann 1996, Montero-Gei u. Perera 1992) beeinflusst neues Wissen über unterschiedliche Empfindlichkeitsmuster einzelner Pilzarten wesentlich die Wahl der Therapie (Rippon u. Fromting 1993). Dies wiederum erfordert eine mykologische Diagnostik auf Speziesniveau. Entsprechend der Zielstellung des Buches werden vorrangig Mykosen durch in Mitteleuropa relevante Pilze abgehandelt. Der Vollständigkeit halber sind 2 kurze Abschnitte den außereuropäischen System- und Verletzungsmykosen gewidmet. Erkranken Kinder nur selten an Pilzinfektionen, die für das Erwachsenenalter typisch sind, wird darauf hingewiesen. Die Besprechung erfolgt auf der Grundlage der Erregereinteilung in Dermatophyten und Hefen. Schimmelpilze werden nur randständig erwähnt, da diese mit Ausnahme systemischer Mykosen im Kindesalter kaum Bedeutung haben.

17.2 Dermatophytosen

Dermatophyten sind Erreger, die ihr Wachstumsoptimum unterhalb von 37°C haben und nur die Haut bzw. deren Anhangsorgane befallen. Säuglinge und Kinder erkranken typischerweise am behaarten Kopf, im Gesicht und an den Extremitäten. Manifestationen am Stamm, an den Füßen oder gar den Nägeln sind selten. Aus klinischen, therapeutischen und antiepidemischen Gründen ist zwischen zoophilen und anthropophilen Erregern zu unterscheiden (.Tabelle 17.1). Zoophile Dermatophyten sind in der Regel obligat pathogen und verlangen eine längerfristige Therapie. Wegen ihrer hohen Kontagiosität waren sie in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR über Jahrzehnte meldepflichtig. Dies sollte neben einer effektiven Therapie zu gezielten antiepidemischen Maßnahmen verpflichten. Voraussetzung ist auch hier die exakte Kenntnis der Erregerart.