Psychologie der sportlichen Höchstleistung (Reihe: Sportpsychologie, Bd. 3)

von: Norbert Hagemann, Maike Tietjens, Bernd Strauß

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN: 9783840920332 , 283 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 26,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Psychologie der sportlichen Höchstleistung (Reihe: Sportpsychologie, Bd. 3)


 

Die emotionale Seite der sportlichen Höchstleistung ( S. 118)

Gershon Tenenbaum &, David N. Sacks

1. Einleitung

Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Zusammenhänge zwischen Emotionen und sportlicher Leistung. Wir beginnen mit einer Übersicht der gängigsten Konzepte und Theorien über Emotionen und Leistungen im Sport. Danach diskutieren wir die Frage, wie Emotionen Athletinnen und Athleten im Training und im Wettkampf beeinflussen. Abschließend werden wir diese Perspektive auf den besonderen Fall der Leistungen von Expertinnen und Experten anwenden.

Wir werden zu dem Schluss kommen, dass zwar die Leistung von Athletinnen und Athleten nicht ausschließlich von der effektiven Regulation von Art und Intensität der Emotionen abhängt, aber Expertise die Auftretenswahrscheinlichkeit einer optimalen Leistung erhöhen und die einer schlechten Leistung verringern kann. Bevor wir dies detaillierter betrachten, müssen wir allerdings zunächst die Eigenschaften von Emotionen im alltäglichen Leben, wie auch in sportlichen Kontexten verstehen.

2. Emotionen: Eine Übersicht

Deci (1980, S. 85) definiert Emotionen als "a reaction to a stimulus event (either actual or imagined). It involves change in the viscera and musculature of the person, is experienced subjectively in characteristic ways, is expressed through such means as facial changes and action tendencies, and may mediate and energize subsequent behaviors." Mahoney (1991) betont, dass der Begriff Emotion vom lateinischen Verb emovere abstammt und wörtlich bewegen oder eine Bewegung hervorbringen bedeutet (S. 189).

Das Modell der subjektiven emotionalen Erfahrungen von Watson und Tellegen (1985) postuliert positive und negative Affekte als die beiden Hauptdimensionen von Emotionen. Dem Modell von Russell (1980) zufolge bilden die Valenz (die Bewertung) und die Intensität (Aktivierung bzw. arousal) die primären Dimensionen. Jede Emotion wie z. B. Angst, Ärger, Furcht, Freude, Eifersucht, Glück, Traurigkeit, Überraschung, Schuld, Scham, Leid, Stolz, Erleichterung, Hoffnung, Liebe, Mitge- fühl, Vertrauen usw. können entlang dieser beiden Dimensionen bestimmt und klassifiziert werden.

Sie können sich allerdings in ihrer Ausprägung unterscheiden (Lazarus, 1991a, b). Zum Beispiel kann eine Person von einem Gefühl intensiver Freude berichten, welches als höchst angenehme Emotion auf einem hohen Aktivierungsniveau eingestuft werden würde. Gleichzeitig könnte dieselbe Person über einen geringen Anteil an Furcht berichten, welche als eine unangenehme Emotion auf einem niedrigen Aktivierungsniveau klassifiziert werden würde.

Apter (1982) beschreibt das Konzept der metamotivationalen Dominanz (concept of metamotivational dominance), in dem sich ein Individuum in einem telic (handlungs- und zielorientierenden) oder in einem paratelic (erregungssuchenden und spontanen) Motivationszustand befindet. In einem telic Zustand wäre eine Sportlerin bzw. ein Sportler ernsthaft und aufgabenbezogen eingestellt. Umgekehrt wäre eine Sportlerin bzw. ein Sportler in einem paratelic Zustand in einer mehr „verspielten" Stimmung.

Abhängig von der metamotivationalen Dominanz der Person (telic oder paratelic) können ähnlich benannte Emotionen von der einen Person als angenehm, von einer anderen Person jedoch als unangenehm interpretiert werden (Apter, 1982). Wenn zum Beispiel eine Golferin versucht, einen Putt zu schlagen, könnte sie ihre Aufregung als unangenehm empfinden, während die gleiche Emotion von einem Basketballspieler während eines Schnellangriffs als angenehm empfunden wird.

Apter betont, dass sich diese Wahrnehmungen je nach Kontext verändern können.