Soziale Mechanismen im Betrieb

von: Norbert Huchler, G. G. Voß, Margit Weihrich

Rainer Hampp Verlag, 2007

ISBN: 9783866181342 , 288 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 22,99 EUR

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Soziale Mechanismen im Betrieb


 

IV Soziale Mechanismen im Betrieb – empirische Fallstudien ( S. 125)

Das folgende Kapitel wechselt nun von den theoretischen Überlegungen zu den empirischen Arbeiten der beiden soziologischen Projektstränge im „Lernenden Forschungszusammenhang" (LeFo). Wie eingangs erläutert, verfolgten diese Projektstränge zwei getrennte, aber aufeinander bezogene Vorhaben:

• Zum Einen arbeits- und industriesoziologisch angelegte Betriebsfallstudien in fünf Unternehmen zum Einsatz von Verfahren der „Ergebnissteuerung" im Zuge einer fortschreitenden Entgrenzung von Arbeit im Rahmen der so genannten „Problemdefinitionswerkstätten" von LeFo

• Zum Anderen sozialtheoretisch angeleitete theorievergleichende Analysen der in den so genannten „Interpretationswerkstätten" von LeFo produzierten Interpretationen von Fallerzählungen aus den untersuchten Betrieben.

Der arbeits- und industriesoziologische Strang hatte die Aufgabe, in einem mehrstufigen Feldprozess in den ausgewählten Kooperationsbetrieben umfangreiches empirisches Material zu generieren, das für zwei Zwecke verwendet wurde: Zum einen war es die Basis einer eigenständigen arbeits- und industriesoziologischen Auswertung mit dem Ziel, Erkenntnisse zum Themenfeld „Entgrenzung von Arbeit" am Beispiel der untersuchten Ergebnissteuerung (unter besonderer Berücksichtigung des Instruments der Zielvereinbarung) zu erarbeiten.

Zum zweiten ging es darum, für die Arbeit der Interpretationswerkstätten geeignetes empirisches Fallmaterial zu generieren. Im Mittelpunkt stand dabei ein erzählungsgenerierendes Leitfadeninterview mit einer FallgeberIn, das um eine „subjektive Handlungsproblematik"266 kreiste, die im Zusammenhang mit den betrieblichen Reorganisationsprozessen stand.

Diese FallgeberIn wurde in jedem Betrieb in einem schrittweise sich zuspitzenden Suchprozess ausgewählt und interviewt. Das transkribierte Interview wurde den ForscherInnen der Interpretationswerkstätten im Rahmen eines Materialbands zur Verfügung gestellt, der darüber hinaus umfangreiche Informationen zum untersuchten Betriebsfall und zum Forschungsprozess im Feld enthielt.

Der theorievergleichende Strang konzentrierte sich in seiner Empirie auf die Analyse der interdisziplinär angelegten Theorie-Arbeit in den Interpretationswerkstätten – ein Verfahren, das soziologisch in dieser Form erstmalig praktiziert wurde.

Das empirische Vorgehen bestand – neben der beobachtenden Teilnahme an den vor Ort durchgeführten Workshops – vor allem in der Auswertung der schriftlichen Analysen („Expertisen"), die die in den Interpretationswerkstätten tätigen ForscherInnen über ein- und dieselbe Fallerzählung erstellten. Ziel war ein metatheoretischer Vergleich der in den Analysen angewendeten konzeptionellen Perspektiven mit besonderem Fokus auf die jeweils zugrundegelegten Vorstellungen davon, was jeweils der „Aktor" oder das „Subjekt" in den untersuchten Fallerzählungen ist und welche Rolle ihm interpretativ ‚zugestanden‘ wird.

1 Entgrenzung und Ergebnissteuerung von Arbeit

Norbert Huchler

Der arbeits- und industriesoziologische Projektstrang hatte (wie angeführt) im Rahmen seiner Arbeiten in den Problemdefinitionswerkstätten die Doppelaufgabe einer eigenständigen Untersuchung von Betriebsfällen sowie der Produktion eines Materialbands pro Betrieb für die Arbeit in den Interpretationswerkstätten. Der folgende Abschnitt konzentriert sich auf die erste Aufgabe, die allerdings durch die zweite Funktion in ihrer Gesamtanlage wie auch im Detail der Durchführung geprägt wurde.

Die empirischen Arbeiten teilten sich in folgende Schritte:

1. Erste Aufgabe war es, über Firmenkontakte der Forscher selbst wie auch unter Inanspruchnahme von professionellen Netzwerken geeignete Kooperationsbetriebe für die empirische Untersuchung zu gewinnen. Geeignet war ein Betrieb dann, wenn im Unternehmen insgesamt oder in wichtigen Bereichen Prozesse der Entgrenzung von Arbeit stattfanden, vor allem wenn diese mit dem Einsatz von Verfahren der Ergebnissteuerung begleitet wurden.

Es gelang nach und nach, im Zuge aufwändiger Kontaktierungen und vielfältiger Vorgespräche mit Management und Mitarbeitervertretungen (deren Inhalte dann auch in die Auswertungen eingingen), insgesamt fünf Großunternehmen aus bewusst unterschiedlich gewählten Branchen zu akquirieren, dort jeweils einen geeigneten Bereich zu identifizieren und diesen in einen mehrstufigen Kooperationsprozess einzubinden (hier in der Reihenfolge der Kontaktierung und Bearbeitung,