Leistungsmanagement im Krankenhaus: G-DRGs - Schritt für Schritt erfolgreich: Planen - Gestalten - Steuern

von: Ulrich Vetter, Lutz Hoffmann

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540273660 , 162 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 26,96 EUR

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Leistungsmanagement im Krankenhaus: G-DRGs - Schritt für Schritt erfolgreich: Planen - Gestalten - Steuern


 

7 Das G-DRG-System – Entwicklung eines komplexen Preissystems (S. 48-49)

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts haben R.B. Fetter und R.L. Mullin das erste DRG-System an der Universität Yale in den USA entwickelt (Fetter R.B. et al.). Am Anfang standen Systeme von Diagnosenbündelungen, die aus rein klinisch-medizinischer Sicht und ohne den Anspruch der Kostenhomogenität Diagnosegruppen (Diagnosis related groups) beschrieben. Bei ihrer Weiterentwicklung tauchte dann die Forderung auf, dass die Diagnosengruppen das Merkmal der Kostenhomogenität aufweisen und so zur Preisbildung für die Behandlungsleistungen der Patienten, die in diesen Diagnosegruppen zusammengefasst worden waren, tauglich werden sollten.

Die heute bekannten Patientenklassifikationssysteme auf DRG-Basis oder Patientenkategorisierungssysteme, wie sie auch genannt werden, stellen die einzige Möglichkeit dar, die Behandlung eines Patienten mit einfach zu erhebenden klinischen Informationen und weiteren Informationen wie Alter oder Aufnahme- und Entlassmodus zu beschreiben, vergleichbar zu machen und zu messen. Mit ökonomischen Zusatzinformationen lässt sich zu jeder Behandlungsleistung oder Gruppe von Behandlungsleistungen ein Preis ermitteln.

7.1 Die Entwicklung des G-DRG-Systems (Version 2005)

Mit der GKV Gesundheitsreform 2000, dem Fallpauschalengesetz (FPG) und dem novellierten Krankenhausentgeltgesetz (KGEntgG) wurde die Finanzierung von Krankenhausleistungen vollständig neu geregelt und das bisherige Mischsystem aus tagesgleichen Pflegesätzen, Fallpauschalen und Sonderentgelten durch ein allumfassendes Fallpauschalensystem nach australischem Vorbild ersetzt. Der deutsche Weg, ein DRG-System als Preissystem einzusetzen, unterscheidet sich von anderen Ländern grundsätzlich, da diese ihre DRG-Systeme als Budgetermittlungs- und Verteilungssystem nutzen und nicht als Preissystem. Wird ein DRG-System als Preissystem eingesetzt, sind hohe Anforderungen an Methodik und Sicherheit der Preisermittlung zu stellen (Selbmann B.).

Systematischer Aufbau und Arbeitsweise der DRG-Systeme, die in den USA, Australien und in verschiedenen europäischen Ländern im Einsatz sind, unterscheiden sich nicht prinzipiell, sehr wohl aber in einzelnen Aspekten. Als sich im Jahre 2000 die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Spitzenverbände der Krankenkassen darauf einigten, dass das australische AR-DRG-System Grundlage für das in Deutschland zu entwickelnde G-DRG-System sein sollte, war klar, dass die zu diesem Zeitpunkt in Deutschland geltende Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme (ICD-10 SGB V, Version 1.3) zur Vorbereitung der Einführung eines deutschen DRG-Systems revidiert werden musste. Auch der in 2000 gültige OPS-301-Katalog (Katalog von operativen und nichtoperativen Prozeduren) war nicht DRGtauglich, so dass auch für ihn eine Revision notwendig wurde.

Mit Beginn des Jahres 2001 wurde zur Dokumentation von Diagnosen und Nebendiagnosen eine spezielle deutsche Modifikation, die ICD-10 SGB V Version 2.0, eingeführt, die sich eng an den Band I der australischen ICD-10-AM (Australian Modification) 1. edition (1998) anlehnte. Gegenü ber der ICD-10 SGB V Version 1.3 erfolgten Ergänzungen und Streichungen in einzelnen Kapiteln.

Seit 1.1.2004 gilt die ICD-10-GM-2004-Version, eine an die G-DRGVersion 2004 adaptierte Version. Diese ICD-10-Version ist anders als ihre Vorgängerversion nicht nur für den Krankenhausbereich, sondern auch für den niedergelassenen Bereich gültig. Sie hat eine Reihe neuer Diagnosenschlüssel aufgenommen, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation WHO aufgrund des medizinischen Fortschritts freigegeben wurden sowie einige Diagnosenschlüssel, die das InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus) für die Weiterentwicklung des deutschen DRG-Systems für notwendig hält. So sind jetzt die NYHA-Stadien der Herzinsuffizienz in die neue ICD-10-Version aufgenommen, die im DRG-System eine bessere Schweregradeinteilung ermöglichen. Neu eingeführt wurden U-Schlüssel für die Fachgebiete Rehabilitation und Geriatrie. Durch sie kann das Maß der motorischen und kognitiven Funktionseinschränkung auf Grundlage des Barthel-Index (BI), des Functional Independence Measure (FIM) und der Mini Mental State Examination (MMSE) dokumentiert werden. Die ICD-10-GM-Version 2004 beinhaltet 12.983 endständig verschlüsselbare Diagnosen.

Die Dokumentation von operativen, diagnostischen und therapeutischen Prozeduren erfolgt über die seit 1.1.2004 gültige OPS-301-Version 2004. Die Änderungen gehen auf Anforderungen zurück, die sich aus der Entwicklung des G-DRG Systems ergeben und bilden diagnostische Prozeduren, neue Operationsmethoden, aber auch nichtoperative therapeutische Prozeduren z. B. aus der Frührehabilitation ab. Die OPS-301-Version 2004 beinhaltet 22.310 endständig verschlüsselbare Prozeduren. In die für das Jahr 2004 gültige Version der deutschen Kodierrichtlinien (DKR) sind Änderungen der Diagnosen- und Prozeduren-Kataloge aufgenommen sowie bisher missverständliche Kodierrichtlinien geändert worden (Schlottmann N. et al.). Auf dem Weg des G-DRG-System zu einem Preissystem sind die für das Jahr 2005 geltenden deutschen Kodierrichtlinien (DKR) erheblich überarbeitet worden und bieten bei vielen Kodierrichtlinien Beispiele und/oder Listen mit ICD-10-GM- bzw. OPS-Kodes. Damit ist eine Voraussetzung geschaffen, um bundesweit eine hohe Kodierqualität zu erreichen, die gleiche Leistungen gleich abbildet und so zur leistungsgerechten Vergütung in allen deutschen Krankenhäusern führt.