Wachstumsfelder für Verlage – Ergebnisse einer empirischen Studie (VDZ)

Wachstumsfelder für Verlage – Ergebnisse einer empirischen Studie (VDZ)

von: Manfred Schwaiger, Peter Beusch, Alexander von Reibnitz

VDZ e. V., 2007

ISBN: 9783931940409 , 27 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 49,99 EUR

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Wachstumsfelder für Verlage – Ergebnisse einer empirischen Studie (VDZ)


 

Internationale Entwicklungen (S. 17)

Bereits heute hoher Umsatzanteil neuer Wachstumsfelder

Um die vorgelegten Ergebnisse der Studie in einen internationalen Kontext setzen zu können und internationale Trends im Verlagsgeschäft zu erkennen, wird im Folgenden anhand von Beispielen die Entwicklung von Nebengeschäften bei Verlagen in ausgewählten Ländern dargestellt. Es werden Unternehmen aus Ländern dargestellt, in denen Nebengeschäfte schon seit geraumer Zeit einen nennenswerten Beitrag zu den Umsätzen der Verlage leisten. Darüber hinaus handelt es sich bei den betrachteten Unternehmen um eine Mischung aus Zeitschriften- und Zeitungsverlagen.

Nicht zuletzt hat bei der Auswahl der Verlagsunternehmen auch die Verfügbarkeit von entsprechenden Informationen eine Rolle gespielt.

Es zeigt sich, dass internationale Verlage bereits heute signifikante Umsätze in Bereichen erzielen, die in dieser Studie als Zusatzgeschäfte bezeichnet werden. Das trifft auf Verlage in den USA zu sowie in Europa vor allem auf die südlichen Länder wie Spanien und Italien. Neben dem Angebot klassischer Zusatzprodukte existieren anders als in Deutschland integrierte Medienunternehmen, welche auch über Aktivitäten im TV- und Radiobereich verfügen.

Es wird deutlich, dass Nebengeschäften eine immer stärkere Bedeutung für die Umsätze der Verlage zukommt und sie vor allem einen nennenswerten Wachstumsbeitrag für die Unternehmen leisten. In vielen Fällen machen die Nebengeschäfte bereits heute mehr als ein Fünftel der Gesamtumsätze der Verlage aus.

Entscheidender ist allerdings, dass die Beispiele zeigen, dass sich mit dem Einstieg in neue Wachstumsfelder auch die Profitabilität der Unternehmen deutlich verbessert. Die Zusatzgeschäfte weisen in der Regel eine weit attraktivere Ergebnismarge auf als das angestammte Kerngeschäft.

Abnehmendes Wachstum verlagsnaher Aktivitäten

Vergleichbar mit der heutigen Situation bei deutschen Verlagen konzentrierten sich die ausländischen Verlage in der Vergangenheit vornehmlich auf Aktivitäten in verlagsnahen Geschäftsfeldern und haben beim Einstieg in diese Wachstumsfelder auf Marke und Titel sowie die bestehende Leserschaft als potenzielle Kundengruppe von Zusatzprodukten gesetzt. Dabei achten die Verlage darauf, dass die Marke im Idealfall einen Bezug zu den angebotenen Produkten und Dienstleistungen aufweist. Darüber hinaus spielt die Auswahl entsprechender Kooperationspartner oft eine wesentliche Rolle, um die eigenen Qualitätsansprüche, z.B. hinsichtlich des angebotenen Kundenservices, gewährleistet zu wissen.

Die Betrachtung der internationalen Verlage zeigt allerdings auch, dass die Aktivitäten mit verlagsnahen Zusatzprodukten nach einiger Zeit an ihre Wachstumsgrenze stoßen und bei den Unternehmen in dieser Situation eine Erweiterung der Aktivitäten in andere Wachstumsfelder erfolgt. Darüber hinaus beginnen diese Unternehmen ihre bestehenden Geschäftsmodelle weiter zu entwickeln.

Akquisitionen in angrenzenden Märkten

Betrachtet man die M&,A-Aktivität der Verlagsbranche der vergangenen Jahre, so lässt sich beobachten, dass ein immer geringerer Anteil der Transaktionen im jeweiligen Kerngeschäft der Unternehmen erfolgt. Vielmehr akquirieren die Unternehmen in angrenzenden Märkten. Neben der finanziellen Attraktivität der Zielunternehmen achten die Unternehmen dabei auf eine Verbindung zum bestehenden Geschäft. Die Auswirkung auf das Geschäft kann oftmals eine erhöhte Kundenbindung oder auch die Entwicklung eines umfassenden Angebots für eine bestimmte Zielgruppe sein. So hat beispielsweise der internationale Fachverlag Wolters Kluwer mehr als 50 Prozent seiner Unternehmenskäufe im Bereich neuer Dienstleistungen oder Software getätigt. Schon im Jahr 2002 hat das Unternehmen in Deutschland einen Software-Anbieter für Rechtsanwaltskanzleien, AnNotext, erworben.

Seitdem wird die Verknüpfung der bestehenden Inhaltsangebote mit der Software- Plattform ausgebaut, um sowohl für die Inhalts- als auch die Softwarenutzung einen Wettbewerbsvorteil bei den Rechtsanwälten zu erlangen. Im Zeitungsgeschäft lassen sich Akquisitionen vor allem in Bereichen beobachten, in denen Neue Medien mit dem klassischen Geschäft erfolgreich in Konkurrenz treten und die Zeitungsverlage durch Akquisitionen in diesen Märkten eine nennenswerte Position aufbauen wollen. Die starken Marktpositionen vorhandener Angebote, z.B. im Online- Rubrikengeschäft, lassen den Verlagen kaum noch die Möglichkeit eines Markteintritts durch die Eigenentwicklung von entsprechenden Angeboten.