Die Wahrheit und das Leben – Wissenschaft und Glaube im 21. Jahrhundert

Die Wahrheit und das Leben – Wissenschaft und Glaube im 21. Jahrhundert

von: Hans-Jürgen Fischbeck

Herbert Utz Verlag , 2005

ISBN: 9783831604821 , 140 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 24,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Die Wahrheit und das Leben – Wissenschaft und Glaube im 21. Jahrhundert


 

5. Wahrheit und Leben (S. 73-74)

Das Ziel dieses Kapitels ist es, den engen inneren Zusammenhang von Wahrheit und Leben aufzuzeigen. Damit ist schon gesagt, daß ich den Begriff Wahrheit, der durch Ideologieverdacht in Verruf geraten ist und in der Postmoderne geradezu emphatisch abgelehnt und aufgegeben worden ist, für unaufgebbar halte. Darauf bin ich im einleitenden ersten Kapitel bereits eingegangen. Um diesen Begriff zu verteidigen, muß er richtiggestellt werden. Was da abgelehnt wird, ist eigentlich ein unzutreffender Wahrheitsbegriff. Es zeigt sich nämlich, daß der gängige Wahrheitsbegriff da, wo er einigermaßen klar ist, zu eng gefaßt ist und da, wo er darüber hinausgeht unklar und verschwommen ist.

Es muß also geklärt werden, was Wahrheit im Verhältnis zur ganzen Wirklichkeit in ihrer Doppelstruktur aus Fakten- und Beziehungswirklichkeit ist. Erst dann läßt sich der angekündigte innere Zusammenhang von Wahrheit und Leben aufweisen, wie er in der evolutionären Erkenntnistheorie bereits anklingt. Weil Wahrheit in Kognition und Relation für alle Lebewesen lebenswichtig ist, bekommt der Wahrheitsbegriff so eine sehr allgemeine, man könnte einwenden, zu allgemeine Bedeutung. Deshalb werde ich mich im wesentlichen auf die Wahrheit menschlicher Erkenntnis beschränken und diesen am Leben orientierten Wahrheitsbegriff „andiskutieren" – mehr kann es im Rahmen dieses Buches nicht sein. Wenn ich aber den Wahrheitsbegriff in voller Allgemeinheit anspreche, werde ich dies ausdrücklich anmerken. Zunächst aber ist, wie üblich, von der Wahrheit menschlicher Erkenntnis die Rede.

5.1 Wahrheit und Wirklichkeit

Was ist Wahrheit? Ich sage nichts Neues, wenn ich an dem alten und kaum bestreitbaren Satz

(W) Wahrheit ist Erkenntnis der Wirklichkeit.

festhalte. Interessant wird es, wenn wir ihn auf die ganze Wirklichkeit in ihrer Doppelstruktur aus Fakten- und Beziehungswirklichkeit beziehen. Was Erkenntnis der Faktenwirklichkeit heißt, ist einigermaßen klar und entspricht dem üblichen Verständnis von Erkenntnis und insbesondere dem von wissenschaftlicher Erkenntnis. Aber Erkenntnis der Beziehungswirklichkeit? Was soll das sein? Hat denn Erkenntnis auch eine relationale und nicht nur eine kognitive Bedeutung? Ich meine ja, aber gängig ist sie nicht. Ich erinnere an die Redeweise der hebräischen Bibel, in der die Liebe zwischen Mann und Frau Erkenntnis genannt wird, wenn ein Kind daraus hervorgeht. Ich denke, daß es richtig ist, Liebe als Form von Erkenntnis zu sehen: Einen Menschen zu lieben, heißt, ihn in der Tiefe zu erkennen und anzuerkennen. So glaube ich, daß der Satz (W) tragfähig ist und beibehalten werden kann, wenn wir bereit sind, das Wort Erkenntnis breiter und tiefer zu verstehen, als es üblich ist. Dann nämlich kann nicht nur in den empirischen, sondern auch in den hermeneutischen Wissenschaften gleichrangig von Erkenntnis gesprochen werden.

Dann nämlich wird auch Ethik zur Sache von Erkenntnis, eben der „Erkenntnis des Guten und Bösen" (Gen. 2,9), und kann einen Wahrheitsanspruch erheben. Alles kommt dabei auf die Kriterien der Wahrheit an, die für eine Erkenntnis von Beziehungswirklichkeit natürlich andere sein müssen als für die Erkenntnis der Faktenwirklichkeit. Davon wird weiter unten noch zu handeln sein. Es ist sinnvoll, eine Basisebene der Wahrheit – ich nenne sie auch Orthoebene – von höheren Metaebenen zu unterscheiden, auf die ich im Abschnitt 5.5 zu sprechen komme. Die Basis- oder Orthoebene ist die unmittelbare Ebene der vielen richtigen Aussagen über Fakten und Sachverhalte im Bereich der Faktenwirklichkeit und der vielen ehrlichen und gedeihlichen Beziehungen im Bereich der Beziehungswirklichkeit.