Nationalsozialistische Expeditionspolitik

Nationalsozialistische Expeditionspolitik

von: Peter Mierau

Herbert Utz Verlag , 2006

ISBN: 9783831604098 , 556 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 42,99 EUR

  • Und wieder erwacht die Liebe
    Julia Extra Band 330 - Entführt ins Glück / Süße Sünde / Hochzeit im Paradies / Öffne dein Herz, Ellie! /
    Im Rausch der Sinne
    Kann denn Träumen Sünde sein?
    Im wilden Meer der Leidenschaft
    Süß, sexy - skandalös ...
  • Schicksalhaftes Wiedersehen in Neuseeland
    Mein Herz will zurück zu dir
    Männlich, zärtlich - unwiderstehlich
    Sag nichts, küss mich!
    Zum Heiraten verführt

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Nationalsozialistische Expeditionspolitik


 

I. Die China- und Tibet-Expeditionen Ernst Schäfers in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts (S. 311-312)

1. Die China- und Tibet-Expeditionen Ernst Schäfers bis 1935

Selbst für den gebildeten Europäer war Tibet bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein weitgehend fremdes Land. Aufgrund des allgemeinen Unwissens bot sich Platz für Mutmaßungen und Idealisierungen, aus den wenigen Informationen wurden pauschale und oberflächliche Rückschlüsse über das Land im Ganzen gezogen. Das Bild, das sich in Europa seit der Neuzeit formte, gründete im wesentlichen auf den Ausführungen von katholischen Ordensleuten, die in ihren Veröffentlichungen über ihre eigenen Erlebnisse, aber auch über die Kultur Tibets berichteten und damit in aller Regel ein relativ großes und interessiertes Publikum in Europa fanden.

Berichte über Tibet, wie der des portugiesischen Jesuiten António de Andrade (* 1580), erregten Aufsehen, wurde doch darin ein Land beschrieben, das gegensätzlicher nicht sein konnte: Tibet war das unzugänglichste, geheimnisvollste und fremdeste Land Asiens, und gleichzeitig betont Kaschewsky, daß dadurch bereits der Grundstock für den »Mythos Tibet « gelegt worden sei. In den Beschreibungen der Ordensleute wurde zwar die Andersartigkeit Tibets detailliert festgehalten, gleichzeitig konnte aber darauf hingewiesen werden, daß die Tibeter die einzigen Asiaten seien, mit denen sich Europäer identifizieren konnten.

Der theokratische Lamaismus Tibets wurde verglichen mit dem Christentum, denn die Missionare setzten viel daran, gerade die tibetische Religion, die auch die Gesellschaftsstrukturen und die Politik des Landes bestimmte, genauer zu beschreiben und die religiös vorgeprägten Tibeter dem christlichen Heilsweg zuzuführen. Die räumliche Abgeschlossenheit, das daraus resultierende mangelhafte Wissen über Tibet und der religiöse Eifer der Missionare werden dazu geführt haben, daß sich durch derlei Schriften ein »Mythos Tibet« entwickelte. Eine weitere Ebene dieses Mythos entstand mit der Aufklärung. Immanuel Kant (1724–1804) zählte in seiner Schrift »Von den verschiedenen Racen der Menschen« die Tibeter neben den Indern, Skythen und Chinesen zu der »hindistanischen Race«, sah darüber hinaus allerdings in Tibet »vielleicht den Zufluchtsort des menschlichen Geschlechts während und dessen Pflanzschule nach der letzten großen Revolution unserer Erde«.

In der Abhandlung über die »Physische Geographie« wiederholte er diesen Gedanken und führte dazu näher aus: »Die genauere Kenntnis von Tibet in Asien wäre eine der wichtigsten. Durch sie würden wir den Schlüssel zu aller Geschichte erhalten. Es ist dieses das höchste Land, wurde auch wahrscheinlich früher als irgend ein anderes bewohnt und mag sogar der Stammsitz aller Cultur und Wissenschaften sein. Die Gelehrsamkeit der Inder namentlich rührt mit ziemlicher Gewißheit aus Tibet her, so wie dagegen alle unsere Künste aus Indostan hergekommen zu sein scheinen, z.B. der Ackerbau, die Ziffern, das Schachspiel u.s.w. Man glaubt, Abraham sei an den Grenzen von Indostan einheimisch gewesen. Ein solcher Urplatz der Künste und der Wissenschaften, ich möchte sagen, der Menschheit, verdiente wohl die Mühe einer sorgfältigeren Untersuchung.«

Kant sah demnach in Tibet die Keimzelle jeglichen menschlichen Lebens, und es entsprach dem Ansatz der Aufklärung, aus den natürlichen Umständen auf die Geschichte des Menschen zu schließen. Über Kants Quellen ist wenig bekannt, jedoch ist anzunehmen, daß er sich auf die Berichte der Jesuiten- und auch Kapuziner-Mönche stützen konnte. Der Königsberger Philosoph setzte sich damit klar von der biblisch geprägten Entwicklungsgeschichte der Menschen ab.