Mit dem Alter in die Dienstleistungsgesellschaft?

Mit dem Alter in die Dienstleistungsgesellschaft?

von: Karin Scharfenorth

Herbert Utz Verlag , 2004

ISBN: 9783831603237 , 405 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 47,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Mit dem Alter in die Dienstleistungsgesellschaft?


 

6 Zwischenresümee II: Bedeutung der Seniorenwirtschaft für die Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft (S. 257-259)

In den vorangegangenen beiden Kapiteln wurde die Entwicklung der Seniorenbetreuung analysiert, detailliert für Deutschland, ergänzend und weniger umfangreich im internationalen Vergleich. Dabei ließen sich viele dienstleistungstheoretische Annahmen, wie sie in Kapitel 2 dargestellt sind, branchenspezifisch konkretisieren. Einige theoretische Überlegungen sind auf Basis der Analyse der Entwicklungstrends auch zu hinterfragen.

Hinsichtlich der Nachfragedimension ist herauszustellen, dass unter dem Strich mit einer Ausweitung der professionellen Dienstleistungen für ältere Menschen gerechnet werden kann, gleichzeitig aber auch weiterhin ein bedeutender Teil der Seniorenbetreuung in Deutschland informell organisiert sein wird. Dabei ist weniger von einer Dienstleistungsnachfrage in Folge der Sättigung mit lebensnotwendigen Waren und standardisierten Gebrauchsgüter auszugehen. Vielmehr entsteht in diesem Bereich tertiäre Nachfrage unter dem Diktat soziodemographischer Veränderungen. Dies wird allerdings durch gesellschaftliche Wandlungsprozesse unterstützt die mit den klassischen Nachfrageargumenten im Einklang stehen, z. B. durch die veränderte Rolle der Frauen in der Gesellschaft und durch eine erhöhte Konsumfreudigkeit neuer Altengenerationen.

Wie in nahezu allen modernen Staaten erzeugt der demographische Wandel einen wachsenden Bedarf an Unterstützungsleistungen für ältere Menschen. Sowohl die absolute Anzahl der Seniorinnen und Senioren steigt bis 2030 deutlich an als auch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Allein zwischen 2000 und 2010 wird mit einer Steigerung von 19,4 Millio nen auf 20,9 Millionen der 60jährigen und älteren Bundesbürger gerechnet, also mit einem Plus von 1,5 Millionen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung steigt von einem guten Fünftel um die Jahrtausendwende auf mehr als ein Drittel im Jahr 2050. Dabei kommt es hinsichtlich bestehender regionaler Unterschiede der Altersstruktur tendenziell zu einer Nivellierung. Durch die Alterung der Gesellschaft kommt es also nicht nur zu einer Vermehrung des Nachfragerpotenzials, sondern auch zu einer Erhöhung des Altenquotienten und zu einer verstärkten Belastung der Personen mittleren Alters. Hier ist allerdings eine Einschränkung anzuführen.

Gemäß entsprechender Untersuchungen sind die 60 - bis 70jährigen noch überdurchschnittlich häufig an sozialer Hilfe beteiligt. Daraus lässt sich ableiten, dass die jüngeren Alten ähnlich wie die Personen im erwerbsfähigen Alter auch zum informellen Unterstützungspotenzial gezählt werden können und damit die Bedeutung des Altenquotienten zu relativieren ist, mit dem gewissermaßen unterstellt wird, dass die Unterstützenden nur aus der Gruppe im erwerbsfähigen Alter stammen und die älteren Personen (wie Kinder und Jugendliche) grundsätzlich diejenigen sind, denen geholfen wird. Die Lebensumstände älterer Menschen geben weitere Informationen über die Bedarfe an Unterstützung und das Nachfragepotenzial für Dienstleistungen. Drei wichtige Dimensionen zur Beurteilung der Lebensverhältnisse sind das Wohnen, die Einbindung in soziale Netzwerke und der Gesundheitszustand.

Die Entwicklung des Wohnens im Alter zeigt nach wie vor die Tendenz zu individuellem privatem Wohnen, und zwar größtenteils in Ein- und Zweipersonenhaushalten. Zwar ist auch der stationäre Altenhilfebereich gewachsen, jedoch lebt nach wie vor nur der kleinste Teil der älteren Menschen in Heimen. Dies zeigt sich auch deutlich in der dynamischen Ausweitung der ambulanten Dienste. In 1999 gab es 3,7% mehr Alteneinrichtungen als drei Jahre zuvor, aber 14,3% mehr ambulante Dienste. Das weist darauf hin, dass trotz der weit verbreiteten informellen Hilfe im häuslichen Bereich, auch diejenigen, denen diese versagt ist, häufig in ihren angestammten Wohnungen bleiben. Das entspricht sowohl dem politischen Credo „ambulant vor stationär" als auch den Präferenzen der meisten Menschen.