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Auslandsberichterstattung im deutschen Fernsehen - Die Dritte Welt am Beispiel von Weltspiegel und auslandsjournal
5. Krisenkommunikation: Die Rolle der Medien in Konflikten (S. 77-78)
Die internationale Politik wird in nicht unerheblichem Maße durch die Kommunikationsbeziehungen zwischen den Staaten beeinflusst, die ausländische Medien nicht nur zur eigenen Informationsquelle benutzen, sondern auch als Instrument der Informationspolitik nach außen. An Journalisten werden in Krisen besondere Anforderungen gestellt. Um diese nachvollziehen zu können, erfolgt zunächst eine begriffliche Klärung von Krisen und Konflikten. Anschließend werden drei Rollenmodelle von Massenmedien in Krisen und Konflikten vorgestellt, wobei insbesondere der friedensjournalistische Ansatz einer deeskalierenden Berichterstattung hervorgehoben wird. Diese hier vorgestellten Kriterien und Rollenmodelle dienen im zweiten Teil der Arbeit zur Untersuchung der Krisenberichterstattung bei Weltspiegel und auslandjournal.
Nach dem Kommunikationswissenschaftler Martin Löffelholz lässt sich die Krise als ein Zustand definieren, in dem zentrale Werte eines Systems als bedroht empfunden werden und Entscheidungsbedarf implizieren. Krisen zeichnen sich durch große Dynamik und tiefgreifenden Wandel aus. Kriegerische Auseinandersetzungen mit hoher Gewaltintensität sind die Zuspitzung einer Krise und eines Konfliktes. Ob ein Ereignis als Konflikt oder als Krise eingestuft wird, ist beobachtungsabhängig. Erst indem aus einer unspezifischen Beobachtung ein Kommunikationsereignis geworden ist, ist es von der Gesellschaft wahrnehmbar. „Krisen als soziale Ereignisse werden demnach durch (fehlende oder misslingende) Kommunikation konstituiert." Journalisten müssen sich bei der Berichterstattung über Krieg oder Krisen bewusst sein, dass sie über besondere, gescheiterte kommunikative Prozesse berichten. Folglich sollten sie auch die Rolle der Medien in Krisen hinterfragen, denn immerhin sind sie als Vermittler von Information Teil des kommunikativen Prozesses. Das Publikum erwartet gerade von der Auslandsberichterstattung in Krisenzeiten Orientierungsangebote und Hintergrundinformation. Die journalistische Krisenkommunikation mit ihrem Einfluss auf Gesellschaft und Politik sowie Aspekte der Manipulation und Desinformation ist in vielen Arbeiten bereits untersucht worden. Einen neuen, forschungsleitenden Theorierahmen entwickelt Hafez anhand von Rollenmodellen medialer Konfliktkommunikation. Dabei wird danach differenziert, ob die Medien als Co-Konfliktpartei, als Konfliktvermittler oder als dritte Konfliktpartei agieren. Das Auslandsbild der Medien hängt dabei insbesondere von der Beziehung zu dem politisch-wirtschaftlichen System ab. Konflikt- und Krisenkommunikation kann sich diesem anpassen oder aber einen eigenständigen Diskurs entwickeln.
Im Falle der Medien als Co-Konfliktpartei gleicht das medial konstruierte Auslandsbild den Positionen einer Konfliktpartei, im meisten Fall der eigenen Regierung. Die Parteilichkeit der Auslandsberichterstattung wird dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie z. B. Ausrichtung auf Elitendiskurse oder die unreflektierte Übernahme von strategisch politischer Kommunikationsangebote bzw. Public Relations. Das Rollenmodell der unabhängigen dritten Partei schreibt den Massenmedien das Konzept des „lachenden Dritten" zu.
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