Die Mütter-Mafia - Roman

von: Kerstin Gier

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783838700663 , 318 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Die Mütter-Mafia - Roman


 

6. (S. 185-186).

Ich richtete mich auf eine lange, schlaflose Nacht ein, nachdem Mimi und Trudi nach Hause gegangen waren und ich Julius gebadet und ins Bett gebracht hatte. Ich hätte mich für diese Bibi-Blocksberg-Geschichte ohrfeigen können, aber ich hatte ja nicht damit rechnen können, dass mich jemand verpetzen würde. Ich hatte mehrfach bei Lorenz angerufen, aber dort ging immer nur der Anrufbeantworter dran. Nellys Handy war ständig besetzt. Wahrscheinlich Dauer-SMS-Dialog zum Thema: Meine Mutter ist ein indiskretes Monster. Ich saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden und guckte die Serie mit den drei aufgestylten Hexen, die Nelly immer gucken wollte, aber nicht gucken durfte. Bibi Blocksberg ja, diese tief dekolletierten Dämonenkillerschlampen – nein!

Um halb zehn klingelte es Sturm. Ich hechtete zur Tür und riss sie auf. Eine tränenverschmierte Nelly stürzte an mir vorbei die Treppe hinauf und schmetterte ihre Zimmertür zu. Im Flur rieselte Putz von der Decke. »Das ist alles deine Schuld«, sagte Lorenz. Er war auf der Fußmatte stehen geblieben und sah mich böse an. Sein Volvo parkte auf dem Bürgersteig, der Motor lief noch. »Weil du dich nicht an klare Absprachen hältst.« »Ich wüsste nicht, seit wann Bibi Blocksberg Gegenstand unserer Absprachen wäre«, sagte ich. »Ich sollte die Kinder am Wochenende nehmen«, sagte Lorenz. »Heute ist nicht Wochenende.

So war das alles nicht geplant. Da komme ich nichts ahnend nach Hause und denke, die Wohnung ist leer. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Schock das war, als Nelly plötzlich ins Wohnzimmer kam.« »Na ja«, sagte ich. »Vor gar nicht allzu langer Zeit saß eine ganze Familie auf dem Sofa, wenn du nach Hause gekommen bist. So schockierend kann ich das nicht finden, wenn deine Tochter ins Wohnzimmer kommt.« »Du warst ja nicht dabei«, sagte Lorenz. »Es war ein furchtbarer Schreck. Für alle Beteiligten. Peinlich und überflüssig. Und das nur, weil du dich nicht an klare Absprachen halten kannst. Ich hätte es Nelly und Julius am Wochenende gerne etwas schonender beigebracht. Und stilvoller.« »Was hättest du ihnen gern schonender beigebracht?« Nebenan bei Hempels waren die Rollläden nach oben gegangen. »Unverschämtheit!«, hörte man Frau Hempel quietschen.

»Das Parken auf dem Bürgersteig behindert die Fußgänger!« »Ich komme gleich«, rief Lorenz. »Oh Gott, die alte Schachtel lebt immer noch!« »Was hättest du ihnen gerne schonender beigebracht, Lorenz?« »Machen Sie sofort den Motor aus, sonst rufe ich die Polizei«, rief Herr Hempel. »Diese Kohlenmonoxidbelästigung müssen wir uns nicht gefallen lassen. Wir schlafen mit offenem Fenster!« »Und der alte Schnarchsack hat auch noch nicht das Zeitliche gesegnet, unfassbar«, sagte Lorenz. »Und da heißt es immer, Übergewichtige sterben früher, haha!« »Lorenz! Was willst du den Kindern schonend beibringen?« »Mein Gott, jetzt stell dich nicht dümmer als du bist«, sagte Lorenz. »Ich war nicht allein! Ich meine, wenn ich gewusst hätte, dass Nelly irgendwo in der Dunkelheit in der Wohnung lauert, dann …« »Oh mein Gott«, rief ich aus. »Du hattest eine Frau dabei!«