Kompetenzerfassung in der Weiterbildung - Instrumente und Methoden situativ anwenden

von: Stefanie Lencer, Ewelina Mania, Anne Strauch

wbv Media, 2009

ISBN: 9783763919734 , 131 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 0,00 EUR

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Kompetenzerfassung in der Weiterbildung - Instrumente und Methoden situativ anwenden


 

2. Kompetenzen und Kompetenzentwicklung (S. 15)

2.1 Zum Begriff der Kompetenz

Der Begriff „Kompetenz" ist in vielen Bereichen der Bildung seit einigen Jahren in aller Munde. Er ist zum Schlüsselbegriff der erziehungswissenschaftlichen, bildungspolitischen und -praktischen Diskussion geworden. In der Erwachsenenbildung wurde „Kompetenzentwicklung" sogar als „Begriff des Jahres 2001" bezeichnet und hat den bisher populären Begriff „Schlüsselqualifikation" abgelöst (Nuissl/Schiersmann/Siebert 2002b, S. 5).

Die Konjunktur des Begriffs wird meist mit den Veränderungen in der Arbeitswelt und den daraus folgenden, immer komplexer werdenden Anforderungen an die Menschen in der sogenannten Wissensgesellschaft begründet.

Das Konzept der Kompetenz verspricht eine „Verknüpfung von wirtschaftlichen und pädagogischen Maßstäben, von Alltagslernen und institutionalisierter Weiterbildung, von Erfahrungswissen und wissenschaftlichem Wissen, von Kennen und Können, von Bedarfen und Bedürfnissen" (ebd.).

Trotz des geradezu inflationären Gebrauchs besteht aber kein Konsens darüber, was genau unter dem schillernden Wort „Kompetenz" verstanden wird. Das liegt zum Teil an den unterschiedlichen Wurzeln des Begriffs, die u. a. in der Linguistik, in der Psychologie und in der Berufspädagogik verortet sind.

Auch wenn der Begriff bisher nicht einheitlich verwendet wird, so lassen sich doch folgende Merkmale festhalten, die den Kern von Kompetenz ausmachen – und gleichzeitig den Unterschied zu verwandten Begriffen wie „Qualifikation" oder „Bildung" markieren (vgl. Kaufhold 2006, Schiersmann 2007):

Subjektorientierung: Im Zentrum des Kompetenzbegriffs steht das Individuum mit seinen persönlichen Interessen, Bedürfnissen und Eigenschaften. Demgegenüber bezieht sich der Begriff „Qualifikation" auf die Erfüllung spezifischer gesellschaftlicher Anforderungen.

Handlungsorientierung: In Abgrenzung zum Quali.kationsbegriff bezieht sich „Kompetenz" stärker auf solche Dispositionen, die kompe- tentes Handeln bedingen. Es geht also darum, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern die Lernenden dazu zu befähigen, das Gelernte in konkreten Situationen anwenden zu können. Kompetenz wird als Poten zial verstanden, das nicht direkt beobachtbar ist und nur indirekt über das konkrete Handeln, das oft als „Performanz" bezeichnet wird, erschlossen werden kann.

Ganzheitlichkeit: Während der Kompetenzbegriff ähnlich wie der Begriff „Bildung" neben Wissen (Kenntnis von Fakten und Regeln) und Fertigkeiten (z.B. handwerkliches Geschick, Beherrschung von „Techniken") auch non-kognitive Elemente wie Werte (Haltungen und Einstellungen), Motivationen (Anreize, Wünsche und Interessen) oder Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Gewissenhaftigkeit oder Offenheit) berücksichtigt, konzentriert sich „Qualifikation" eher auf kognitive Aspekte und fachliche Anforderungen.

Selbstorganisationsfähigkeit: Der Kompetenzbegriff betont die Selbstorganisation des Handelns, wohingegen der Begriff „Qualifikation" eher die Fremdorganisation des Lernens impliziert.

Einbeziehung informeller Lernprozesse: „Kompetenz" umfasst alles das, was ein Mensch tatsächlich kann und weiß – unabhängig davon, in welchen Zusammenhängen die Kompetenzen erworben wurden. Daher wird auch informellen Lernprozessen grundsätzlich große Bedeutung beigemessen.

Offene Normativität: Der Begriff „Bildung" verweist im Gegensatz zum Kompetenz-Begriff auf eine bestimmte Wertebasis, d.h. auf ein normatives Menschenbild, welches durch Ideale wie Mündigkeit, Partizipation und Emanzipation geprägt ist. Dieser übergeordnete kulturelle und gesellschaftliche Anspruch fehlt dem Kompetenzbegriff. Allerdings werden Normen auch beim Begriff der Kompetenz nicht völlig vernachlässigt, sie müssen jedoch erst ausgehandelt und definiert werden.