Darrk

von: Melody Adams

neobooks Self-Publishing, 2020

ISBN: 9783750221970 , 109 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 3,49 EUR

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Darrk


 

Kapitel 1

Kira


Ich hatte eine Glückssträhne. Erst hatte ich in der Lotterie über fünfzigtausend Dollar gewonnen und konnte endlich mein Appartement renovieren und mir sogar einen neuen Kleinwagen zulegen, dann hatte ich eine Gehaltserhöhung bekommen ohne dass ich darum betteln musste, und zu guter Letzt hatte ich den Auftrag des Jahrhunderts an Land gezogen. Ich sollte nach Eden reisen, um einen Bericht über die Alien Breeds zu schreiben, wie sie in der Kolonie lebten. Ich war nicht nur aufgeregt darüber, die Breeds, besonders ihren Anführer Freedom, kennen zu lernen, sondern ich flog in einem richtigen Space Shuttle durch das All und würde schon bald meine Füße auf außerirdischen Boden setzen. Das war spannender als alles was ich zuvor erlebt hatte. Man könnte sagen, es war der Höhepunkt meines Lebens und meiner Karriere.

„Wie weit ist es noch?“, fragte ich an den Piloten gerichtet.

„Wir sind gleich da“, erwiderte er. „Da vorne ist schon Eden. Wenn Sie zu Ihrer Seite raus schauen, hinter dem Mond.“

„Oh! Ich sehe es!“, rief ich aufgeregt aus.

Wir hatten den Mond passiert und Eden erschien jetzt zum Greifen nah. Der Planet hatte weniger Wasseroberfläche als die Erde und war etwas kleiner. Ich wusste, dass es auf Eden immer warm war, dementsprechend hatte ich nur leichte Kleidung eingepackt. Vielleicht würde ich ja endlich einmal etwas Farbe bekommen. 

„Wir treten gleich in die Atmosphäre ein“, informierte mich der Pilot. „Es kann kurz ein wenig holprig werden. Sind Sie angeschnallt?“

„Ja, ich bin angeschnallt“, erwiderte ich. 

Ich hatte keine Angst vor dem turbulenten Eintreten in die Atmosphäre. Es war schon beim Durchfliegen der Space-Falte holprig gewesen und mein Magen war ruhig geblieben. Ich war ohnehin viel zu sehr damit beschäftigt, aus dem Fenster zu starren und den atemberaubenden Anblick in mich auf zu saugen, um mir Sorgen zu machen. Ich wusste, dass der Pilot erfahren war und diese Reise etliche Male gemeistert hatte. 

„Okay. Los geht’s!“, sagte der Pilot und dann begann das Shuttle auch schon zu vibrieren. Plötzlich erklang ein schriller Alarm und überall blinkten rote Lampen.“

„Ist das normal?“, rief ich, jetzt doch ein wenig unruhig.

„Nein, ist es nicht“, erwiderte der Pilot grimmig. „Alle Antriebe sind ausgefallen und ich hab keine Ahnung, warum. Wir sind noch zu weit von der Oberfläche entfernt. Ich lenke das Shuttle so gut es geht außerhalb der Kolonie und werde uns dann raus katapultieren. Haben Sie keine Angst. Ihr Sitz ist mit einem Fallschirm ausgestattet. Sie werden ...“ Der Pilot brach ab und fluchte leise vor sich hin. 

„Was ist?“, kreischte ich, jetzt doch ziemlich hysterisch.

„Der Mechanismus für die Sitze. Er klemmt. Fuck! Fuck! Fuuuuck!“

Das Shuttle sauste der Oberfläche entgegen und schien an Tempo aufzunehmen. Wir würden mit voller Wucht aufprallen. Kein Mensch konnte das überleben. 

Scheiße! Das war’s mit meiner Glücksträhne, dachte ich in einem Anflug von schwarzem Humor. Fuck! Ich will noch nicht sterben!

Der Pilot fluchte immer hektischer. Ich konnte sehen, dass er irgendwelche Hebel und Knöpfe bewegte. Ich schloss mit meinem Leben ab. Seltsamerweise sah ich mein Leben nicht an mir vorbei rauschen, wie das angeblich der Fall sein sollte. Alles was ich sah war der sich stetig nähernde Boden. Es gab viele Bäume. Sie würden vielleicht den Fall bremsen, doch nicht genug. Dann gab es plötzlich einen Knall und mein Sitz schoss nach oben. Der Pilot musste es doch noch geschafft haben, den Mechanismus zum Arbeiten zu bringen. Ich schoss durch eine Luke über mir ins Freie. Sekunden später öffnete sich der Schirm. Wir waren schon zu dicht am Boden. Ich wusste, ich würde von der Wucht der Explosion in Stücke gerissen werden. In diesem Moment knallte das Shuttle auf dem Boden auf. Ein ohrenbetäubender Lärm, große Hitze und ein stechender Schmerz waren das Letzte was ich wahrnahm, dann wurde alles schwarz.


Darrk


Ein lauter Knall, gefolgt von einem kurzen Beben, weckte mich auf. Ich setzte mich auf. Was war geschehen? Ich lauschte in die Dunkelheit. Alles war still. Was interessierte mich, was geschehen war? Ich vegetierte nur vor mich hin und verschlief Jahre, von einem Auftrag zum Nächsten. Normalerweise weckte mich nichts auf, wenn ich schlief. Nur wenn jemand meine Hilfe forderte, wurde ich aus meinem Schlummer gerissen. War es das etwa? Ein neuer Auftrag? – Nein. Ich spürte nichts. Niemand hatte mich gerufen. Gut, dann konnte ich ja weiter schlafen. Ich wollte mich schon wieder auf meine Schlafstätte legen als ein Bild in meinem Kopf erschien. Ich sah eine blonde Frau. Sie lag in einer seltsam, unnatürlich wirkenden Position und überall war Blut. Ich hatte keine Ahnung, wer die Frau war, oder warum ich ihr Bild sah. Ich schüttelte den Kopf und legte mich nieder. Als ich die Augen schloss, erschien das Bild erneut vor meinem inneren Auge. Die Lippen der Frau bewegten sich. Sie sagte etwas so leise, dass es nicht zu verstehen war, doch ich wusste genau, was sie gesagt hatte.

„Hilfe! Hilf mir!“

Seufzend erhob ich mich und legte meine schwarze Kutte an. Mit meinem Schlaf war wieder nichts. Ich hatte einen neuen Auftrag.


Kira


Als ich zu mir kam, tat mir alles weh, jedoch spürte ich nichts von der Hüfte abwärts. Ich war zwar kein Arzt, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich so schwer verletzt war, dass ich nicht mehr lange überleben würde. Vielleicht wenn Hilfe kam, doch selbst das würde mich wahrscheinlich nicht retten. Ich wusste, dass ich mir das Rückgrat verletzt haben musste. Dunkel erinnerte ich mich, dass ich schon einmal zu mir gekommen war. Ich hatte mit einer Hand meinen Gurt gelöst und mich robbend fort bewegt, bis ich erneut vor Schmerz ohnmächtig geworden war. Weit war ich wohl nicht gekommen. Ich wusste nicht, wie weit die Kolonie von hier entfernt war, doch eines war klar: ich würde sie ohne Hilfe nicht erreichen. Ich stöhnte leise. Mein Schädel schmerzte wie Hölle und Blut lief in stetigen Strom über mein Gesicht. Ich konnte meine Arme kaum bewegen und sah mit einer leichten Kopfbewegung, dass mein linker Arm mehrfach gebrochen sein musste. Die Schmerzen waren so stark, dass ich hoffte, der Tod würde sich ein wenig beeilen. Ich schloss die Augen und stöhnte erneut. Vor meinem inneren Auge erschien eine dunkle Gestalt. Das musste der Tod sein. Er war gekommen, mich zu holen. Endlich würden die Schmerzen ein Ende haben.

„Hilfe! Hilf mir!“, sagte ich tonlos, dann kam die Dunkelheit wieder über mich.


Darrk


Ich hatte mich direkt neben der verletzten Frau materialisiert und schaute auf die reglose Gestalt hinab. War ich zu spät? War sie bereits tot? Doch dann wäre mein Auftrag hinfällig, aber ich konnte das Brennen, das mich immer begleitete, solange ein Auftrag nicht erfüllt war, in meinem Blut spüren. Sie musste noch leben, wenngleich sie wahrscheinlich schon an der Schwelle des Todes war. Wenn ich ein wenig wartete, würde sich mein Auftrag von ganz allein erledigen. Dann könnte ich endlich wieder schlafen. Doch der Drang, ihr zu helfen war stärker als dies bei meinen Aufträgen jemals zuvor gewesen war. Ich kniete neben ihr nieder und legte meine Hände auf ihren Brustkorb, dann schloss ich die Augen und sammelte die dunkle Magie in mir, bis sie durch meinen Körper, meine Hände, und in den Leib der Frau floss. Die Verletzungen begannen zu heilen. Knochen wurden repariert, Wunden geschlossen, innere Verletzungen geheilt, bis die schwarze Magie auf einmal in mich zurück schoss und mich umwarf. Mein Körper begann zu zittern als furchtbare Schmerzen durch meinen Leib fuhren. Die Magie nahm sich ihren Preis. So war das jedes Mal wenn ich einen Auftrag ausgeführt hatte. Die Magie würde mir schreckliche Schmerzen zufügen und vom meinem Schmerz zehren, bis sie gesättigt war. Das konnte Minuten oder auch Stunden dauern. In Agonie rollte ich schreiend auf dem Boden herum. 


Kira


Ich schreckte hoch, als ich schreckliche Schreie vernahm, als wenn jemand in großen Schmerzen war. Verwirrt setzte ich mich auf und schaute mich um. Wo war ich? Was war passiert, und wer war die dunkle Gestalt neben mir, die sich schreiend auf dem Boden rollte? Dunkel erinnerte ich mich dass das Shuttle abgestürzt war. Verwundert sah ich an mir hinab. Ich erinnerte mich daran, schwer verletzt aufgewacht zu sein, doch jetzt schien ich vollkommen geheilt. Wie war das möglich? Erneut schaute ich auf die schreiende Gestalt. Ich hatte sie gesehen, kurz bevor ich wieder ohnmächtig geworden war. Ich hatte sie gebeten, mir zu helfen, damit ich endlich sterben und von meinen Qualen erlöst werden konnte. War dies, was geschehen war? War ich tot? Hatte ich deswegen keine Verletzungen mehr? Warum aber war ich dann noch hier? Wieso war der Tod noch hier. Und wieso schrie die Gestalt und rollte sich herum, als hätte sie große Schmerzen? Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Langsam kroch ich dichter an den Tod heran und streckte eine Hand aus, um die Gestalt an der Schulter zu fassen. Sie erstarrte und rollte herum, sodass sie auf dem Rücken zu liegen kam. Der ganze Körper zuckte wie in Spasmen. Die Gestalt war vollkommen schwarz. Ihre Gesichtszüge waren kaum auszumachen, doch ich war mir sicher, dass es sich um einen Mann...