Love You Tonight

von: Samanthe Beck

LYX, 2019

ISBN: 9783736312029 , 239 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Love You Tonight


 

2


Tyler lauschte auf die Stille, die nach dieser Frage zwischen ihnen hing. Ellie starrte ein Weilchen ins Leere und musterte ihn dann so aufmerksam von Kopf bis Fuß, dass ihm der Schweiß ausbrach. Was zum Teufel ging in ihrem Kopf vor?

»Nach dem, was du über Lou Ann erzählt hast, gehe ich davon aus, dass du zurzeit Single bist?«

In Wahrheit hatte Lou Ann ihn angemacht. Er hatte nach einem netten Weg gesucht, sie wieder loszuwerden, bevor ihre Lippen einen flammenden Pfad in seinen Hals sengten. Junior war einer seiner besten Freunde, und im Gegensatz zu dem, was alle zu denken schienen, war er niemand, der die Freundin eines guten Freundes ins Bett kriegen wollte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tisch, als ihm wieder einfiel, dass das wahrscheinlich keine gute Idee war. »Stimmt, Doc. Ich warte noch darauf, dass diese eine, besondere Person meinen Weg kreuzt.«

»Und du hast gern Spaß, während du darauf wartest.«

Ihre Worte enthielten kein Urteil. Es war eher seine eigene wachsende Unzufriedenheit mit seinem unsteten Liebesleben, die dazu führte, dass ihm dieser Kommentar gegen den Strich ging. Vielleicht lag es auch daran, dass er eine Kugel dafür kassiert hatte, dumm oder gelangweilt genug gewesen zu sein, sich auf Lou Anns Flirterei einzulassen – und nun war er aufgewacht. Was auch immer der Grund war – es schien an der Zeit, etwas zu ändern.

»Manche Leute würden das wohl so ausdrücken«, erwiderte er und musterte sie aufmerksam. Das hier wäre mit jedem eine seltsame Unterhaltung gewesen, aber ganz besonders seltsam erschien sie ihm mit Sparky-Swann. Was zum Teufel hatte sein Beziehungsstatus damit zu tun, ob er sie davon überzeugen konnte, die Polizei aus der Angelegenheit rauszuhalten?

Der Gürtel ihres kurzen pinkfarbenen Morgenmantels schien ihre volle Aufmerksamkeit zu beanspruchen. »Du bist sehr erfahren auf einem Gebiet, auf dem ich meine Fähigkeiten gern erweitern würde.«

Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, wobei sie geistesabwesend auf ihrer Unterlippe herumkaute. Dieser kleine Tick löste ein unangenehmes Ziehen in seiner Leistengegend aus. »Du willst lernen, wie man ein Haus baut?«

»Ich rede von Sex«, entgegnete sie und ließ von ihrer Unterlippe ab, sodass es nun der tiefe Blick ihrer rehbraunen Augen war, der ihn an den Eiern packte. »Du hast deine Fähigkeiten stetig erweitert, seit du ein Teenager warst. Wenn man dem Tratsch glauben darf, hast du ein Sexleben, von dem die meisten Männer nur träumen können.«

»Äh, nun ja, man sollte nicht alles glauben, was die Leute so reden«, sagte er, auch wenn er nur zu gerne den seidigen Morgenmantel geöffnet und ihr Dinge gezeigt hätte, von denen sie nur träumte.

Das hier ist Sparky-Swann, rief er sich in Erinnerung, ein Bücher verschlingendes, merkwürdiges kleines Mädchen – auch wenn sie inzwischen nichts mehr von alldem zu sein schien.

»Ich muss nur einen Bruchteil davon glauben. Tyler …« Sie brach ab und fuhr sich mit der Hand durch das lange dunkle Haar, wobei sie unbewusst ihre Nervosität preisgab. »Bring mir bei, eine Sexgöttin im Bett zu sein, und ich überlasse es einem anderen besorgten Bürger dieser Stadt, Junior anzuzeigen.«

Vielleicht hatte er auch noch eine Kugel in den Kopf abbekommen – irgendwas stimmte nicht mit seinem Gehörsinn. »Entschuldigung, kannst du das wiederholen?«

Sie streckte das Kinn vor. »Du hast mich gehört. Ich möchte praktische, lebensnahe Nachhilfe im Bett, mit vollem Körpereinsatz.«

»Na schön, gehen wir mal einen Schritt zurück. Würde es dir was ausmachen, mir zu sagen, warum du eine Sexgöttin im Bett werden willst?«

Ihr Whisky-Cola-farbener Blick wandte sich verlegen ab. »Das möchte ich nicht so gern sagen.«

»Nein, natürlich nicht.« Seufzend musterte er seine Stiefelspitzen und versuchte, ihren Vorschlag in den Kopf zu kriegen. »Ich fasse das noch mal zusammen, um ganz sicher zu sein, dass ich es richtig kapiert habe. Du wärst damit einverstanden, nicht die Polizei zu informieren, wenn ich verspreche, dein Sex-Nachhilfelehrer zu werden?« Er musterte sie fragend. Und lachte, als sie nickte. »Du nimmst kein Blatt vor den Mund, Doc. Auf diese Weise spart man sich sowohl die Spielchen als auch das romantische Geplänkel.«

»Ach, komm schon. Was unterscheidet meinen Vorschlag von deinem Rumgemache mit Lou Ann an einem x-beliebigen Freitagabend im Rawley’s? Du wolltest es, Lou Ann wollte es – damit ist die Sache klar. Ihr beide wusstet genau, dass der Abend nicht mit einem Heiratsantrag enden würde. Es geht darum, die Nähe des anderen zu genießen und dann weiterzumachen. Ich schlage das Gleiche vor, allerdings sparen wir uns die Drinks und den Small Talk. Und das Risiko, angeschossen zu werden, ist gleich null, und …«

Ihre Stimme brach ab, und ihre Vorsitzende-des-Debattierklubs-Miene verwandelte sich in einen Ausdruck, den er nicht ganz deuten konnte, der aber dazu führte, dass er sich wie ein Rüpel vorkam.

»Natürlich bin ich keine Lou Ann Doubletree«, sagte sie leise, schlang den Morgenmantel fester um sich und zog die Schleife des Gürtels nach. »Wie dumm von mir. Hör zu, wenn dir die Sache unangenehm ist, dann vergiss einfach, was ich gesagt habe.«

Himmel. »Ich hab nicht gesagt, dass es mir unangenehm ist. Glaub mir, das ist ganz sicher nicht das Problem.«

»Was dann?«

»Dass ich mir ein bisschen wie ein Kinderschänder vorkomme, mit der kleinen Ellie Swann rumzumachen.«

»Ich bin achtundzwanzig Jahre alt, also kein Kind mehr.«

Da hatte sie recht. Der wilde Haarschopf aus zerzausten Locken, den sie als Kind nie so recht hatte zähmen können, hatte sich in eine Kaskade aus weichen ebenholzfarbenen Wellen verwandelt. Ihre Gesichtszüge und die Grübchen in den Wangen waren ausgeprägter geworden – die erwachsene Version war ein Cocktail aus Süß und Sexy. Früher hatte sie eine Brille getragen, deren Gläser so dick waren, dass sie die Ereignisse der nächsten Woche voraussagen konnte, doch nun waren da nur noch große braune Augen, die ihn hoffnungsvoll anblickten. Und dann dieser Mund, weich und voll. Selbst ohne Lippenstift war er sehr einladend.

»Das ist zweifellos richtig, Doc.«

»Was ist dann das Problem? Ich nehme dir das moralische Dilemma nicht ab. Wenn du Double-D vögeln kannst, nur um Spaß zu haben, kannst du mich ebenfalls vögeln.«

»Eins möchte ich klarstellen. Ich hatte Sex mit Frauen, ich habe sie verführt, und bei einigen wenigen Gelegenheiten habe ich Liebe mit ihnen gemacht … aber ich habe noch nie – und ich meine nie – eine Frau nur gevögelt.« Wortklauberei beiseite – Tyler konnte nicht leugnen, dass Ellie mit ihrer Schlussfolgerung grundsätzlich richtiglag.

Wenn sie heute Abend im Rawley’s aufgekreuzt wäre, eine schöne Fremde, wäre er der Erste gewesen, der sie auf einen Drink eingeladen, Small Talk gemacht und sich auf alles eingelassen hätte, wozu sie außerdem Lust gehabt hätte.

Doch unglücklicherweise war sie keine schöne Fremde. Sie war Ellie. Und er hatte schon immer eine Schwäche für sie gehabt. Sie waren beide von gefühllosen, abwesenden Vätern aufgezogen worden, die aus demselben kalten, harten Stein gemacht waren. Soweit er wusste, hatte Frank Swann seine einzige Tochter zwar nie geschlagen – im Gegensatz zu Big Joe Longfoot, der liebend gern für tatsächliche oder vermeintliche Vergehen Schläge ausgeteilt hatte –, doch mit Lob und Ermutigung hatte Swann Ellie auch nicht gerade überschüttet.

Er betrachtete ihre großen Augen, das weiche, vom Schlafen zerzauste Haar und den mehr als betörenden Mund, und ihm wurde klar, dass nicht nur sein Herz eine Schwäche für sie hatte, sondern sich auch zwischen seinen Lenden etwas regte, das alles andere als weich war.

Ersteres war einfacher zu akzeptieren.

»Na schön«, murmelte sie. »Lassen wir die Wortklaubereien, haben wir eine Abmachung oder nicht?«

Himmel, wie brachte er sich nur immer wieder in solche Situationen? Er drückte den Daumen gegen den wachsenden Schmerz zwischen seinen Augen und sagte: »Lass mich kurz überlegen. Über wie viele Nachhilfestunden reden wir hier genau?«

Sie dachte einen Moment lang über die Frage nach, und er hörte praktisch, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten, während sie Berechnungen anstellte. »Zehn?«

Sein Penis regte sich und rief Gekauft!, aber sein Selbsterhaltungstrieb befahl ihm, ein niedrigeres Gegenangebot zu machen. »Zwei.«

»Acht«, konterte sie, und insgeheim bewunderte er ihre nüchterne Verhandlungsführung.

»Vier.«

»Fünf. Das letzte Angebot. Falls ich weniger bekomme, lerne ich nicht genug und bin nicht bereit, ein Disziplinarverfahren vor der Zulassungsbehörde für Ärzte zu riskieren.«

»Na schön, einverstanden.«

Sie lächelte, und wie schon vor vielen Jahren wurden die Grübchen in ihren Wangen sichtbar. Als sie ihm die Hand hinstreckte, um ihren Deal zu besiegeln, kämpfte er gegen den mächtigen Drang an, sie auf eine der beiden bezaubernden kleinen Einbuchtungen zu küssen. Er hatte noch nie jemandem Nachhilfestunden gegeben, aber das hier würde wirklich einfach werden. Ein paarmal mit ihr ausgehen, zusammen eine aufregende Zeit verbringen.

»Großartig.« Sie griff in ihre schwarze Tasche, holte etwas heraus, von dem er fürchtete, dass es sich um Kondome handeln könnte, und stopfte es in ihren Morgenmantel. »Dann sollten wir...