Vorsicht: Sex mit dem Ex

Vorsicht: Sex mit dem Ex

von: Kimberly Lang

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950379 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 1,49 EUR

Mehr zum Inhalt

Vorsicht: Sex mit dem Ex


 

1. KAPITEL

„Die Trauben sind so weit, Brenna. Ich rufe Marco an und sage ihm, dass er die Erntehelfer zusammentrommelt, damit wir morgen anfangen können.“

„Aber es ist zu früh.“ Brenna überprüfte die Zahl im Refraktometer noch einmal und war geschockt. Kein anderer in ganz Sonoma besaß Trauben, die schon so früh so reif waren. „Es sollte mindestens noch ein paar Wochen dauern.“

„Zweifelst du an meinem Urteil?“ Teds gekränkter Ton war nur zum Teil gespielt, weshalb Brenna ihren langjährigen Freund und Kollegen lieber sofort wieder zu besänftigten versuchte.

„Ganz im Gegenteil. Niemand kennt diese Trauben besser als du. Ich bin nur überrascht, das ist alles.“

Besänftigt steckte sich Ted eine Traube in den Mund und kaute, wobei sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete. „Diese Trauben mögen offensichtlich unsere warmen, trockenen Sommer. Du willst bloß nicht in dieser Hitze ernten, das ist alles.“

„Stimmt.“ Doch das war nur einer der Gründe. Die neuen Aluminiumtanks waren erst in der vergangenen Woche geliefert worden und standen noch kreuz und quer im ganzen Gebäude herum. Die Hauptpumpe hatte immer noch ihre Macken, es gab noch so viel Papierkram zu erledigen … und Brenna brauchte diese Wochen, um sich zu sammeln. Im Moment war sie einfach noch nicht bereit, mit der Weinlese zu beginnen.

Amante Verano fiel nun allein in ihre Verantwortung.

Nun ja, zumindest zu einem großen Teil.

Egal ob Brenna nun bereit war oder nicht, die Trauben mussten geerntet werden. Sie wusste, was sie zu tun hatte – im Grunde tat sie seit ihrer Geburt kaum etwas anderes. Aber sie hatte es noch nie alleine machen müssen. Diese Bürde lastete schwer auf ihr.

„Ich wünschte, Max wäre hier.“ Der Seufzer in Teds Stimme holte Brenna mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück.

„Ich weiß. Diese Trauben waren Max’ Ticket, um in die Oberschicht der Weinwelt aufzusteigen.“ Sie lächelte Ted schwach an. „Er sollte wirklich hier sein, um es mitzuerleben. Es ist einfach ungerecht.“ Nur mit Mühe blinzelte Brenna die Tränen fort, die sonst sicherlich wieder geflossen wären. Sie konnte es sich nicht leisten, vor Ted zusammenzubrechen – oder vor sonst jemandem. Max würde von ihr erwarten, weiterzumachen, und die Mitarbeiter in Amante Verano mussten daran glauben, dass sie alles unter Kontrolle hatte. „Ruf Marco an. Morgen Abend haben wir die ersten Trauben im Tank.“

Gemeinsam gingen Brenna und Ted den Hügel hinauf, wobei sie hin und wieder stehen blieben, um den Zuckergehalt der Trauben zu testen und sich Notizen zu machen.

„Hast du schon mit Jack gesprochen?“ Ted stellte die Frage viel zu ruhig und beiläufig.

Sofort begann Brennas Herz schneller zu schlagen. „Nicht seit der Beerdigung, und auch da nur für eine Minute.“ Es war sowohl unangenehm als auch schwierig gewesen, nicht zu vergessen, schmerzhaft in mehr als einer Hinsicht. Sie und Jack hatten Beileidsbekundungen ausgetauscht, Hände geschüttelt, und dann waren sie auseinander gegangen. Ende der Geschichte.

„Weiß er es?“

„Oh, da bin ich mir sicher. Max’ Anwalt hat mich angerufen, um mir die Partnerschaft zu erklären. Ich nehme an, dass er dasselbe bei Jack getan hat.“

„Und wie geht es jetzt weiter?“ Ted war der Erste, der es wagte, die Frage auszusprechen, die zweifellos allen durch den Kopf ging.

„Ich weiß es nicht. Ich bin sicher, Jack ist mit den Hotels und der Klage gegen den Fahrer, der den Unfall verursacht hat, mehr als ausgelastet. Von daher dürften wir ziemlich weit unten auf seiner Wichtigkeitsliste stehen.“

Ted wirkte nicht beruhigt.

„Nach der Weinlese mache ich einen Termin mit den Anwälten, und dann regeln wir alles.“ Aufmunternd tätschelte sie ihm die Schulter. „Geh nach Hause. Wir haben sehr anstrengende Tage vor uns.“

„Mit anderen Worten – ich sollte mich mit meiner Tochter beschäftigen, solange ich es noch kann?“

„Genau.“ Die Weinlese würde ihnen allen etwas geben, auf das sie sich konzentrieren konnten. Wenn die Lese vorbei war, würde Brenna allen bewiesen haben, dass sie mehr als fähig war, die Verantwortung zu tragen, die Max ihr hinterlassen hatte.

„Möchtest du zum Dinner zu uns kommen? Du weißt, dass du immer willkommen bist und Diane mehr als glücklich sein wird, dich durchzufüttern.“

Es war verführerisch, doch Brenna musste lernen, alleine klarzukommen. Diane hatte sie in den Wochen seit Max’ tödlichem Autounfall ohnehin schon viel zu sehr bemuttert, und Brenna musste jetzt stark sein. „Vielen Dank, aber nein. Gib meiner Patentochter einen Kuss von mir, ja?“

„Mach ich.“ Ted winkte noch einmal, dann war er verschwunden und ließ sie im Schatten des Haupthauses zurück, während er eilig den Weg zu dem kleineren Haus zurücklegte. Brenna sah das Licht in dem Apartment über dem Wein Shop, das er mit Diane und der kleinen Chloe bewohnte.

Auch Brenna hatte ein Licht angelassen, denn sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt, abends in das stille und dunkle Haus zurückzukommen. Manchmal fragte sie sich, ob sie sich jemals daran gewöhnen würde. Vielleicht würde sie sich nach der Lese einen Welpen zulegen. Er konnte ihr Gesellschaft leisten, ihr das Gefühl geben, dass das Haus nicht ganz so leer war, wenn sie nach einem langen Arbeitstag zurückkehrte.

Ihre Schritte hallten im Korridor nach, als sie aus Gewohnheit den Weg zum Büro einschlug – jetzt, wo Max nicht mehr da war, nur noch ihr Büro. Dort wartete der Papierkram des Weinguts auf sie. Wie immer gab ihr die Arbeit eine Beschäftigung, um die langen Abende zu füllen.

Doch diesmal gelang es ihr nicht, sich zu konzentrieren. Teds Frage nach Jack hatte alles an die Oberfläche gespült, was sie bislang so erfolgreich unterdrückt hatte.

Amante Verano würde irgendwann in Jacks Terminkalender auftauchen, und Brenna hatte keine Ahnung, wie sie dann damit umgehen sollte.

Allein der Gedanke an Jack löste Gefühle in ihr aus, mit denen sie sich nicht auseinandersetzen wollte. Ihre gemeinsame Geschichte war zu kompliziert, als dass sie so hätte tun können, als gebe es sie nicht. Max war ihr väterlicher Freund gewesen, ihr Lehrmeister, und sie, Max und ihre Mom waren eine sehr glückliche Familie gewesen. Jack hatte nie dazugehört, was nur zum Teil seine eigene Entscheidung gewesen war. Wenn man dann noch ihre persönliche Vergangenheit hinzufügte, hatte man den Stoff für eine waschechte Seifenoper zusammen.

Doch irgendwann musste Brenna ihm begegnen. Bei dieser Erkenntnis schlug ihr Herz sofort einen Purzelbaum, und es half auch nicht, tief Luft zu holen und sich zur Ruhe zu mahnen. Himmel, sie sollte sich endlich wie eine reife Erwachsene verhalten, sich auf die Gegenwart konzentrieren und die Vergangenheit begraben.

Vor vielen Jahren hatte Jack ihr klargemacht, wie wichtig es war, Privates von Geschäftlichem zu trennen. „Lass nie zu, dass das Eine Auswirkungen auf das Andere hat“, hatte er zu ihr gesagt. Für ihn war es der Dreh- und Angelpunkt, und es schien zu funktionieren, denn seine Firma Garrett Properties wuchs und gedeihte an der ganzen Westküste.

Jack würde darauf achten, dass diese Sache rein geschäftlich blieb. Wenn Brenna selbst das auch hinbekam, würde vieles einfacher werden. Für alle, doch ganz besonders für sie und ihre eigene emotionale Gesundheit.

Brenna atmete tief ein. Sie würden es schaffen, eine Lösung zu finden, mit der alle leben konnten. Eine Lösung, die rein geschäftlicher Natur war und die die unschöne Vergangenheit ignorierte.

Die Tatsache, dass Brenna verrückt genug gewesen war, Jack einmal geheiratet zu haben, musste sie einfach ignorieren.

Jack hoffte inständig, dass der Hang zu geistigem Wahnsinn nicht in der Familie lag. Er betete, dass Max’ Testament nur ein Ausdruck frühzeitiger Altersverwirrtheit war, ausgelöst durch zu viel Wein – oder vielleicht auch nur ein merkwürdiger Scherz seines alten Herrn. Jedenfalls musste es eine Erklärung geben, und er wünschte sich, noch fünf Minuten mit seinem Vater zu haben, um zu erfahren, wo sich der Knalleffekt versteckte.

Andererseits war Wahnsinn die einzige Erklärung dafür, dass Jack nun ein halbes Weingut in Sonoma besaß. Er persönlich – nicht die Firma.

Und die andere Hälfte gehörte Brenna Walsh.

Den Großteil der Fahrt raus nach Sonoma verbrachte Jack damit, seine Entscheidung anzuzweifeln, sich persönlich um diese Angelegenheit zu kümmern. Sein Anwalt, Roger, hatte ihm angeboten, die Sache zu übernehmen, doch aus irgendeinem rätselhaften Grund hatte Jack das Gefühl gehabt, Brenna und er sollten diese Diskussion von Angesicht zu Angesicht führen. Je näher er jedoch dem Weingut und Brenna kam, desto klarer wurde ihm, dass dies vermutlich nicht gerade seine beste Idee gewesen war. Gott allein wusste, dass er mehr als genug Arbeit auf seinem Schreibtisch hatte. Er sollte sich besser auf seine Reise nach New York konzentrieren, um mit Garrett Properties weiter zu wachsen. Doch stattdessen hatte er beschlossen, erst diese Angelegenheit abzuwickeln.

Die Weinreben bedeckten inzwischen fast vollständig das Schild, mit dem man in Amante Verano willkommen geheißen wurde. Sie waren in den fünf Jahren, seit Jack zu dem Begräbnis von Brennas Mutter hergekommen war, um ein vielfaches gewachsen. Dicke, saftige Trauben hingen...