Erste Dressurübungen - Grundausbildung für Reiter und Pferd

von: Anne-Katrin Hagen

Cadmos Verlag, 2011

ISBN: 9783840460227 , 80 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 6,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Erste Dressurübungen - Grundausbildung für Reiter und Pferd


 

Ohne einen korrekten Sitz im Dressur- oder Grundsitz sowie im leichten Sitz oder im Entlastungssitz ist die Ausbildung eines jungen Pferdes nicht möglich! Auch die ersten Übungen und Lektionen erfordern einen unabhängigen Sitz und korrekte, fein abgestimmte Hilfengebung. Der richtige Sitz des Reiters ist also die Grundlage für gutes Reiten in allen Disziplinen.

Im Dressursitz sitzt man tatsächlich! Gleichmäßig ausbalanciert sitzt man auf beiden Gesäßknochen tief im Sattel. Die Gesäßmuskulatur ist entspannt. Die Beine hängen lang und locker mit der breiten Innenfläche der Oberschenkel am Sattel herab. Sie werden so weit nach innen gedreht, dass auch das Knie flach am Sattel liegt und die Kniescheibe nach vorn zeigt. Nur die Fußspitzen werden unter dem Ballen vom Steigbügel abgefangen. Die Füße stehen ungefähr parallel zum Pferd. sodass auch die Waden flach am Pferdekörper anliegen (und nicht etwa die Fersen). Ist der Oberschenkel entspannt, senkt sich das Knie, und ganz von selbst ist der Absatz der tiefste Punkt des Reiters. So kann das Fußgelenk in der Bewegung mitfedern. Das ist sehr wichtig, weil sonst ein klemmender Sitz die Folge wäre!

Trägt man Sporen, kann man bei korrekter Schenkellage sicher sein, dass sie schräg nach unten zeigen und nicht unbeabsichtigt in die Pferderippen stechen. Der Unterschenkel liegt korrekt dicht hinter dem Gurt.

Der Oberkörper ist aufgerichtet, ohne verkrampft zu sein. Macht man ein Hohlkreuz, wird der Sitz sehr steif. Ein runder, schlaffer Rücken erlaubt keine Spannung, die zur Gewichtshilfe nötig ist.

Der Kopf wird ganz natürlich frei getragen. Das Kinn sollte weder auf die Brust gedrückt noch vorgestreckt werden. Der Blick geht zwischen den Pferdeohren hindurch nach vorn. Die Schultern werden ein wenig zurückgenommen und entspannt fallen gelassen. Es ist wichtig, dass die Schultern nicht verkrampft sind, weil anders eine feinfühlige Zügelführung nicht möglich ist. Die Arme hängen entspannt herab. Nun schließt man locker die Faust. Der Daumen liegt wie ein flaches Dach darüber. Jetzt winkelt man die Arme im Ellenbogen an, bis die Fäuste etwa eine Handbreit über dem Widerrist stehen und die äußere Fläche des Unterarmes mit dem Handrücken eine gerade Linie bildet. Die Unterarme und die Unterkante der aufrecht stehenden Fäuste ergeben mit den Zügeln ebenfalls eine gerade Linie. So sind Arm- und Handhaltung korrekt. Wenn der Reiter auf diese natürliche und unverkrampfte Art im Sattel sitzt, könnte man vom Ohr über Schulter- und Hüftgelenk bis hinunter zum Fußgelenk eine Senkrechte ziehen. Von hinten gesehen ergeben Kopf und Rücken des Reiters zusammen mit der Mitte der Kruppe und dem Schweif des Pferdes eine Senkrechte, während Schultern, Hüften und Füße des Reiters waagerechte Parallelen ergeben.

Nur aus dem ausbalancierten, losgelassenen Sitz heraus können richtige Hilfen gegeben werden. Die Losgelassenheit des Reiters darf nicht verloren gehen, weil man unbedingt die korrekte Form des Sitzes erhalten will. Anfangs ist es besser, eher etwas zu locker als steif und verkrampft zu sitzen.

Am besten kontrolliert man sich am Anfang jeder Reitstunde, solange man noch im Schritt reitet, selbst:

 Trage ich meinen Kopf frei, ohne dass er in der Bewegung hin und her wackelt?

 Klemme ich womöglich das Kinn an den Hals oder strecke ich es vor? Dann verkrampfe ich die Halswirbelsäule.

 Sind meine Schultern entspannt?

 Stelle ich meine Ellenbogen nach außen, anstelle sie locker am Oberkörper anzulehnen?

 Sind meine Handgelenke locker?

 Bin ich beweglich in meinen Hüftgelenken?

 Liegen Ober- und Unterschenkel flach am Pferd?

 Sind meine Knie tief am Sattel und die Fußgelenke locker und nicht verkrampft?

 Kralle ich vielleicht die Zehen im Stiefel zusammen? Dann ist eine weiche korrekte Schenkelhilfe nicht möglich.

 

Unter einem verkrampften Reiter kann kein Pferd locker gehen. Nur ein entspanntes Pferd ist in der Lage, Neues zu lernen.

 

Der ideale Dressursitz sollte auf jeden Fall unverkrampft bleiben. Von der Seite betrachtet kann man eine senkrechte Linie vom Ohr über Schulter und Hüfte bis zum Absatz ziehen. Von hinten sieht man, dass die Reiterin gerade in der Mitte sitzt. Schultern, Hüften und Füße sind auf beiden Seiten gleich hoch.
(Fotos: Christina Krumm)

Aus diesem natürlichen, unverkrampften Sitz heraus kann der Reiter auf das Pferd einwirken. Für diese sogenannte Einwirkung des Reiters werden in jeder Turnierprüfung gesondert Noten erteilt, die doppelt zählen. Der Reiter gibt durch Impulse, die sogenannten „Hilfen“, dem Pferd genau zu verstehen, was er von ihm möchte.

Der Reiter wirkt auf das Pferd mit Gewicht, Schenkeln und Händen (Zügeln) ein. Die Schenkelhilfen sind treibende und die der Hände verhaltende Hilfen. Beide werden durch das Gewicht entscheidend unterstützt.

 

Grundsätzlich sind die treibenden Hilfen wichtiger als die verhaltenden.

 

An erster Stelle stehen die Gewichtshilfen, also Impulse, die mit den Gesäßknochen und dem Reiterrücken und -becken ausgeübt werden. Sie können beidseitig, einseitig oder entlastend wirken.

Die Schenkelhilfen werden in der Regel gleichzeitig mit den Gewichtshilfen gegeben. Sie wirken vorwärts treibend, vorwärts-seitwärts treibend oder verwahrend.

Die Zügelhilfen, welche immer mit den Gewichtshilfen und Schenkelhilfen zusammen gegeben werden, sind nachgebend, annehmend, durchhaltend, verwahrend und seitwärts weisend.

Nur durch fein abgestimmtes Zusammenwirken der Hilfen, aus einem korrekten, losgelassenen und ausbalancierten Sitz heraus, ist eine Harmonie zwischen Reiter und Pferd in allen Gangarten und Lektionen möglich.

Es ist ein langer Weg, bis ein junger Reiter das feine Zusammenspiel der Hilfen so beherrscht, dass er sie fast unbewusst in jedem Augenblick richtig geben kann.

Wenn ein Reiter einen ausbalancierten Sitz hat, ist es ihm möglich, seinen eigenen Schwerpunkt mit dem des Pferdes in Einklang zu bringen. Verändert er seinen Schwerpunkt, bringt er das Pferd dazu, sich der neuen Lage anzupassen. Die richtig angewandten Gewichtshilfen sind somit die Grundlage dafür, ein Pferd korrekt zu reiten.

Bei der beidseitig belastenden Gewichtshilfe werden beide Gesäßknochen gleichmäßig nach vorwärts-abwärts belastet. Dabei liegen beide Schenkel am Gurt. Man sitzt jetzt nicht mehr senkrecht nach unten, sondern in Richtung Pferdemaul. Der Oberkörper wird geringfügig zurückgenommen und die Bauchmuskulatur wird flach nach allen Seiten angespannt. Man nennt das auch „das Kreuz anspannen“. Diese Hilfe ist ein Impuls für die Hinterhand des Pferdes, aktiver zu werden.

 

Nur wer in der Lage ist, nach Bedarf sein Kreuz anzuspannen, ist auch imstande, richtig auf sein Pferd einzuwirken.

 

Um diesen Vorgang besser zu verstehen, stellt man sich am besten vor, man säße auf einer offenen, riesengroßen Zahnpastatube: Kippt man das Becken nach vorn, legt beide Schenkel energisch an die Tube und gibt mit den Fäusten nach, so kommt die Zahnpasta vorn heraus. Das ist aber keine dauernde Hilfe, sondern nur ein kurzer Moment. Je nachdem, wie energisch diese Hilfe gegeben wird, setzt sich das Pferd aus dem Halt in den Schritt, vom Schritt in den Trab oder gar vom Halt in den Trab in Bewegung, oder es wird innerhalb einer Gangart mit der Hinterhand aktiver.

 

So kann man sich vorstellen, was unter dem Ausdruck „das Kreuz anspannen“ zu verstehen ist.

 

Die einseitig belastende Gewichtshilfe wird angewendet, wenn das Pferd gestellt oder gebogen werden soll. Auch beim Angaloppieren ist sie ganz wichtig und sie ist die Voraussetzung für die richtungweisende Zügelhilfe. Wenn nun zum Beispiel das Pferd eine Wendung nach rechts gehen soll, wird der rechte Gesäßknochen nach vorwärts-abwärts vorgeschoben: Der Reiter verlagert sein Gewicht zur rechten Seite. Dabei darf die Hüfte auf keinen Fall einknicken, weil das Gewicht des Reiters sonst in die falsche Richtung gedrückt würde! Die Leiste muss immer schön gestreckt bleiben. Ohne die einseitig belastende Gewichtshilfe sind richtige Schenkel- und Zügelhilfen nicht möglich.

 

Mit eingeknickter Hüfte liegt die Belastung auf der falschen Seite.

 

Die entlastende Gewichtshilfe wird angewandt, wenn Rücken und Hinterhand entlastet werden sollen. Dabei bleibt das Gesäß im Sattel, aber der Reiter bringt mehr Gewicht auf die Oberschenkel und Knie. Der Oberkörper wird ganz leicht nach vorn geneigt. Beim Anreiten junger Pferde, beim Lösen vor der Reitstunde, bei leichten Steigungen im Gelände und bei den ersten Versuchen zum Rückwärtsrichten ist diese Hilfe angebracht.

 

Der leicht nach vorn geneigte Oberkörper...