IT-Sicherheit mit System - Sicherheitspyramide - Sicherheits-, Kontinuitäts- und Risikomanagement - Normen und Practices - SOA und Softwareentwicklung

von: Klaus-Rainer Müller

Vieweg+Teubner (GWV), 2007

ISBN: 9783834894328 , 506 Seiten

3. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 62,99 EUR

Mehr zum Inhalt

IT-Sicherheit mit System - Sicherheitspyramide - Sicherheits-, Kontinuitäts- und Risikomanagement - Normen und Practices - SOA und Softwareentwicklung


 

7 Sicherheitsziele / Sicherheitsanforderungen (S. 97-98)

Die Sicherheits-, Kontinuitäts- und Risikopolitik des vorangegangenen Kapitels legte die generellen Anforderungen und die Ausrichtung des Unternehmens im Hinblick auf Sicherheit fest. Ausgangspunkt waren hierbei der Unternehmenszweck, die Unternehmensziele sowie die erzeugten Produkte und/oder erbrachten Leistungen. Nun gilt es, die Sicherheits- und Kontinuitätsanforderungen zu konkretisieren, um sie später in Form von Richtlinien, Konzepten und Maßnahmen umsetzen zu können.

Ausgangsbasis sind die Kerngeschäfts-, Unterstützungs- und Begleitprozesse des Unternehmens, für die es einen Überblick, z. B. in Form einer Prozessarchitektur geben sollte. In dieser sind die Prozesse und ihre Bedeutung für das Unternehmen sowie ihr Zusammenwirken dargestellt. Für jeden Prozess sind Eckdaten (Prozesscharakteristika bzw. Prozessstammdaten) sowie die von ihm genutzten Ressourcen, wie z. B. Informations- und Kommunikationssysteme und Hilfsmittel, angegeben. Sollte das Unternehmen nicht prozessual organisiert sein, so kann alternativ von den Organisationseinheiten, den dort bearbeiteten Aufgaben und dem Zusammenspiel der verschiedenen Organisationseinheiten ausgegangen werden.

Die Zusammenstellung der Sicherheitsziele bzw. Sicherheitsanforderungen erfolgt anhand der Schutzbedarfsanalyse (Geschäftseinflussanalyse, Business Impact Analysis). Im ersten Schritt erheben die Prozessverantwortlichen den Schutzbedarf des jeweiligen Geschäftsprozesses insgesamt. Anschließend ermitteln sie den Schutzbedarf der einzelnen Prozessschritte, gefolgt von der Erhebung des Schutzbedarfs der genutzten Ressourcen (Schutzobjekte) im Rahmen einer Betriebseinflussanalyse (Operational Impact Analysis). Die folgenden Unterkapitel beschreiben die Erhebung der Sicherheitsziele bzw. –anforderungen:
1. Schutzbedarfsklassen
2. Schutzbedarfsanalyse (Prozessarchitektur, externe Sicherheitsanforderungen, Geschäfts- und Betriebseinflussanalyse
3. Tabelle Schadensszenarien
4. Praxisbeispiel
5. Zusammenfassung

7.1 Schutzbedarfsklassen

Um sich die Arbeit zu erleichtern, die Effizienz zu steigern und Vergleichbarkeit herzustellen, sollten Sie Schutzbedarfsklassen festlegen, bevor Sie mit der Schutzbedarfsanalyse beginnen. Der Schutzbedarf der verschiedenen Geschäfts- und Supportprozesse sowie der Schutzobjekte, wie z. B. der ITK-Systeme, ist üblicherweise unterschiedlich. Dementsprechend wären individuelle Sicherheitskonzepte und -maßnahmen erforderlich. Für jeden Geschäfts- und Supportprozess sowie für jedes ITK-System müssten individuelle Sicherheitskonzepte entwickelt, implementiert, gepflegt und geprüft werden.

Durch die Vielzahl von Konzepten und Maßnahmen entstünde eine kaum mehr überschaubare Vielfalt: die Komplexität würde steigen, die Effizienz sinken. Um diesen Effekten entgegenzusteuern, werden für jedes Sicherheitskriterium Schutzbedarfsklassen geschaffen. Ihre Anzahl und Ausprägung orientiert sich an den unternehmensspezifischen Gegebenheiten, den Sicherheitsanforderungen und an Kosten-Nutzen-Aspekten. In jeder Schutzbedarfsklasse ist festgelegt, welche Sicherheitsanforderungen sie erfüllt bzw. welche Auswirkungen von Sicherheitsverletzungen sie abdeckt. Nun gilt es, Prozesse, Ressourcen, Produkte oder Dienstleistungen einer Schutzbedarfsklasse zuzuordnen. Hierzu konzentrieren wir uns auf die resultierenden Sicherheitsverletzungen, die durch eine der vielfältigen potenziellen Bedrohungen ausgelöst werden, z. B. einen Ausfall oder eine Blockade. Wir ermitteln deren Auswirkungen und leiten daraus die resultierenden Sicherheitsanforderungen ab.

7.2 Schutzbedarfsanalyse

Wie können Sie den Schutzbedarf erheben? Zuerst verschaffen Sie sich einen Überblick, welchen Zweck Ihr Unternehmen hat, welche Ziele es verfolgt, welche Produkte und/oder Leistungen es anbietet und wie es sich hinsichtlich Sicherheit, Kontinuität und Risikobereitschaft positioniert. Die Informationen hierzu finden Sie in der Unternehmensmission (mission statement) sowie in der zuvor behandelten Sicherheits-, Kontinuitäts- und Risikopolitik. Im nächsten Schritt veranschaulichen Sie sich anhand der Prozessarchitektur, wie Ihr Unternehmen funktioniert. Für jeden Geschäftsprozess ermitteln Sie seine Bedeutung, d. h. seine Geschäftskritikalität (mission criticality).