Kinderwunschsprechstunde

von: Michael Ludwig

Springer-Verlag, 2007

ISBN: 9783540709794 , 197 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 44,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Kinderwunschsprechstunde


 

Natürliche Familienplanung (S. 15-16)

2.1 Mittelschmerz – 16
2.2 Zervikalschleim – 16
2.3 Basaltemperaturkurve – 17
2.4 Computergestützte Hormonbestimmung und Konzeptionsoptimierung – 21
Literatur – 21


Kurzüberblick

Der Begriff »natürliche Familienplanung« hat auf den ersten Blick in einem Buch zur Kinderwunschbehandlung in der täglichen Praxis nichts zu suchen. Bei näherer Betrachtung stellt die Familienplanung jedoch die Grundlage einer jeden Beratung des unerfüllten Kinderwunsches dar. Im Besonderen hat sich um die Pflege der natürlichen Familienplanung sowie Forschungen in diesem Bereich Prof. Freundl (Düsseldorf ) verdient gemacht und soll daher an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Von ihm bzw. seiner Arbeitsgruppe steht auch entsprechende Literatur zur Verfügung (Freundl et al. 2001).

Auf drei Punkte, die der Frau das ansonsten nicht wahrnehmbare ovarielle Geschehen während eines normalen Menstruationszyklus näherbringen, soll hier eingegangen werden: den Mittelschmerz, die Zervikalschleimveränderung und die Basaltemperaturkurve. Das unterschiedliche Verständnis der körpereigenen Funktionen auf Seiten des Paares sowie auf Seiten des beratenden Arztes wird in eindeutiger Weise durch eine Studie von Kentenich (Berlin) illustriert, der in Berlin türkische sowie deutsche Bewohnerinnen befragen ließ. Dabei ging es unter anderem darum, inwieweit der optimale Konzeptionstermin während des Menstruationszyklus bekannt sei. Dabei stellte sich heraus, dass in bis zu 10% der Fälle dieser Zeitpunkt auf die Phase der Menstruationsblutung bzw. auf die Phase kurz davor oder kurz danach gelegt wurde. Dieses Bewusstsein muss den beratenden Arzt im Rahmen der Kinderwunschbehandlung dazu führen, zumindest eine Anamnese des bisherigen Sexualverhaltens zu erheben (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [BZGA] 2003). Dabei sei auch darauf hingewiesen, dass nicht in jedem Fall die Notwendigkeit des vaginalen Verkehrs für die Konzeption im Bewusstsein des Paares vorausgesetzt werden kann.

2.1 Mittelschmerz

Der Mittelschmerz ist selbstverständlich kein Instrument zur natürlichen Familienplanung. Er sei hier jedoch aus einem anderen Grund erwähnt. Nicht selten wird man mit der Situation konfrontiert, dass die Partnerin beim unerfüllten Kinderwunsch das Gespräch mit der Information beginnt, sie könne nicht schwanger werden, da sie keinen Eisprung habe. Erst bei näherem Befragen wird man feststellen, dass diese Auffassung darauf beruht, dass Freundinnen oder Bekannte über das stete Erleben des Mittelschmerzes berichten und damit den Eindruck erwecken, dass ein solches Ereignis im Rahmen eines normalen Zyklusgeschehens zwangsläufig auftreten muss.

Ob der Mittelschmerz durch die deutliche Vergrößerung der Follikel direkt präovulatorisch entsteht, durch die Freisetzung des Follikels mit Blutbeimengungen in die Bauchhöhle oder durch die konsekutive Entstehung des Corpus luteum erst am Tag danach, mag individuell komplett unterschiedlich sein. In diesem Zusammenhang gilt es im Einzelfall auch nichts zu klären. Viel wichtiger ist, der Patientin klarzumachen, dass ein fehlender Mittelschmerz nicht Ausdruck einer fehlenden Ovulation ist!

! Dieses Beispiel mag illustrieren, dass bestimmte Dinge aktiv erfragt werden müssen, da nicht selten das Rat suchende Paar völlig andere Vorstellungen von den physiologischen Abläufen hat als der Arzt, der das Paar berät.

Ein anderes Beispiel in diesem Zusammenhang ist, dass sich die allerwenigsten Paare vorstellen können, dass nach einer Salpingektomie das Ovar noch funktionsfähig ist. Meist wird angenommen, dass nach einer Salpingektomie das Ovar seine Funktion einstellt, da ja die Eizelle nicht mehr durch die Tube aufgenommen werden kann.