Schmerzbehandlung in der Palliativmedizin

von: Günther Bernatzky, Reinhard Sittl, Rudolf Likar

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783211321881 , 263 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

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Preis: 29,99 EUR

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Schmerzbehandlung in der Palliativmedizin


 

Medikamentöse Palliativtherapie bei Tumorpatienten (S. 65-66)

Hubert Hausmaninger

Zielsetzungen der medikamentösen Krebstherapie

Trotz unbestreitbarer Erfolge der medikamentösen Krebsbehandlung mit kurativer Zielsetzung benötigen früher oder später mehr als die Hälfte aller Patienten palliative Therapiekonzepte, die zu einer sinnvollen Lebensverlängerung, aber vor allem zur Verbesserung oder Aufrechterhaltung der Lebensqualität der behandelten Patienten führen sollen. Dabei ist grundsätzlich abzuwägen, ob lediglich rein symptomatische Maßnahmen, oder auch kausale (tumorspezifische) Maßnahmen zum Einsatz gebracht werden sollen. Aus der Vielzahl der, bei Tumorpatienten zu berücksichtigenden Probleme (s. Abb. 1) ergibt sich die Notwendigkeit der ganzheitsmedizinischen Betrachtungweise, die der individuellen Situation jedes einzelnen Patienten Rechnung trägt. Rein krankheitsorientierte und organbezogene Therapiepläne sind nur Teilaspekte einer palliativen Gesamtkonzeption, in der symptomorientierte Begleitmaßnahmen bis hin zu einer patientenzentrierten „End of life Care" vertreten sein müssen.

Kausale (tumorspezifische) Palliativtherapie

Primäres Therapieziel einer palliativen Krebstherapie ist die Besserung von Symptomen und damit der Erhöhung der Lebensqualität der Patienten. Es hat sich gezeigt, dass das Erreichen einer objektiven Tumorrückbildung (= Remission) oder zumindest eine Stabilisierung der Erkrankung (= No change-Verlauf oder minor response) mit einer messbaren Verbesserung von Lebensqualitätsparametern einhergeht. Im Rahmen randomisierter Studien konnte darüberhinaus nachgewiesen werden, dass eine wirksame Chemotherapie gegenüber Supportivmaßnahmen alleine nicht nur zu einer Einsparung an Schmerzmitteln (Morphinverbrauch!) und anderer symptomatischer Behandlungsmaßnahmen, son dern auch zu einer signifikanten und sinnvollen Lebensverlängerung beitragen kann.

Zunächst ist vor der Einleitung einer medikamentösen Tumortherapie individuell abzuklären, ob, wann und in welcher Form eine palliative internistische Krebstherapie indiziert erscheint (und auch, wie lange sie dauern soll). Da in die Entscheidung nicht nur tumorrelevante Faktoren (Tumorstadium, histologische Klassifikation, Ausbreitungsmuster von Metastasen, biologische Valenz des Tumors und etwaige Anprechrate der verfügbaren Therapie), sondern auch patientenbezogene Faktoren (Alter und Gesamtzustand des Patienten, etwaige Multimorbidität, soziales Umfeld etc.) mit einfließen müssen, sind vom Tumortherapeuten weitreichende onkologische Erfahrung und entsprechende Überwachungsmöglichkeiten der Therapie zu fordern. Während bei hormonsensiblen Tumorentitäten (Prostata- und das Hormonrezeptor- positive Mammakarzinom, mit Einschränkungen auch das Endometrium- und Ovarialkarzinom) meist endokrine Maßnahmen im Vordergrund der Prioritätenreihung therapeutischer Maßnahmen stehen, kommt bei hormonunempfindlichen Tumoren oder solchen, die auf eine primäre Hormontherapie nicht angesprochen haben, meist nur eine palliative Chemotherapie in Betracht. Wie bereits dargestellt, ist gerade vor Einleitung einer Chemotherapie sehr sorgfältig der mögliche Benefit für den Patienten gegen die sicher zu erwartende Toxizität der Therapie abzuwägen.