Alleinerziehung im Wandel. Auf dem Weg zur biographischen Option?

von: Stefan Proksch

GRIN Verlag , 2003

ISBN: 9783638195034 , 21 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 12,99 EUR

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Alleinerziehung im Wandel. Auf dem Weg zur biographischen Option?


 

Sich mit Alleinerziehung als biographischer Option zu beschäftigen, erscheint auf den ersten Blick bizarr: Auch heute herrscht in vielen Köpfen zum Thema Alleinerziehende noch das Bild der hoch emanzipierten Frauen vor, die für sich im Speziellen und den Feminismus im Allgemeinen Kind und Karriere vereinen wollen, und den Mann dabei nur als notwendiges Übel ansehen. Den zweiten Blick auf die Statistik gerichtet, die Einelternfamilien als zahlenmäßig ernstzunehmende Gruppe erfaßt, und den allgemeinen Wandel der Lebensformen bis hin zur Enttraditionalisierung gewohnter Familienstrukturen ergänzend, erscheint die Fragestellung in einem ganz anderen Licht. »Der Begriff 'Familie' ruft bei vielen Menschen die Vorstellung einer aus Vater, Mutter und Kindern bestehenden lebenslangen Gemeinschaft hervor. Dieses immer noch dominierende Bild einer traditionellen bürgerlichen Familienstruktur entspricht allerdings nach der Entwicklung der letzten Jahrzehnte nicht mehr der gesellschaftlichen Realität.« (Erdmann 1997: 15) Mit der Pluralität gängiger Lebensformen - Ehepartner, außereheliche Lebensgemeinschaften, Stieffamilien, Patchworkfamilien, das Singledasein, räumlich getrennte Beziehungen living apart together und andere; aber eben auch die Einelternfamilie - drängt sich die Frage auf, inwieweit diese im Sinne einer biographischen Option bewußt gewählt oder als nur zeitweise gegebener Umstand akzeptiert wurden. »Der persönliche Lebensentwurf, verstanden als langfristige, wenn auch oft unbestimmte Lebensplanung, ist [...] eine 'primäre Quelle der Identität'.« (Schöningh 1991: 29) Kann man sich tatsächlich für einen Identitätsentwurf entscheiden, der so stark mit Schwierigkeiten und Verleumdungen besetzt ist, wie die Mythen und Gerüchte1, mit denen sich Alleinerziehende immer wieder auseinanderzusetzen haben? Ob Alleinerziehung als biographische Option anzusehen ist, ist vor allem ein definitorisches Problem: Die Gruppe der Alleinerziehenden ist in sich heterogen; die Aufschlüsselung der Umstände, die zur Alleinerziehung geführt haben, hängt stark von den individuellen Rahmenbedingungen der jeweiligen Mütter oder Väter ab, so daß die Erfassung biographischer Optionen nur fallbezogen sein kann. Die Wahl einer Option schließt in ihrer Definition die Wahl anderer Optionen zum gleichen Zeitpunkt explizit aus, biographische Optionen sind durch ihre Nachhaltigkeit bezüglich des Lebensverlaufs geprägt. [...]