Ludwig Tieck - Der blonde Eckbert -- Versuch einer Deutung

von: Jana Kullick

GRIN Verlag , 2003

ISBN: 9783638179102 , 28 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 15,99 EUR

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Ludwig Tieck - Der blonde Eckbert -- Versuch einer Deutung


 

Studienarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Technische Universität Chemnitz (Deutsche Literatur der Neuzeit), Sprache: Deutsch, Abstract: Zahlreiche Interpretationen des 'Blonden Eckbert' erschöpfen sich in der Gattungsfrage oder diskutieren den Sinn bzw. Unsinn des Zusammenhanges der einzelnen Handlungsebenen. Mein Interesse gilt in dieser textimmanenten Analyse - neben einer Interpretation - vor allem dem Nachweis, daß bereits mit dem 'Blonden Eckbert' eine Wende im Literatur- und Weltverständnis einsetzt, und daß sich dieses Werk eben nicht nur nach den Maßstäben der traditionell romantischen Literaturdiktion verstehen läßt, sondern daß es in spezifischer Weise dem Einfluß der Moderne Rechnung trägt. Eine Ambivalenz, die lange verkannt worden ist. So beurteilt beispielsweise Emil Staiger1 die wiederkehrende Liedstrophe alleinig nach romantischem Literaturverständnis: 'Die Stimmung wiederum wird, wie in der späteren hochromantischen Lyrik, gefestigt durch eine Art Refrain...' und kommt zu dem Schluß: 'Als Ganzes ist dieses Lied in sämtlichen Variationen nicht viel wert'. Ein wirkliches Umdenken zeichnet sich meines Erachtens erst seit den Arbeiten Marianne Thalmanns (u.a. Das Märchen und die Moderne, 1961) ab. Ich versuche mit dieser Arbeit herauszustellen, wie sich das Wechselspiel von Vormoderne und Moderne im Text selbst, in einer Differenz von Inhalt und Form, niederschlägt. Während die Vertreter der Weimarer Klassik den Verlust der ganzheitlichen Welt im einheitlichen Kunstwerk, in der strengen Form, auszugleichen versuchten2, so weist die Forderung der Frühromantiker nach einer 'progressiven Universalpoesie'3, die 'alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen'4 hätte, zwar in die selbe Richtung, überschreitet aber die maßvolle Begrenzung des klassizistischen Kunstwerkes bei weitem, und ist somit sowohl als ein Reflex auf die Verbürgerlichung der Gesellschaft als auch auf die Manifestation der Klassik zu sehen. 'Die romantische Dichtart ist noch im Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, daß sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. (...) Sie allein ist unendlich, wie sie allein frei ist und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, daß die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide.'5 Tieck geht noch einen Schritt weiter. Er läßt 'die hergebrachte Rahmenerzählung aus der Binnenhandlung heraus zerstören. Das Zerbrechen der Erzählform führt zu Form-Experimenten, die bereits auf Erzählweisen des zwanzigsten Jahrhunderts vorausdeuten.' [...]