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Die Gegenübertragung. So lebt der Analytiker - Jahrbuch der Psychoanalyse 22
Die Gegenübertragung - Affekte und Darstellung - ist die unvermeidliche Begrenzung des Psychoanalytikers: sie manifestiert sich als das »Unerträgliche« der analytischen Situation, und steht mit archaischen Phantasien, mit Narzißmus und Todestrieb in tiefgehender Beziehung. Doch muß man der Gegenübertragung auch positive Eigenschaften zuerkennen, die dem Analytiker ermöglichen, seine eigene Teilnahme am analytischen Prozeß einzuschätzen. In diesem Sinne besetzt die Gegenübertragung ein viel breiteres Gebiet als das der klinischen Behandlung, denn sie beeinflußt die unbewußte Ideologie des Analytikers sowie die unerläuterten Gründe seiner Technik und seiner Deutungskunst. Die Gegenübertragung ist nicht nur als ein punktuelles Phänomen zu erfassen, sondern als etwas, das mit der Gesamtstruktur - die jedem Analytiker seinen eigenen »analytischen« Stil verleiht - zu tun hat. Wie zum Beispiel der Analytiker seine Patienten wählt, läßt sich damit besser erklären als theoretische Ausführungen über »Analysierbarkeit«. Die Gegenübertragung ist mit dem Problem der Ethik eng verbunden, indem sie den Analytiker zwingt, seine Methode und, wichtiger noch, die Bedeutung und das Ziel seines Unternehmens immer wieder in Frage zu stellen.
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