Versuch über die Lüge aus psychoanalytischer Sicht - Jahrbuch der Psychoanalyse 23

von: Friedrich-Wilhelm Eickhoff, Friedrich-Wilhelm Eickhoff; Wolfgang Loch; Hermann Beland; Edeltrud Meis

frommann-holzboog Verlag Jahrbuch der Psychoanalyse, 1988

ISBN: 0009410023204 , 20 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 18,00 EUR

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Versuch über die Lüge aus psychoanalytischer Sicht - Jahrbuch der Psychoanalyse 23


 

Die Annahme, daß die Realität (oder die Wahrheit), mit wieviel Kraft sie auch geleugnet wird, wiederkehrt und ihre Rechnung vorlegt, und daß kein Friede eintritt, ehe man sie nicht erkannt hat, ist fester Bestandteil des Freudschen Denkens und komplementär zur Annahme, die Macht der Triebe sei unzerstörbar (Waelder, R., 1951). Im Werk Freuds gibt es eine explizite Theorie der - ersten - Lüge, des Proton pseudos, nur in der Zeit vor Widerruf der sog. Verführungstheorie, innerhalb derer die Frage nach der Lüge auch eine forensische Relevanz besaß. Die Theorie des Proton pseudos enthält als zentralen Begriff den der Nachträglichkeit, der eine von der Urverdrängung bestimmte Form seelischen Funktionierens meint. Selbst- und Fremdtäuschungen bleiben in der späteren Abwehrtheorie – im Falle der Verleugnung mehr als in dem der Verdrängung – ein dauerndes Thema. Die Aufdeckung der unbewußt verdrängten Begründungen für neurotisches Leiden und des Widerstandes gegen diese Aufdeckung ist eine zentrale Maxime der psychoanalytischen Technik. Eine emphatische Bedeutung erhält die Lüge als Gegensatz zu "ultimate reality" ("evolving O domain") in der Zeit nach Freud im Werk Bions. Der sehr unterschiedliche psychopathologische und – sehr begrenzt – massenpsychologische Kontext der Lüge im engeren Sinne wird skizzenhaft aufgezeigt.