Tamquam in privatam personam - Rollenunterscheidung als Herausforderung und Chance päpstlicher Friedensstiftung im englisch-französischen Krieg von 1294-1298

von: Paul-Simon Ruhmann

GRIN Verlag , 2019

ISBN: 9783668965928 , 42 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 18,99 EUR

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Tamquam in privatam personam - Rollenunterscheidung als Herausforderung und Chance päpstlicher Friedensstiftung im englisch-französischen Krieg von 1294-1298


 

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Historisches Seminar), Veranstaltung: Völkerrecht im Mittelalter? Eine aktuelle interdisziplinäre Herausforderung an die historischen Wissenschaften?, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die päpstliche Friedensstiftung im englisch-französischen Krieg von 1294-1298. Mit dem Schiedsgericht Papst Bonifaz' VIII. von 1298 gelang es, unter der Bedingung ebenso komplexer wie umstrittener Rangverhältnisse ein im Prinzip egalitäres Verfahren zur Friedensherstellung ins Werk zu setzen. Als Schiedsrichter durfte Papst Bonifaz dabei allerdings nicht etwa qua Amt, sondern ausschließlich 'privat' agieren (tamquam in privatam personam). Die bisherige Forschung hat hierin eine Beschädigung der päpstlichen Würde und eine Schwäche des Verfahrens insgesamt gesehen: War ein Schiedsgericht mit einem um seine autoritative Papstmacht beschnittenen Schiedsrichter nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen? Hintergrund dieses Urteils bildet die in Teilen defizitäre spätere Umsetzung des Schiedsspruchs. Statt damit jedoch das gesamte Verfahren allein von seinem Ergebnis her zu beurteilen, nähert sich diese Arbeit dem Friedensprozess aus einer neuen Perspektive: In der päpstlichen Rollenunterscheidung wird ein voraussetzungsreicher 'Kunstgriff' identifiziert, der einen völkerrechtlichen Umgang noch lange vor einem kodifizierten Völkerrecht und trotz des spannungsreichen Verhältnisses zwischen Papst- und Königtum ermöglichte. Jenseits einer überzeitlichen Machtpolitik-Analyse richtet sich der Blick damit auf den kulturspezifischen Sinn und eine sich daraus erschließende prozedurale Rationalität 'päpstlich-privater' Friedensherstellung, wie sie am Beispiel des Schiedsspruchs von 1298 zu beobachten ist. Aus der Perspektivverschiebung vom Ergebnis des Schiedsgerichts hin zum Verfahren selbst ergibt sich eine Reihe neuer Fragen: Weshalb etwa übernahm mit Bonifaz VIII. ausgerechnet jener Papst die Rolle eines 'privaten' Schiedsrichters, der sich ansonsten als besonders hartnäckiger Verfechter eines hypertrophen päpstlichen Suprematieanspruchs hervortat? Welches amtliche Kapital in diplomatisch-symbolischer Hinsicht konnte Bonifaz auch als 'Privatmann' im Rahmen des Friedensprozesses - und für diesen - gewinnbringend einsetzen? Wie definierte sich sodann der Möglichkeitsrahmen einer solchen Friedensstiftung, welche Verfahrensmaximen und -modalitäten gingen damit einher? Und schließlich sehr grundsätzlich: Inwieweit konnte ein Papst des 13. Jahrhunderts überhaupt als bloßer 'Privatmann' gelten? Findet die entsprechende Verfahrensklausel eine unproblematische Analogie in unserer modernen Unterscheidung von Amts- und Privatperson?