Sexy Biker und andere Gefahren

von: Jackie Ashenden

CORA Verlag, 2019

ISBN: 9783733738372 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 2,49 EUR

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Sexy Biker und andere Gefahren


 

1. KAPITEL

Cat

Wenn man auf die Hilfe einer Outlaw Motorcycle Gang angewiesen ist, weiß man, dass man knietief in der Scheiße steckt. Besonders schlimm ist es, wenn man wirklich alles dafür tun würde, diese Hilfe auch zu bekommen.

Aber was soll man auch machen, wenn das eigene Kind in Gefahr ist? Dann stellt man sich jedem Dämon, kämpft gegen jeden Drachen – nur wird es schwierig, wenn man den Drachen nicht allein töten kann.

Ich würde jeden Preis zahlen, um Annie von ihrem Vater fernzuhalten.

So bin ich also hier gelandet, vor dem Clubhaus der Knights of Ruin, im Regen, an einem Samstag um Mitternacht. Um mich herum fand eine der lautesten Partys statt, die ich jemals erlebt hatte.

Ich wollte nicht reingehen. Ich hatte mir immer geschworen, dass es nicht so weit kommen würde.

Aber wenn dein Kind sich in den Händen des Teufels befindet und die Polizei denkt, alles sei in Ordnung, was zur Hölle bleibt einem dann übrig?

Es gab nur einen Menschen, der mir helfen konnte, und der war leider da drinnen.

Dane Kingsolver, alias Smoke, seit der Kindheit mein bester Freund und Eintreiber für die Knights. Ach, und er ging nicht an sein verdammtes Handy.

Das Clubhaus befand sich in einer alten Lagerhalle aus Backstein, am Rande Brooklyns. Motorräder standen wie Spielzeuge aufgereiht vor dem Gebäude und wurden von ein paar Prospects bewacht, von denen auch einer vor der Tür stand. Der harte Bassbeat der Rocksongs dröhnte bis nach draußen. Ein paar Frauen redeten mit dem Prospect an der Tür. Ihre Haare waren zu kunstvollen Mähnen gestylt, und die Röcke reichten kaum über ihre Hintern. Alle auf der Suche nach ein bisschen Gefahr, nach einem Abenteuer.

Idiotinnen. Sie wussten ja gar nicht, in was für eine Gefahr sie sich wirklich begaben. Fast wollte ich rübergehen und es ihnen sagen, aber ich blieb stehen. Sie würden sowieso nicht zuhören. Ich hatte es schon oft genug versucht.

Als sie nach drinnen verschwanden, ging ich zu dem Prospect rüber, der mit den Händen in den Taschen seiner tief sitzenden Jeans vergraben dastand. Vermutlich hielt er sich für Gott, weil er entscheiden durfte, wer reinkam und wer draußen bleiben musste. Er war noch jung, hatte hübsche blaue Augen, und seine Lippen umspielte ein Hauch von Milde.

Das würde nicht mehr lange anhalten, denn bald würde er genauso ein Monster sein wie der Rest von ihnen.

Misstrauisch sah er mich an; offensichtlich hatte er keine Ahnung, wer ich war. Keine große Überraschung, denn wenn ich es irgendwie vermeiden konnte, ließ ich mich hier auch nicht blicken.

Ich fixierte ihn mit meinem Blick; einen Feind sollte man niemals aus den Augen lassen. „Ich muss mit Smoke reden.“

Meine Stimme klang monoton und eindeutig so, als sollte man sich nicht mit mir anlegen. Gib dir keine Blöße, denn sonst holst du dir schnell zwei blaue Augen und kniest zwischen den Scherbenresten deiner Würde und Stärke auf dem Boden.

Never ever. Never fucking ever.

Der Prospect beäugte mich noch misstrauischer. „Und wer bist du?“

„Cat. Cat Livingston.“

Der Junge taxierte mich, und ich wusste genau, was er sah: eine abgekämpfte Frau in Skinny Jeans und einem ausgeblichenen Ramones-Shirt. Ungeschminkt. Mit dreckigen Sneakers, von denen sich an einer Stelle die Sohle ablöste.

Aber das war mir scheißegal. Ich war schließlich nicht hier, um ihn zu beeindrucken, sondern um Smoke zu sehen. Um mein Kind zu retten. Denn eines wusste ich ganz sicher: dass Smoke die Kleine fast so sehr liebte wie ich und alles für sie tun würde. Auch für mich würde er alles tun. Wir waren immer füreinander da.

„Ja … Also, ich kenne dich nicht“, fing der Prospect an, „und ich denke verdammt noch mal nicht, dass du …“

„Was du denkst, interessiert mich nicht“, unterbrach ich ihn scharf. „Ich bin Smokes beste Freundin, und er wird ziemlich angepisst sein, wenn du mich nicht sofort reinlässt.“

„Hey, pass auf, was du sagst“, blaffte er aufgeblasen zurück. „Zeig verdammt noch mal ein bisschen Respekt.“

Super. Nun wurde ich also von einem Teenager-Arsch zurechtgewiesen, während mein gewalttätiger Ex mein Kind hatte.

Gerade wollte ich ihm sagen, wo er sich seinen bescheuerten Respekt hinschieben sollte, als Tiger mit einer Zigarette in der einen Hand und einem Bier in der anderen durch die Tür kam. Tiger war groß, hatte drahtige Muskeln wie Smoke und war gut mit ihm befreundet. Seine Haare waren fast schwarz, außerdem hatte er ungewöhnlich bernsteinfarbene Augen, weswegen er wahrscheinlich auch Tiger genannt wurde.

Er war zwar auch ein Arschloch, aber kein so großes wie dieser Idiot vor mir.

„Hey, Cat“, sagte er in seiner tiefen Stimme, als er mich entdeckte. „Was treibt dich denn hierher?“

Den Prospect ignorierte ich und sah zu Tiger, der oben an der Treppe stand. „Ist Smoke da? Ich muss mit ihm reden. Es ist wichtig.“

Tiger lehnte sich gelassen gegen den Türrahmen, hob sein Bier hoch und nahm einen Schluck. „Ja, er ist hier. Aber ich weiß nicht, ob du ihn gerade sehen willst.“

„Wieso nicht? Wie gesagt, es ist dringend. Es geht um Leben und Tod … so ziemlich.“

„Mh-hm.“ Tigers Blick durchbohrte mich, obwohl er weiter lässig am Türrahmen lehnte. „Na ja, er ist den Flur entlang, bei den Schlafzimmern.“

Das war alles, was ich wissen musste. Ich wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden, also würdigte ich den finster blickenden Prospect keines Blickes, als ich zügig die Stufen nach oben ging. „Danke, Tiger“, murmelte ich und eilte an ihm vorbei durch die offene Tür.

Er lachte leise. „Denk daran, dass das hier eine Party ist, und gib nicht mir die Schuld, wenn du in etwas reinplatzt, das dir nicht gefällt.“

Ich hätte auf ihn hören sollen, tat es aber nicht. In meinem Kopf drehte sich alles nur um mein Kind und das Arschloch, das sie von der Schule abgeholt, nicht wie abgemacht zu mir zurückgebracht hatte und weder auf meine Nachrichten noch Anrufe reagierte.

Die Angst saß tief in meinen Knochen, aber ich versuchte nicht daran zu denken.

„Pass auf dich auf, Cat“, rief Tiger mir nach. „Du weißt, wie es auf den Partys der Knights abläuft. Eine Frau allein ist Freiwild.“

Ich wusste genau genommen nicht, wie die Partys der Knights so waren, denn ich war noch nie auf einer gewesen. Aber Smoke hatte mir schon genug davon erzählt. Jede Menge Alkohol, Rauchen und laute Musik. Drogen. Sex.

Für mich klang das alles lächerlich, doch als ich durch den Flur ging und mir langsam auffiel, dass ich mittendrin war, ja, da verurteilte ich das Ganze.

Der Gemeinschaftsraum des Clubhauses sah aus, als wäre eine Studentenverbindung in der riesigen, zugigen Lagerhalle außer Kontrolle geraten. Es standen große schwarze Ledersofas rum, Bilder von Motorrädern und nackten Frauen hingen an der Wand, dazwischen standen noch ein paar Tische voller Bierflaschen. Es stank nach Zigarettenrauch, Joints und abgestandenem Bier.

An einer Seite befand sich eine Bar, wo gerade ein Typ auf dem Bauch eines fast nackten Mädchens kleine Gläser mit Alkohol füllte. Dabei lachte die junge Frau so doll, dass die Gläser fast herunterfielen.

Ich ging weiter, direkt durch die Tür, ohne stehen zu bleiben. Ein paar Biker waren an einem Pooltisch, wo zwei so gut wie nackte Frauen die Queues trugen. Wieder andere schienen sich ernsthaft zu unterhalten, abgesehen von der einen Frau, deren Hand zwischen den Beinen des einen Mannes ruhte, während sie sich ebenfalls mit dem daneben vergnügte.

Mein Gott. Smoke hatte wirklich nicht gelogen, was die Partys anging.

Ich war vorher nur ein paar Mal im Clubhaus gewesen, aber ich wusste, wo die Schlafzimmer waren, und machte mich direkt auf den Weg. Dann hielt mich aber ein massiger Kerl auf, der über und über tätowiert war, einen schwarzen Vollbart trug und die auffälligsten hellgrünen Augen besaß, die ich je gesehen hatte.

„Big Red“ stand auf seinem Aufnäher. Der VP, Vize-President der Knights. Ich kannte ihn noch nicht, aber Smoke hatte mir von ihm erzählt. Der fieseste Wichser seit Dschingis Khan angeblich.

Natürlich musste ich genau ihn jetzt treffen.

„Hey, Süße, was machst du hier?“, fragte er beiläufig. „Dich habe ich noch nie im Clubhaus gesehen.“

Ich versuchte freundlich zu sein und lächelte. „Ich will zu Smoke. Tiger meinte, er wäre hier.“

Super. Erst dieser Prospect und jetzt der hier.

Er lachte und kniff mir ins Kinn, was mir überhaupt nicht gefiel. „Smoke ist im Moment beschäftigt, Süße.“

„Wieso? Was macht er denn?“

Wieder lachte Big Red. „Hannah ist bei ihm. Er will bestimmt nicht gestört werden.“

Natürlich war eine Frau bei ihm. Na ja, jeder hier hatte eine – wieso sollte er keine haben?

Wut breitete sich langsam in meiner Magengrube aus. Ich war also nicht nur gezwungen, hierherzukommen und um Hilfe zu bitten, ich musste jetzt auch noch meinen besten Freund beim Sex unterbrechen. Und das alles nur, weil mein beschissener Ex, Justin, Annie nicht wie versprochen nach Hause gebracht hatte.

Ich ging an dem enormen VP vorbei. „Ach, ich denke, er hat nichts dagegen, wenn ich dazustoße.“

Big Red ließ ich zurück und ging durch die nächste Tür in einen weiteren Flur. Hier war es leiser, man hörte nur den Beat von House aus einem Zimmer und Stöhnen aus einem...