Im Rausch der Sinne

Im Rausch der Sinne

von: Maisey Yates

CORA Verlag, 2011

ISBN: 9783863497187 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 1,49 EUR

Mehr zum Inhalt

Im Rausch der Sinne


 

1. KAPITEL

„Ich würde sagen, die Zahlen sprechen für sich. Eine Eheschließung brächte Ihnen einen ungeheuren finanziellen Gewinn“, schloss Elaine Chapman ihre Ausführungen.

Suchend ließ Marco De Luca den Blick durch sein Büro schweifen. Anscheinend hatte man ihn als Kandidaten für die Sendung „Versteckte Kamera“ auserkoren – es konnte sich unmöglich um einen ernst gemeinten Vorschlag handeln.

Er konnte jedoch nirgends ein Objektiv entdecken. Außerdem schwang keinerlei Ironie in Elaine Chapmans Stimme mit. Ihrem entschlossenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es ihr vollkommen ernst. Eigentlich sollte mich das nicht überraschen, überlegte Marco. Miss Chapman machte ihrem Ruf alle Ehre. Sie war berüchtigt dafür, vor nichts haltzumachen, wenn es galt, ihre Ziele zu erreichen …

Marcos Blick glitt über sein Gegenüber. „Ich – heiraten? Sie?“

Elaine stieg das Blut in die Wangen. Natürlich war sie nicht gerade Miss New York. Aber verstecken musste sie sich auch nicht. War es also nötig, dass De Luca einen so überraschten Ton anschlug?

„Was hätte ich denn davon?“ Marco lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, wodurch sein athletischer Oberkörper erst richtig zur Geltung kam. Nicht einmal das konservativ geschnittene Oberhemd konnte seine durchtrainierten Muskeln verbergen. Elaine zwang sich, die Augen wieder auf sein Gesicht zu richten. Was kümmerten sie schon seine Muskeln? Männer hatten eben welche – na und? Eine solche Ablenkung konnte sie in ihrem Leben überhaupt nicht gebrauchen – jetzt schon gar nicht.

„Haben Sie denn die Zahlen nicht gesehen?“ Erneut nahm sie das Blatt mit ihren Berechnungen zur Hand.

„Ich habe schon gehört, was Sie gesagt haben. Allerdings fand ich es völlig uninteressant. Sie haben zwanzig Minuten meiner kostbaren Zeit verschwendet – zwanzig Minuten! Wissen Sie, welches Honorar ich üblicherweise dafür bekäme? Ich versichere Ihnen, das könnten Sie sich nicht leisten. Und dann entpuppt sich Ihr Geschäftsangebot auch noch als Heiratsantrag! Sie können von Glück reden, dass ich nicht meine Sicherheitsleute gerufen habe, um Sie aus meinem Büro zu entfernen!“

Abschätzig betrachtete er das blasse, ungeschminkte Gesicht der jungen Frau. Er hatte sie hin und wieder bei diversen geschäftlichen Anlässen und Wohltätigkeitsveranstaltungen gesehen – allerdings nur von Weitem. Und jedes Mal trug sie einen dieser unvorteilhaften schwarzen oder dunkelblauen Hosenanzüge und das Haar zu einem strengen Knoten gebunden.

Wie er sie einschätzte, gehörte sie zu jenen Frauen, die meinen, sie müssten aussehen wie ein Mann, um in der Geschäftswelt bestehen zu können. Die Sorte Frau, die viel Aufwand betrieb, um ihre Weiblichkeit gründlich zu verbergen. Und diese Frau da vor ihm hatte es darin zur Vollendung gebracht. Aber angeblich verstand sie es, skrupellos mit den Waffen einer Frau zu arbeiten, wenn es ihr Vorteile verschaffte. Das wusste er allerdings nur vom Hörensagen – persönlich war ihm dieses Vergnügen bisher versagt geblieben.

„Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass Sie von meinem Vorschlag nur Vorteile haben.“ Elaine überprüfte den Sitz ihrer leger geschnittenen Anzugjacke. „Sie sind doch ein erfolgreicher Geschäftsmann“, fuhr sie fort, „dann wissen Sie doch bestimmt, dass laut Statistik verheiratete Männer höhere Gewinne erzielen als alleinstehende. Das ist eine unwiderlegbare Tatsache. Und erzählen Sie mir jetzt nicht, Sie würden sich nicht für Statistiken interessieren. Was Ihre Geschäftsstrategien betrifft, ist Ihr Ruf geradezu legendär. Eine Eheschließung zwischen uns wäre genau das: eine Strategie. Und zwar eine äußerst erfolgversprechende.“

James Prestonschoss es Marco plötzlich durch den Kopf. Der Unternehmer zögerte nur deshalb, einen Millionendeal mit ihm abzuschließen, weil er sein heiß geliebtes Ferienresort nicht jemandem anvertrauen wollte, dem ein harmonisches Familienleben völlig fremd war. Stattdessen suchte er immer noch nach einem verheirateten Käufer – als würde dieser über so viel Zeit und Energie für das Projekt verfügen wie er selbst! Marco wollte dieses Geschäft unbedingt abschließen, aber wie es im Moment aussah, sollte es wohl nicht sein. Das ließ ihm keine Ruhe – es zerfraß ihn innerlich geradezu. Das Angebot eines De Luca wies man nicht ab. Nicht mehr – diese Zeiten waren längst vorbei.

Aber deswegen heiraten? Das erschien selbst ihm etwas zu übertrieben. Schließlich hatte er genau das die letzten dreiunddreißig Jahre erfolgreich vermeiden können. Und er beabsichtigte nicht, dies jetzt zu ändern.

„Und Sie glauben allen Ernstes, ich würde mich – nur eines Geschäftsgewinns wegen – herablassen, Sie zu heiraten?“

Bei der Wahl seiner Worte verzog Elaine unwillig den Mund. „Allerdings glaube ich das. Sie sind in der Geschäftswelt eine Legende. Nicht nur wegen Ihrer Erfolge, die eindrucksvoll genug sind, sondern vor allem aufgrund Ihrer absoluten Zielstrebigkeit. Und diese Eigenschaft haben wir gemeinsam – auch wenn meine Ziele wahrscheinlich etwas bescheidener ausfallen.“

„Und wie profitieren Sie von der ganzen Sache?“ Er stand abrupt auf und kam um den Schreibtisch herum. Mit verschränkten Armen baute er sich direkt vor Elaine auf und sah sie misstrauisch an. „Als Geschäftsfrau werden Sie sich doch gewiss auch etwas davon versprechen?“

Elaine holte tief Luft. Dieses Gespräch war von ihr sehr gründlich vorbereitet worden, und sie wusste auf alle nur erdenklichen Fragen eine Antwort. Womit sie nicht gerechnet hatte, war die Wirkung, die Marco De Luca auf sie ausübte, wenn er sie mit seinen dunklen Augen so intensiv anblickte wie gerade eben. Sämtliche Argumente waren plötzlich wie weggeblasen.

Er war die fleischgewordene Versuchung, die Verkörperung eines Adonis. Am liebsten wäre Elaine ihm schmachtend vor die Füße gesunken.

Schmachtend? Mein Gott, wozu versteige ich mich denn da, fragte Elaine sich entsetzt. So kannte sie sich gar nicht. Sie schmachtete niemals – eigentlich wusste sie kaum, was das bedeutete.

Energisch versuchte sie, sich zu beherrschen. Aber es war schwierig, sich zu konzentrieren, wenn er da so vor ihr stand. So groß und gut aussehend – so beängstigend gut aussehend. Seine männliche Ausstrahlung war fast greifbar. Um ein Haar hätte Elaine die Hand ausgestreckt und Marco berührt. Noch nie hatte sie Fantasien in dieser Richtung gehegt – und ausgerechnet in einer Geschäftsverhandlung wurde sie plötzlich davon überfallen. Marco De Luca brachte sie wirklich völlig aus der Fassung.

Allmählich begann sie, ihr Vorhaben für einen Riesenfehler zu halten.

Wieder holte sie tief Luft, um sich zu sammeln. „Mein Vater – wie die meisten Männer dieser Generation – ist der Meinung, der Platz einer Frau sei in der Küche. Damit habe ich zwar nicht unbedingt ein Problem, sofern eine Frau sich freiwillig für ein solches Leben entscheidet – für mich kam das jedoch nie infrage. Ich will das Familienunternehmen führen, aber mein Vater traut mir das nicht zu.“

„Und Sie? Was denken Sie?“ Marco lehnte sich gegen den Schreibtisch und stützte sich mit den Händen ab. Wie magisch wurde Elaines Blick von ihnen angezogen. Es waren starke, kräftige Hände, die zupacken konnten. Sie hasste feingliedrige Hände an Männern. Zumindest theoretisch. Praktisch hatte sie das noch nie überprüft.

Schon wieder! Sie schweifte schon wieder ab! Jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, einen Hormonschub zu bekommen. Sie wollte diesen Deal! Sie brauchte ihn und würde sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen. Nicht durch diesen Mann – mochte er auch noch so attraktiv sein.

Energisch richtete sie sich zu voller Größe auf. Auf ihren Absätzen reichte sie Marco De Luca nun bis zum Kinn. „Ich bin mehr als geeignet: Ich habe einen Hochschulabschluss in Betriebswirtschaft, habe bei einem der führenden Unternehmen der Branche hospitiert und arbeite im Moment als Abteilungsleiterin einer Marketingfirma. Sie können mir glauben, als Mann bräuchte ich all diese Qualifikationen nicht einmal. Mein Vater würde mir seine Firma mit stolzgeschwellter Brust übertragen.“

„Wenn Sie doch so kompetent sind, warum haben Sie denn dann nicht schon längst ein eigenes Unternehmen gegründet?“

Elaine presste ihre vollen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Das hätte ich schon längst getan! Leider hat mich mein Vater – damals war ich war noch an der Uni und arbeitete in den Semesterferien für ihn – gezwungen, einen Vertrag zu unterzeichnen, der mir untersagt, eine eigene Firma zu gründen, die eine Konkurrenz darstellen könnte.“

„Wie konnten Sie denn so dumm sein und so etwas unterschreiben?“

Amüsiert beobachtete Marco, wie flammende Röte ihre Wangen überzog. Plötzlich durchfuhr ihn ein gänzlich unpassender Gedanke: Wie Miss Chapman wohl aussah, wenn sie erregt war? Er schüttelte den Kopf, konnte aber nicht verhindern, dass seine Überlegungen weiter in diese Richtung abdrifteten: Wie man es wohl schaffte, die Leidenschaft einer Frau wie Elaine zu wecken? Wahrscheinlich mit einer Tabellenkalkulation, dachte er trocken.

„Damals ging ich noch davon aus, das Unternehmen würde auf mich übergehen, sobald mein Vater sich aus dem Betrieb zurückzöge. Deshalb habe ich diesen Vertrag gar nicht so ernst genommen.“

„Und Sie glauben, eine Scheinehe würde Ihnen aus dieser Zwickmühle heraushelfen?“

...