Deine Küsse verzaubern mich!

Deine Küsse verzaubern mich!

von: Brenda Jackson

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783942031806 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,49 EUR

Mehr zum Inhalt

Deine Küsse verzaubern mich!


 

1. KAPITEL

„Was machst du denn hier, Summer?“

Summer Martindale, die gerade in einem Dokument las, erstarrte beim Klang der heiseren Stimme, die sie nahezu sieben Jahre lang nicht gehört hatte. Und obwohl es schon so lange her war, erinnerte sie sich nur zu gut an diesen sinnlichen Klang, der sie tief berührte.

Sie holte tief Luft, bevor sie den Kopf hob und in Darius Franklins dunkle Augen sah. Sein Blick strahlte eine Kühle aus, bei der Summer eine Gänsehaut bekam.

Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie aus der Fassung brachte, Darius wiederzusehen. Was einst zwischen ihnen gewesen war, gehörte endgültig der Vergangenheit an. Das hatte er ihr damals ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, und sie hatte ihm nie verziehen, auf welche Weise er es getan hatte. Die Schmerzen, die sie dabei empfunden hatte, wollte sie nie wieder in ihrem Leben erleiden müssen.

„Ich könnte dich dasselbe fragen, Darius“, erwiderte sie schließlich im gleichen scharfen Tonfall, in dem er seine Frage gestellt hatte.

Er sah wirklich beeindruckend aus, wie er da mit über der Brust verschränkten Armen an der Tür stand und sie ansah. In diesem Augenblick schossen ihr dieselben Gedanken durch den Kopf wie damals, als sie diesen Mann zum ersten Mal gesehen hatte. Mit seiner Größe von einem Meter fünfundachtzig, dem dunklen Teint, dem kurz geschnittenen schwarzen Haar und dunkelgrauen Augen, war Darius Franklin ein außerordentlich attraktiver Mann. Ein paar kleine Veränderungen fielen ihr jedoch auf: Seine Wangenknochen schienen stärker hervorzutreten, und sein Gesichtsausdruck wirkte entschiedener, als sie ihn in Erinnerung hatte.

Sein finsterer Blick und die zusammengekniffenen Lippen ließen keinen Zweifel daran, dass auch Darius nicht besonders glücklich über das Wiedersehen war. Nicht dass es ihr anders erging. Sie konnte nicht behaupten, in den vergangenen Jahren nie an diesen Mann gedacht zu haben. Als sie sich jedoch den Herzschmerz und die Qualen ins Gedächtnis rief, die er ihr zugefügt hatte, bereute sie, ihn jemals in ihr Leben gelassen zu haben.

Während er sich vom Türrahmen abstieß und auf sie zukam, betrachtete sie seinen muskulösen Körper und spürte plötzlich Verlangen in sich aufsteigen. Darius wirkte noch genauso unwiderstehlich sexy wie damals. Die durchtrainierten Brust- und Armmuskeln zeichneten sich unter dem Baumwollstoff seines Hemdes deutlich ab, und er trug Jeans, die seine schmale Hüfte und die muskulösen Oberschenkel besonders gut zur Geltung brachten. Unwillkürlich musste Summer daran denken, wie er diese Oberschenkel damals an ihre gepresst hatte und sie ihn tief in sich gespürt hatte.

Mühsam verscheuchte sie die nur allzu lebhaften Erinnerungen. Stattdessen sah sie Darius wieder in die Augen und hielt seinem feindseligen Blick stand. Wieder einmal fragte sie sich, wieso dieser Mann, in den sie so heftig verliebt gewesen war, sie derart schäbig behandelt hatte.

„Ich wohne hier in Somerset.“

Er lebte hier in Somerset in Maverick County? Diese Neuigkeit überraschte Summer. Wann hatte er wohl das Houston Police Department verlassen – und vor allem: warum?

„Ich wohne auch in Somerset“, hörte sie sich sagen. „Ich bin letzten Monat hierher gezogen und arbeite jetzt als Sozialarbeiterin bei Helping Hands.“

Überrascht sah er sie an. „Als Sozialarbeiterin?“

„Ja, genau.“

Seine Verwunderung war verständlich. Als er sie vor sieben Jahren getroffen hatte, war er ein vierundzwanzigjähriger Detective beim Houston Police Department gewesen. Und Summer ein neunzehnjähriges Mädchen, das den Klauen ihres Verlobten Tyrone Whitman zu entkommen versuchte. Nachdem sie die Verlobung mit ihm gelöst hatte, hatte Tyrone die Trennung nicht akzeptiert und sie monatelang verfolgt. Schließlich hatte er sie allein in ihrem Apartment überrascht und ihr drei Stunden lang eine Waffe an den Kopf gehalten.

Während die Spezialeinheit der Polizei versucht hatte, Tyrone zum Aufgeben zu bewegen, war Darius durch das Badezimmerfenster in Summers Apartment eingestiegen, hatte Tyrone überwältigt und sie gerettet. In dieser Nacht war Darius zu Summers Ritter in strahlender Rüstung geworden.

Am nächsten Tag war er zu ihr gekommen, um die zerbrochene Fensterscheibe im Bad zu reparieren. Als ein nicht allzu schlauer Richter zugelassen hatte, dass Tyrone auf Kaution wieder freikam, war Darius bis zum Tag der Gerichtsverhandlung außerdem noch zu Summers persönlichem Beschützer geworden. Danach hatten sie sich fast täglich gesehen, und wann immer er sie zwischen seinen Schichtwechseln besucht hatte, hatte er ihr das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein.

Und für eine einzige Nacht war er ihr Liebhaber gewesen.

„Dann hast du also studiert und deinen Abschluss gemacht?“, fragte er, und fast glaubte sie, einen bewundernden Unterton wahrzunehmen. Doch der harte Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass sie sich getäuscht haben musste.

„Ja, ich habe meinen Abschluss gemacht“, erwiderte sie, stolz auf ihre Leistung. Darius hatte zu den wenigen Menschen gehört, die sie zum Studium ermuntert hatten. Er hatte ihr geholfen, an sich selbst zu glauben. Eine Zeit lang hatte sie außerdem geglaubt, dass es für sie beide eine gemeinsame Zukunft gab – doch diese Hoffnung hatte er zerstört.

„Herzlichen Glückwunsch.“

„Danke“, entgegnete sie hastig und schob das Dokument zur Seite, in dem sie gelesen hatte. „Also, warum bist du hier, Darius? Was machst du hier bei Helping Hands?“

„Ich installiere hier das Sicherheitssystem und das Buchhaltungsprogramm“, erwiderte er, als ob das alles erklären würde.

Sie nickte. „Ach ja, der Texas Cattleman’s Club wollte jemanden vorbeischicken“, bestätigte sie und hatte ziemliche Schwierigkeiten, sich auf ihre Worte zu konzentrieren.

Sie hatte bereits eine Menge von dem Texas Cattleman’s Club gehört. Er bestand aus einer Gruppe von angesehenen Männern, die sich als so eine Art Beschützer des texanischen Staates betrachteten. Seine Mitglieder zählten allesamt zu den reichsten Männern des Landes. Der Club unterstützte viele der Projekte von Helping Hands, unter anderem ein neu eröffnetes Frauenzentrum in einer etwas ärmeren Gegend des ansonsten wohlhabenden Maverick Countys.

Summer hatte sich für die Stelle im Frauenzentrum beworben, die sie als eine gute Möglichkeit für einen Neuanfang betrachtete. Und so war sie von Austin, wo sie die vergangenen sechs Jahre gelebt hatte, hierher nach Somerset gezogen.

„Wie bist du eigentlich an den Auftrag gekommen?“, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe eine eigene Sicherheitsfirma.“

Verwundert darüber, dass er tatsächlich nicht mehr bei der Polizei arbeitete, runzelte sie die Stirn. Darius war ein ausgezeichneter Detective gewesen, und sie hatte sich immer vorgestellt, dass er Karriere bei der Polizei machen würde.

„Und wie lange lebst du jetzt schon in Somerset?“, wollte sie wissen.

„Fast sechs Jahre.“

Das war beinahe genauso lang, wie sie in Austin gewohnt hatte. Er musste ein Jahr nachdem sie ihre Beziehung beendet hatten, hierhergekommen sein. Unwillkürlich verbesserte sie sich im Stillen: Sie hatten ihre Beziehung überhaupt nicht beendet, weil sie eigentlich gar keine gehabt hatten … zumindest nicht so, wie sie geglaubt hatte.

„Wenn du dein Verhör beendet hast, würde ich gerne mit meiner Arbeit anfangen“, bemerkte er.

„Von mir aus. Ich räume den Platz, falls du hier arbeiten musst“, entgegnete sie und stand auf. Es war doch ein bisschen zu viel für sie, ihn nach all den Jahren wiederzusehen. Bittersüße Erinnerungen stiegen in ihr auf, doch sie war entschlossen, dem Anflug von Sentimentalität zu widerstehen.

„Wenn du noch was brauchst, dann sag es Marcy Dillard, unserer Sekretärin hier. Ich gehe in der Zwischenzeit zum Mittagessen.“

Eilig griff sie nach ihrer Tasche und ging an ihm vorbei zur Tür.

„Summer?“

„Ja?“, fragte sie, während sie sich umdrehte.

Immer noch hatte er diesen kühlen Ausdruck in den Augen. „Ich würde gerne sagen können, dass ich mich freue, dass du jetzt hier lebst, aber das wäre eine Lüge.“

Verärgert sah sie ihn an. „Tja, dann werden wir wohl lernen müssen, uns zu arrangieren, meinst du nicht?“ Und ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie einfach.

Darius lehnte sich an den Schreibtisch und blickte Summer nach. Es dauerte eine Weile, bis sich sein Herzschlag wieder beruhigt hatte.

Sieben Jahre waren eine lange Zeit, trotzdem hatte es ihm heute einen Stich versetzt, Summers überraschten Blick zu sehen. Die Erinnerungen überwältigten ihn, als er daran dachte, wie viel sie ihm damals bereits nach so kurzer Zeit bedeutet hatte. Und wie sehr ihr Betrug ihn verletzt hatte.

Frustriert schlug er mit der Faust auf den Tisch. Wie konnte es sein, dass er diese Frau nach all der Zeit immer noch so begehrenswert fand? Nach allem, was sie ihm angetan hatte? Warum erregte ihr Anblick ihn immer noch genauso wie vor sieben Jahren? Sie war nicht mehr die Neunzehnjährige, die abgesehen davon, dass sie sich von ihrem brutalen Verlobten befreien wollte, nicht gewusst hatte, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Sie war genauso betörend, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte – und vielleicht sogar noch betörender als früher.

Summer hatte sich zu einer vollendeten Schönheit entwickelt....