Nur eine einzige Nacht?

Nur eine einzige Nacht?

von: Trish Morey

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783942031776 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Mehr zum Inhalt

Nur eine einzige Nacht?


 

1. KAPITEL

Der Sex war gut.

Erstaunlich gut.

Mit einem Stöhnen ergab sich Rafe dem Unausweichlichen, zog ihren nackten Körper dicht an seinen heran, atmete ihr betörendes Parfum ein, das sich mit dem moschusartigen Duft ihrer Leidenschaft mischte, und spürte, wie das Verlangen in seinen Lenden neu erwachte. Er hatte sich nur ein wenig ausgeruht und war nun erneut bereit für sie. Nicht eine Minute ihrer ersten gemeinsamen Nacht wollte er verschwenden. Nicht, nachdem es ihn praktisch eine ganze Woche gekostet hatte, sie in sein Bett zu bekommen.

Er konnte sich nicht erinnern, wann ihm das das letzte Mal passiert war.

Durch die luftigen Vorhänge seines Apartments funkelten noch immer die bunten Lichter von Paris, obwohl der nachtdunkle Himmel sich langsam in sanftes Morgengrauen verwandelte, das ihre samtweiche Haut zum Leuchten brachte. Er hauchte einen Kuss auf ihren zarten Nacken, liebkoste die empfindsame Stelle hinter ihrem Ohrläppchen und erhielt als Belohnung ein leises Schnurren wie bei einem Kätzchen.

Sie erwachte zum Leben, drehte sich zu ihm um und streckte die Arme nach ihm aus, während sich ihr tizianrotes Haar über das Kissen ergoss – wie ein Vorhang, der sich zum nächsten Akt öffnete.

Wie passend, dachte er und freute sich auf die zweite Runde ihres Liebesspiels. Mit einer fließenden Bewegung schob er sich über sie. Eine Woche hatte es ihn gekostet, sie hierher zu bekommen. Eine Woche hatten sie verschwendet. Jetzt würde er keine einzige Sekunde mehr vergeuden.

Langsam senkte er den Kopf und umschloss eine rosige Brustspitze mit den Lippen, reizte raffiniert die aufgerichtete Knospe. Seine Gespielin bog sich ihm entgegen, klammerte sich an ihn und vergrub die Finger in seinem dichten, dunklen Haar.

Er liebte ihre Brüste, liebte deren Form und Fülle, das Gefühl, sie in seinen Händen zu halten. Er konnte einfach nicht genug von ihr kriegen. Als sie die Hüften hob und sich aufreizend an ihm rieb, sah er keinen Grund mehr, noch länger zu warten.

Rasch griff er sich ein kleines, durchsichtiges Päckchen vom Nachttisch, schob es zwischen die Zähne und riss es auf.

„Lass mich“, bat sie heiser. In ihren haselnussbraunen Augen glühte dasselbe verzweifelte Verlangen, das auch ihn beherrschte und das in diesem Moment ins Unermessliche wuchs. Als sie ihm das Kondom abnahm und sich aufsetzte, um es ihm beinahe ehrfürchtig überzustreifen, gestattete er sich ein Lächeln. Bei ihrer ersten, zarten Berührung, hob er den Blick gen Decke. So viel zu der Frau, die noch am Vorabend in punkto Sex beinahe nervös gewirkt hatte. Die Aussicht auf die nächsten Wochen wurde mit jeder Minute besser.

Doch dann verwandelte sich die Vorfreude in reine Qual, sein Lächeln in eine Grimasse, denn sie ließ sich unendlich viel Zeit, das verdammte Ding überzustreifen. Als er es gar nicht mehr aushielt, packte er ihre Hand, erledigte die Aufgabe und drückte sie mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung in die Matratze. Ihr Ausruf der Überraschung ging in ein verzücktes Stöhnen über, während er tief in sie eindrang.

Ihre Vereinigung war so vollkommen, dass sie all seine Denkprozesse lähmte, bis nur noch ein einziger, alles beherrschender Gedanke seine Sinne berauschte.

Nicht nur gut.

Der Sex war perfekt.

Das kann nicht mein Gesicht sein. Sienna Wainwright betrachtete ungläubig ihr Spiegelbild. Eine Fremde starrte ihr entgegen. Trotz des Schlafmangels wirkten ihre Augen riesig, ihre Lippen waren geschwollen, und ihr Haar, das sie sonst immer so sorgfältig frisierte, fiel in wilden, ungebändigten Locken über ihre Schultern. Sie sah wie eine Frau aus, die sich stundenlang mit einem Mann amüsiert hatte, und damit entsprach sie in nichts mehr der Sienna Wainwright, die sie kannte.

Die sie gewesen war.

Bis zur vergangenen Nacht. Bis ihre Verteidigungsmechanismen langsam in sich zusammengefallen waren.

Vorsichtig legte sie einen Finger an die Lippen und betastete die leicht gerötete Haut. Sie schloss die Augen und wurde sofort von erotischen Bildern bestürmt, die Erinnerungen an die heiße Liebesnacht weckten, und die ihre Lust von Neuem anheizten.

Rafe Lombardi, internationaler Finanzier und Selfmade-Milliardär, besaß ein unglaubliches Geschick, kränkelnde Firmen aufzukaufen und zurück auf die Erfolgsspur zu bringen. Wenn man den internationalen Klatschkolumnen Glauben schenkte, gehörte er zu den begehrenswertesten Junggesellen der Welt. Sienna hatte keine Veranlassung, an diesen Gerüchten zu zweifeln, denn die Liste seiner verflossenen Liebschaften reichte von Paris bis zum Nordpol. Es war einer der Gründe, warum sie ihm gegenüber hatte Abstand wahren wollen – am besten wäre sie wohl sogar in die entgegengesetzte Richtung geflüchtet.

Sie spielte nicht in seiner Liga – weder finanziell noch gesellschaftlich oder sexuell. Ihre Erfahrung mit Männern war bis zu diesem Zeitpunkt äußerst begrenzt gewesen und was das Bett anging, sogar geradezu enttäuschend.

Was sollte ein Mann wie er in ihr sehen? Eine Frau, die hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten musste, und dennoch so weit unten auf der Karriereleiter rangierte, dass sie gar nicht auffiel. Für ihn konnte sie doch nur eine belangslose Affäre, eine weitere Trophäe in seiner Sammlung sein?

Deshalb hatte sie sich allergrößte Mühe gegeben, ihn so lange wie möglich auf Abstand zu halten. Sie nahm an, dass er schnell aufgeben und sich einem willigerem Opfer zuwenden würde. Ja, sie dachte, dass ein einmaliges Nein ausreichen würde.

Doch sie täuschte sich. Anstatt die Jagd aufzugeben, verfolgte er sie nur mit umso größerer Entschlossenheit, was ihr gleichzeitig Angst machte und ungeheuer schmeichelte.

Rafe Lombardi war ganz offensichtlich ein Mann, der es gewohnt war, das zu bekommen, was er haben wollte.

Sienna betrat die Duschkabine, drehte das Wasser auf, hielt das Gesicht in den warmen Strahl, schloss die Augen und genoss die sanfte Massage an all den Körperstellen, die noch vor Kurzem von Rafe liebkost und verwöhnt worden waren. Zweifellos würde er das bald schon wieder tun, denn er hatte ihr versprochen, ihr Gesellschaft zu leisten.

Völlig unerwartet stieg ein Lachen in ihrer Kehle auf. Wie oft hatte sie ihn in den vergangenen Tagen abgewiesen? Sie musste verrückt gewesen sein. Denn nach nur einer Nacht mit ihm war klar, dass jede halbwegs vernünftige Frau sich so lange an Rafe Lombardi und das, was er zu bieten hatte, klammern würde wie möglich. Zur Hölle mit den Konsequenzen!

Natürlich würde es diese Konsequenzen geben, doch im Moment hütete sie die Gewissheit, dass er sie wiedersehen wollte, wie einen kostbaren Schatz.

Langsam drehte sie sich um, ließ das Wasser über den Rücken perlen und schäumte ihr Haar mit Shampoo ein, während sie überlegte, was er an sich hatte, das ihn von jedem anderen Mann, dem sie jemals begegnet war, unterschied. Sein unglaublich gutes Aussehen mit dem dunklen Haar und dem verwegenen Dreitagebart spielte sicherlich eine Rolle. Aber da war auch seine beinahe magnetische Ausstrahlung, die Aura von Stärke und natürlicher Autorität, die ihn umgab.

Trotz des warmen Wassers erschauerte Sienna, denn sie erinnerte sich daran, wie verletzlich sie sich bei einem einzigen glühenden Blick von ihm, einer einzigen sinnlichen Berührung vorkam. Er besaß die besondere Gabe, dass eine Frau sich in seiner Gegenwart unglaublich begehrenswert fühlte, so als sei sie das Zentrum seines Universums, und diese Gabe hatte er schonungslos ausgenutzt, um sie in sein Bett zu locken.

Seufzend hob sie ihr Gesicht wieder in den Wasserstrahl. Nein, Rafe Lombardi war anders als jeder Mann, den sie zuvor kennengelernt hatte. Kein Wunder, dass er unzählige gebrochene Herzen zurückließ, denn wenn eine Frau nicht aufpasste, dann stellte er alles dar, worin sie sich mühelos verlieben konnte …

Oh nein!

Rasch drehte sie das Wasser ab und riss ein Handtuch vom Halter. Sie war wütend auf sich, dass ihre Gedanken derart abschweiften. Sich ein märchenhaftes Happy End auszumalen, das niemals eintreten würde …

Das Leben in Paris musste ihr zu Kopf gestiegen sein. Gerade erst hatte sie ihren Traumjob an Land gezogen. Eine Affäre war gut und schön. Eine Affäre konnte sie sich gönnen. Mehr suchte sie aber nicht!

Sienna wickelte sich in das flauschige Frotteetuch und bemerkte jetzt, wo die Dusche abgestellt war, dass vom Nebenraum die Fernsehnachrichten zu hören waren. Rafe hatte sie offensichtlich eingeschaltet, um den Börsenbericht zu verfolgen, ehe er zu ihr in die Dusche steigen wollte. Was er nicht getan hatte. Ein weiterer Beweis – falls sie den brauchte –, dass sie für ihn nicht mehr als eine temporäre Abwechslung war.

Allerdings eine Abwechslung, die er wiedersehen wollte, wie er ihr noch vor wenigen Stunden versichert hatte. Im Moment war das genug.

Sie schlang ein Handtuch um das feuchte Haar und schlüpfte in einen der weißen Bademäntel, die an der Wand hingen, dann öffnete sie die Tür. Rafe stand immer noch neben dem zerwühlten Bett, auch wenn er irgendwann eine Jeans übergestreift hatte, die tief auf den Hüften saß. Der Reißverschluss war geschlossen, aber der oberste Knopf stand offen. Allein der Anblick genügte, um in Sienna neues Verlangen zu wecken, doch dann bemerkte sie seinen grimmigen Gesichtsausdruck, während er dem Wortschwall aus rasantem Italienisch zuhörte, der vom Fernseher erklang.

Langsam trat sie näher.

...