Picknick mit einem Cowboy

Picknick mit einem Cowboy

von: Donna Alward

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950775 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,49 EUR

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Picknick mit einem Cowboy


 

1. KAPITEL

„Ms. Ross? Mr. Fiori ist soeben eingetroffen.“

Da war er also.

„Danke, Becky. Führen Sie ihn bitte herein.“

Mari strich glättend über ihr makellos frisiertes Haar und kämpfte gegen die spontane Abneigung, die sie schon vor der ersten Begegnung gegenüber diesem Mann empfand. Luca Fiori, der Goldjunge des Fiori-Resort-Imperiums. Reich, mächtig und ihren Internetrecherchen zufolge ein richtiger Playboy.

Genau das, was sie – und das Hotel – ganz sicher nicht brauchten.

Seine dunkle, warme Stimme drang von der Rezeption herüber und löste ein Kribbeln in ihrem Bauch aus. Vielleicht sollte sie ihn im Foyer begrüßen, ja, vermutlich wäre das sogar genau das Richtige und äußerst professionell. Doch sie blieb sitzen. Stattdessen versuchte sie, ihr Büro mit den Augen eines Besuchers zu betrachten. Ihr neues Büro, in dem sie sich selbst noch wie ein Eindringling fühlte. Dabei sollte Fiori eine selbstbewusste Frau sehen, die sich in ihrer neuen Rolle absolut wohlfühlte. Zumindest den Anschein musste sie erwecken, auch wenn sie sich eigentlich gar nicht so fühlte.

Nun, alles war an seinem Platz, nirgends Unordnung, kein Staubkörnchen, kein Stück Papier, alles war perfekt.

Sie atmete tief durch und probierte sich an einem Lächeln. Sie würde ihm beweisen, dass sie dieser Position gewachsen war … der Position, die sie seit genau zwei Wochen und drei Tagen innehatte.

Als Luca Fiori in ihr Büro geführt wurde, machte ihr Herz einen kräftigen Satz, und ihre einwandfrei einstudierten Begrüßungsformeln waren plötzlich wie weggeblasen.

„Mr. Fiori.“

Die Fotos, die sie im Internet gesehen hatte, wurden ihm nicht im Geringsten gerecht. Allein schon, weil er viel größer war, als er auf den Bildern wirkte. Sein italienischer Anzug war derart leger, dass sie nicht wusste, ob der Begriff „Anzug“ überhaupt gerechtfertigt war. Denn unter dem lässigen schwarzen Jackett trug er ein am Kragen offenes Hemd, sodass seine braungebrannte Haut zu sehen war. Eine Hand hatte er in die Tasche seiner ebenfalls schwarzen Hose gesteckt.

Als sie wieder in sein Gesicht sah, fühlte sie sich ertappt. Seine funkelnden Augen sagten alles, und sein schiefes Grinsen bestätigte ihre Befürchtung. Errötend schaute sie zur Seite.

„Ms. Ross, die Managerin, nehme ich an?“

Flüchtig fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und setzte ihr Lächeln auf. „Richtig. Herzlich willkommen im Bow Valley Inn.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen und versuchte, die Hitze zu ignorieren, die ihr beim Klang seiner Stimme erneut in die Wangen stieg.

„Sie meinen das Fiori Cascade.“

Mari zuckte zusammen. Natürlich. Wie hatte ihr die Namensänderung nur entfallen können? Sie sah Mr. Fiori an, aber er lächelte und schien wegen dieses Fauxpas nicht verärgert.

Sie ließ seine Hand wieder los. „Ja, natürlich. Alte Gewohnheit.“ Sie deutete auf eine kleine Sitzecke. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“

„Warum gehen wir nicht in eine der Lounges?“, fragte er. „Das wäre doch viel gemütlicher, finden Sie nicht auch?“

Mari erstarrte. So hatte sie den Ablauf nicht geplant, und allein das Wort „gemütlich“ ließ ihren Puls ansteigen. Sie hatte nur eine kurze Präsentation der Vorzüge des Hotels und einige grundsätzliche Vorschläge für Änderungen und Verbesserungen vorgesehen. Stunden hatte sie an dem Konzept herumgefeilt, bis alles so war, wie sie es wollte – makellos. Und mit angemessenem Abstand zwischen ihnen beiden.

„Stimmt etwas nicht, Ms. Ross?“

„Nein, alles in Ordnung“, erwiderte sie mit schwacher Stimme. Sie presste kurz die Lippen zusammen, räusperte sich und lächelte wieder. „Dann schlage ich den Athabasca Room vor.“

„Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Ideen. Vielleicht möchten Sie später einen Rundgang mit mir machen?“ Er trat zur Seite, um ihr den Vortritt durch die Tür zu lassen. Seine Stimme klang sanft, und sein Lächeln war charmant. Mari atmete erneut durch. Sie würde das hinkriegen, auch wenn diese Art zu arbeiten etwas gewöhnungsbedürftig war. Sie durfte einfach nur nicht an seinen Ruf denken. Oder daran, wie mühelos er seinen Charme versprühte.

Um zehn in der Früh war die Lounge so gut wie leer. Mari führte ihn zu einer kleineren Nische, wo sie sich an dem Tisch niederließ, sorgfältig darauf bedacht, genügend Abstand zwischen ihnen zu halten. Als er sich neben sie setzte, drang ihr der Duft seines teuren Aftershaves in die Nase. Seine ungezwungene, selbstbewusste Art ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass dieser Mann in einer ganz anderen Klasse spielte als sie. Nicht, dass sie einen Mann suchte, ganz im Gegenteil! Schon der bloße Gedanke an die körperliche Nähe zu einem Mann machte sie nervös.

„Von hier aus hat man einen wunderschönen Ausblick“, sagte sie, ganz konzentriert auf ihre Arbeit und fest entschlossen, ihm das Hotel von der besten Seite zu präsentieren. Durch die Panoramafenster konnten sie hinab auf das Tal und den türkisblauen Bow River sehen, der sich wie ein glitzerndes Band durch die golden und rot gefärbte Herbstlandschaft schlängelte. „Und unser Kaffee ist erste Qualität, wir importieren …“

„Der Anblick ist wirklich fantastisch“, unterbrach er sie, und erst jetzt fiel ihr auf, dass er gar nicht die Aussicht betrachtete, sondern sie ansah. Mari verstummte einen Moment. Vermutlich hielt er sie für reichlich provinziell und nicht auf dem Niveau, das der Fiori-Konzern für gewöhnlich von seinem Führungspersonal erwartete. Und bestimmt für unfähig, mit lockerem Geplänkel umzugehen.

Es spielte keine Rolle. Das hier war ihr Job, und sie wollte ihn behalten. Mehr als alles andere in der Welt.

„Kaffee, Mr. Fiori?“ Mari nahm die Kanne entgegen, die gerade von einem Kellner gebracht wurde. Als er nicht antwortete, hob sie den Kopf und blickte direkt in seine Augen.

Er sah sie unentwegt und derart unverblümt an, dass ihre Hand an dem Kannengriff zu zittern begann und sie sich innerlich verkrampfte. Mit aller Kraft redete sie sich ein, dass er sie nur aus der Fassung brachte, weil er ihr Chef war; er konnte schließlich nichts für seine eindrucksvolle Erscheinung. Auch nichts für seine karamellfarbenen Augen, die nur einen Hauch dunkler waren als sein Haar, oder seine perfekt geformten Lippen oder die Art, wie er sprach, fließend, gewandt und nur mit dem Anflug eines italienischen Akzentes. Er war noch anziehender als auf den Bildern, die sie gesehen hatte. Vermutlich öffneten sich ihm allein schon durch sein Äußeres und seinen Charme viele Türen. Aber nicht in diesem Hotel, mit ihr nicht. Für sie stand zu viel auf dem Spiel.

Er hielt ihr die Tasse hin und sagte: „Nennen Sie mich doch Luca.“

Mari musste sich zwingen, den Kaffee einzuschenken.

„Also dann, Luca.“

„Wollen Sie mir Ihren Vornamen nicht auch verraten?“

Sie hob eine Augenbraue. „Dieses Hotel gehört Ihnen, Sie sollten wissen, wie ich heiße.“

Er lachte. Ein ehrliches, echtes Lachen, das ihr Innerstes mit Wärme erfüllte. „Helfen Sie mir auf die Sprünge.“

Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie war davon ausgegangen, seine Art wäre nur eine Masche, doch alles an ihm war absolut natürlich. Sein Kleidungsstil, sein Verhalten, das alles war unverstellt. Luca Fioris Charme war angeboren und vollkommen authentisch.

Und genau darin lag die Gefahr. Für sie bedeutete Charme Schwierigkeiten, und die konnte sie nicht gebrauchen. In keiner Weise.

„Mari. Ich heiße Mari.“

„Oh, Mari, ich glaube, Sie flunkern ein bisschen.“

„Flunkern? Wieso?“

„Weil ich weiß, dass Ihr Name Mariella ist.“

Mari verkrampfte sich. Sie war Mari, schon seit Langem! Mariella war verängstigt, gehorsam und gesichtslos gewesen, ein Niemand, ohne Persönlichkeit.

„Ich ziehe Mari vor. Sie könnten mich natürlich auch weiterhin Ms. Ross nennen“, erwiderte sie kühl.

„Mariella ist ein hübscher italienischer Name. Meine Großmutter hieß Mariella.“

Hastig nahm Mari einen Schluck Kaffee und verbrannte sich prompt die Zunge. Der Name seiner Großmutter war ihr gerade ziemlich gleichgültig. Sie war Mari, Managerin eines Vier-Sterne-Hotels, und hatte, um es so weit zu bringen, einige schmerzvolle Erfahrungen verarbeiten müssen. Trotzdem erinnerte sich die Mariella in ihr an alles, was Mari zu vergessen versuchte.

„Mr. Fiori …“ Als sie seinen Blick bemerkte, korrigierte sie sich widerwillig: „Luca, ich möchte nicht unhöflich klingen, aber Sie sind als Repräsentant der Fiori Resorts hier, um Ihr neues Hotel in Augenschein zu nehmen. Mein Vorname ist dabei nicht relevant, vielleicht sollten wir jetzt gleich mit der Tour beginnen.“

Die Geschäftsführerin war etwas reizbar, aber sehr hübsch, und er war noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt. „Und diesen hervorragenden Kaffee stehen lassen? Nein, wir werden schon alles erledigen… aber zu seiner Zeit.“

Während er ein paar Schlucke trank, ließ er seinen Blick über Mari gleiten. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einem einfachen, aber eleganten Knoten zusammengesteckt, bei dem jede Strähne perfekt an ihrem Platz saß, und...