Wo lag die Burg Gvozdec? - Eine Neubewertung der mittelalterlichen Befestigungen von Nieder- und Oberwartha aus historischer, linguistischer, fortifikalischer und verkehrslogistischer Sicht

von: Bernd Hofmann

GRIN Verlag , 2016

ISBN: 9783668312760 , 12 Seiten

Format: PDF, ePUB

Kopierschutz: frei

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 13,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Wo lag die Burg Gvozdec? - Eine Neubewertung der mittelalterlichen Befestigungen von Nieder- und Oberwartha aus historischer, linguistischer, fortifikalischer und verkehrslogistischer Sicht


 

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Heimat- und besonders der Burgenforscher ist seit langem von der rätselhaft scheinenden Anhäufung künstlicher Hügel in Verbindung mit alten Wällen und Gräben besonders im Gemeindegebiet von Nieder- und Oberwartha beeindruckt. Dank einiger historischer und zaghafter archäologischer Forschungen wurden diese als Befestigungsanlagen identifiziert, die mit den neuzeitlichen Flurnamen 'Niederwarthaer Burgberg', 'Böhmerwall', 'Heiliger Hain' und 'Obere Warte' verbunden sind. Im folgenden sollen diese Anlagen nach historischen, fortifikalischen, linguistischen und verkehrslogistischen Gesichtspunkten analysiert und neu bewertet werden. Aus Urkunden geht hervor, dass einige mehr oder weniger bedeutende Personen des Mittelalters in Beziehung zu Ober- und Niederwartha gestanden haben. Im Zeitraum 1087-1088 war dies der böhmische König VRATISLAV I., im Jahre 1123 waren es die Herzöge VLADISLAV und LOTHAR und über 100 Jahre später im Zeitraum 1205-1228 die Brüder HENRICUS und TYMO DE WARTA. Hypothetisch kann angenommen werden, dass die Brüder Henricus und Tymo de Warta beide jeweils ihre eigenen Herrensitze in Wartha hatten, nämlich den 'Böhmerwall' bzw. den 'Heiligen Hain'. Beide waren sog. Turmhügelburgen (Motten) in Spornlage. Da allerdings die befestigte Anlage beim 'Böhmerwall' gegenüber dem 'Heiligen Hain' größer zu sein scheint, gehörte die erstere wohl dem älteren und wohl bedeutenderen Bruder Heinricus de Warta und die letztere, kleinere dem Tymo de Warta. Da die Namen 'Böhmerwall' und 'Heiliger Hain' ohnehin modernen Ursprungs sind, ist zu überlegen, ob in Übereinstimmung mit den mittelalterlichen Gegebenheiten der 'Böhmerwall' künftig besser 'Henricusburg' und der 'Heilige Hain' entsprechend 'Tymoburg' genannt werden sollte. Die Brüder hatten vermutlich die Aufgabe, die offenbar wichtige Fernstraße von Nordosten über die Elbfurt oder -fähre im heutigen Niederwartha hinauf nach Oberwartha und mit einiger Wahrscheinlichkeit weiter in südliche Richtung über Kesselsdorf, den Tharandter Wald (Grillenburg) und Frauenstein nach Böhmen zu kontrollieren.

Beruflich war ich mit der Forschung und Entwicklung von Fotoapparaten, Flugzeugbordgeräten sowie von Meßverfahren und Sensoren für die Automatisierungstechnik und das Maschinenwesen beschäftigt. Ausgleich für diese beruflichen Belastungen waren unter anderem Wanderungen und Exkursionen mit der Familie und mit Freunden. Dabei fielen mir in den heimatlichen Wäldern oft merkwürdige Hohlformen im Gelände auf, an denen sich manchmal offenbar recht alte steinerne Kleindenkmale wie Steinkreuze, Weg- oder Betsäulen erhalten hatten. Diese Hohlformen häuften sich oft in der Nähe alter Burgen oder Burgruinen. Damit war mein Interesse für die Altstraßen- und Burgenforschung geweckt. Zunächst sammelte ich nur Informationen über interessante Hohlwegabschnitte und heftete sie in Ordnern ab. Eine intensivere Beschäftigung mit der Thematik war erst mit dem Eintritt in das Rentenalter möglich. Von Vorteil waren dabei meine naturwissenschaftlich-technischen Erfahrungen, die die Erkenntnisse der Facharchäologen und -historiker auf dem Gebiet der Altstraßenforschung ergänzten. Mit der politischen Wende 1989/90 konnten die Untersuchungen auf entferntere Gebiete ausgedehnt und mit den heimischen Ergebnissen in Zusammenhang gebracht werden. Damit verbunden war ein befruchtender Gedankenaustausch mit Fachkollegen in anderen Bundesländern, der Schweiz und Österreich. Bereits im Mittelalter und in der Vorzeit erstreckte sich der Austausch von Gütern, Personen und Ideen teilweise bereits über Tausende von Kilometern. Diese Kommunikation konnte, von Wasserstraßen abgesehen, nur auf dem Landwege erfolgen. Somit kann die Altstraßenforschung in Verbindung mit der Burgenforschung wichtige Hinweise für die Art und die Richtung von materiellen und kulturellen Strömungen und deren zeitliche Zuordnung geben, auch über heutige Staats- und Ländergrenzen hinweg. Deshalb geht von der Beschäftigung mit dieser Thematik eine gewisse, schwer zu beschreibende Faszination aus.