Die Debatte um 'die Vernichtung lebensunwerten Lebens' in der frühen Weimarer Republik

von: Christopher Bünte

GRIN Verlag , 2006

ISBN: 9783638577465 , 33 Seiten

Format: PDF, ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 15,99 EUR

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Die Debatte um 'die Vernichtung lebensunwerten Lebens' in der frühen Weimarer Republik


 

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Gesch. Europa - Deutschland - I. Weltkrieg, Weimarer Republik, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Institut für Neuere und Neueste Geschichte), Veranstaltung: Hauptseminar: NS-Euthanasie, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ende des Ersten Weltkriegs markiert in der deutschen Geschichte eine wichtige Zäsur. Das Wilhelminische Kaiserreich war vergangen, eine Zeit des Umbruchs und der Neuordnung brach an. Jenseits der konkreten realpolitischen Ereignisse, wie z. B. der Novemberrevolution, der Ausrufung der Weimarer Republik oder des Friedensvertrags von Versaille, brachen überlieferte Gesellschaftsstrukturen auf. Die Vergangenheit hatte Risse bekommen, man diskutierte über grundlegende Neuregelungen für die Zukunft. Die so genannte »Euthanasie-Debatte« der frühen Weimarer Jahre ist als ein spezielles Fragment dieser gesellschafts- und sozialpolitischen Umwälzungen zu sehen und spielt sich hauptsächlich im Bereich der Psychiatrie und des psychiatrischen Anstaltswesens ab. Die Diskussion begann 1920, als der Jurist Karl Binding und der Psychiater Alfred Hoche eine Schrift mit dem Titel »Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens« veröffentlichten. Dieser Text und eine Anzahl von Vorträgen, Rezensionen und Diskussionsbeiträgen, die in den darauf folgenden Jahren entstanden, sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Als Schlusspunkt der Debatte wird das Jahr 1925 gewählt, als das Buch »Das Problem der Abkürzung 'lebensunwerten' Lebens« von Elwald Meltzer erscheint. Meltzers Schrift ist zu verstehen als eine direkte Gegenschrift zu Binding und Hoche. Die heutige historische Auseinandersetzung mit der Debatte ist oftmals ein Streit um Worte. So muss der Zweck der Bezeichnung »Euthanasie-Debatte« in Frage gestellt werden, da sie dem eigentlichen Kern der ausschlaggebenden Schrift von Binding und Hoche nicht gerecht wird. Es geht den Autoren nicht um einen 'schönen Tod', nicht um Mitgefühl und nicht um das Recht des Individuums auf den eigenen Freitod, auch wenn es Textstellen gibt, die diesen Eindruck erwecken können. Der Begriff »Euthanasie« ist also fragwürdig. Binding und Hoche sprechen sich für eine Vernichtung von Menschenleben aus, staatlich organisiert und ökonomisch orientiert. Ins Blickfeld geraten dabei psychisch kranke und geistig behinderte Menschen. Aus diesem Grund wurde für die Diskussion die Bezeichnung 'Binding-Hoche-Debatte' gewählt, auf diese Art gebunden an jene Personen, die die Diskussion auslösten. Man wird dem Inhalt der Debatte gerechter, wenn man in ihrem Zusammenhang das verschleiernde Wort »Euthanasie« fallen lässt.