Verschleppt vom ruchlosen Highlander

Verschleppt vom ruchlosen Highlander

von: Terri Brisbin

CORA Verlag, 2018

ISBN: 9783733733766 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 4,49 EUR

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Verschleppt vom ruchlosen Highlander


 

1. KAPITEL

Fia Mackintosh versuchte verzweifelt, den Blick abzuwenden, doch sie schaffte es einfach nicht. Dabei wusste sie, wenn sie ehrlich war, dass ihre Anstrengungen, die liebevolle Szene, die sich vor ihr abspielte, nicht zu beobachten, nur halbherzig waren. In Wahrheit sehnte sie sich nämlich von ganzem Herzen danach, endlich das gleiche zu erleben wie das, was gerade direkt vor ihren Augen passierte. Natürlich nicht mit dem Mann, um den es sich hier handelte, Gott bewahre! Nein, mit einem Mann, der sie auf die gleiche Weise ansah, wie ihr Vetter, der Laird, seine Gemahlin anblickte.

Brodie überragte Arabella um mehr als Haupteslänge, genau wie die meisten Männer des Clans war er hochgewachsen. Die Lady selbst war klein und zierlich, und es hieß, dass es in den schottischen Highlands keine schönere und anmutigere Dame gab als sie. Dennoch schien Arabella nicht im Geringsten von dem Hünen eingeschüchtert zu sein, der nun dicht vor ihr stand und sich zu ihr hinunterbeugte. Fia spürte, wie ihre Lippen zu kribbeln begannen, als Brodie zärtlich seinen Mund auf Arabellas legte. Doch das war noch nicht das Schlimmste.

Nein, das Schlimmste war, dass ihr, ohne es zu wollen, ein lauter Seufzer entfuhr, der nun die Stille des Gemachs durchschnitt.

Das Geräusch war laut genug gewesen, um Brodies Aufmerksamkeit von seiner Gemahlin abzulenken und sich stattdessen nun zu ihr umzudrehen. Und es war sogar so laut gewesen, dass Ailean, die Kusine und Kammerfrau der Lady, amüsiert auflachte. Glücklicherweise war Tante Devorgilla nicht hier und somit nicht Zeugin ihres peinlichen Ausrutschers geworden. Zum wiederholten Mal hatte Fia die Regel gebrochen, die besagte, dass diejenigen, die in den Diensten des Lairds standen, weder gehört noch gesehen werden durfte, solange er einen nicht ansprach. Ihre Mutter hatte sich schon häufig über diese Schwäche ihrer Tochter beklagt, und auch jetzt hatte sich Fia deswegen wieder Ärger eingehandelt.

„Ich bitte vielmals um Verzeihung, Laird, Mylady“, begann sie mit leiser Stimme, ohne den Blick zu heben. „Ich wollte nicht neugierig sein und bei so einem … privaten Moment zusehen.“

„Wenn mein Ehemann einen privaten Moment mit mir hätte haben wollen, dann hätte er mich schon vorher in unseren Gemächern aufgesucht, Fia“, sagte Arabella lachend.

Fia riskierte einen weiteren Blick und sah, wie sich die Lady fest gegen die breite Brust ihres Gemahls drückte. Doch der Laird machte einen Schritt zurück, verschränkte die Arme und sah seine Frau tadelnd an.

„Brodie, ich sagte doch, es geht mir gut. Du musst nicht ständig nach mir schauen.“

Fia sah zu Ailean herüber und wusste sofort Bescheid. Aileans Miene verriet alles – die Lady war erneut guter Hoffnung. Fia konnte es sich nicht verkneifen, erneut einen Blick auf das Ehepaar zu werfen. Es war offensichtlich, dass der Laird sich um seine Gemahlin sorgte und sie beschützen wollte, in ihrem jetzigen Zustand sogar noch mehr als sonst. Als sie sich vorstellte, dass sich ein Mann eines Tages derartig um sie sorgen würde, entfuhr ihr ein weiteres Seufzen. Ailean lachte erneut laut auf, und Fia spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.

„Geh jetzt“, forderte Arabella ihren Gemahl auf, der sich jedoch keinen Deut bewegte. „Du hast unsere Fia in Verlegenheit gebracht, und ich möchte, dass sie sich ganz auf ihre Pflichten konzentriert.“

Die Näharbeit lag vollkommen vergessen auf ihrem Schoß, und Fia hob sie hastig wieder hoch, um wenigstens den Anschein zu erwecken, dass sie beschäftigt war und gar keine Zeit hatte, sich ihren Fantasien hinzugeben. Doch der Laird lachte herzlich auf.

„Ich glaube, unsere Fia hat Verständnis dafür, meine Liebste.“ Brodie beugte sich vor und gab Arabella einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Aber du hast recht, ich lasse euch weiterarbeiten.“

Ein neckisches Funkeln in den Augen des Lairds verriet ihr, dass er jedoch nicht so ohne Weiteres gehen würde. Stürmisch schloss er seine Gemahlin in die Arme und küsste sie voller Leidenschaft. Fia hätte genug Zeit gehabt, um den Blick abzuwenden … Doch sie schaffte es einfach nicht.

Es war so romantisch, wie sehr er seine Gemahlin begehrte. Fia wünschte sich von ganzem Herzen, dass sie eines Tages das gleiche erleben würde. Der Seufzer, der ihr bei diesem Gedanken entwich, war wenigstens so leise, dass niemand ihn hörte.

„Einen guten Tag, liebste Arabella“, sagte Brodie zu seiner Gemahlin, als er sich von ihr löste und einen Schritt zurücktrat. „Und einen guten Tag, Ailean. Fia.“

Er nickte ihnen beiden zu und ging schnellen Schritts aus dem Raum. Die Tür schloss sich mit einem Knall, sodass alle drei Frauen zusammenzuckten. Schnell zog sich die Lady ihr Gewand glatt und steckte ein paar Haarsträhnen, die sich gelöst hatten, zurück in ihren Zopf, der ihr bis zu den Hüften reichte. Ailean stand auf und füllte den Becher der Herrin auf. Fia konnte ihre Freude über die wundervolle Neuigkeit, die sie während dieser kurzen Zusammenkunft aufgeschnappt hatte, nicht verbergen. Und auch Arabella konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, als sie sah, wie Fia strahlte.

„Ich möchte aber nicht, dass die anderen schon davon erfahren“, sagte sie mit sanfter Stimme und strich sich beschützend mit der Hand über den Bauch. „Erst in ein paar Wochen“, fügte sie hinzu. „Wenn Brodie sich jedoch weiterhin so besorgt verhält, dann weiß bald ohnehin jeder Bescheid.“ Als die Lady das letzte Mal guter Hoffnung gewesen war, hatte dieser Zustand leider ein jähes, tragisches Ende gefunden, daher überraschte es Fia nicht, dass sie und der Laird diesmal mit der Verkündung der frohen Botschaft warten wollten.

„Ich werde nichts sagen, Mylady“, versprach sie. Als Kammermagd der Lady sah oder hörte sie oft Dinge, von denen niemand anders wissen durfte, daher hatte sie schnell gelernt, wie man ein Geheimnis für sich behielt.

Der restliche Tag verging wie im Flug, denn Fia hatte, so wie immer, wieder eine Vielzahl von Aufgaben zu erledigen. Dazu gehörte, sich ununterbrochen um das Wohl der Lady zu kümmern und sie bei jedem Gang durch die Burg und nach draußen zu begleiten. Fia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, wenn der Laird wieder einmal wie zufällig auftauchte, wenn sie und Arabella auf dem Weg ins Dorf waren. Und die Lady strahlte jedes Mal, sobald sie ihrem Gemahl in die Augen sah.

Und jedes Mal musste Fia vor Sehnsucht seufzen.

Ailean und die Lady lachten amüsiert über sie, doch niemand machte sich über ihre romantischen Anwandlungen lustig. Fia wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Diese Gefühle waren vollkommen neu für sie. Sie stand seit über zwei Jahren im Dienst der Lady, und zuerst waren ihr die romantischen Gesten zwischen dem Laird und seiner Gemahlin zunächst gar nicht aufgefallen. Erst seit ein paar Monaten schenkte sie den zärtlich geflüsterten Worten und den liebevollen Küssen der Eheleute mehr Beachtung.

Fia erinnerte sich, dass ihre Mutter nur gelacht hatte, als sie ihre Reaktion gesehen hatte. Sie war der Ansicht, dass ihr Verhalten daher rührte, dass sie nun ein Alter erreicht hatte, in dem auch sie sich mit jemandem verheiraten sollte. „Und daher fallen dir ‚solche Dinge‘ nun stärker auf als früher, Fia“, hatte sie erklärt.

Doch in Wahrheit hatte sie schon in sehr jungen Jahren erkannt, dass die Gefühle zwischen Brodie Mackintosh und Arabella Cameron etwas … Besonderes waren. Etwas Wunderschönes. Selbst als ihre Clans noch verfeindet waren und Fia mit ihren Eltern fliehen musste, hatte sie bemerkt, auf welche Weise ihr Vetter die junge Frau, die er entführt hatte, behandelte. Obwohl sie selbst erst zehn Jahre alt gewesen war, war es ihr nicht entgangen.

In den darauffolgenden Jahren, und besonders seit die Lady ihr Versprechen eingelöst und sie zu sich in die Burg geholt hatte, hatte Fia erkannt, wie außergewöhnlich das Verhältnis der beiden war. Welche Frau würde sich nicht einen solchen Gemahl wünschen? Eine solch liebevolle Ehe? Wieder seufzte sie auf. Solche Leidenschaft?

Sie war gerade damit beschäftigt, die letzten Aufgaben für die Lady zu erledigen, damit diese sich zurückziehen und sich um ihren Gemahl und ihre Kinder kümmern konnte, als Arabella sich an sie und Ailean wandte.

„Morgen werde ich Brodie nach Achnacarry begleiten, um meinen Vetter zu besuchen“, verkündete sie mit ruhiger Stimme. „Wir werden niemanden von dieser Reise unterrichten, daher benötige ich euch beide auch nicht.“

„Arabella …“, setzte Ailean an, und Fia wusste, dass die beiden Frauen sich nun ein Duell liefern würden, in dem es darum ging, wer den stärkeren Willen hatte. „Aber Ihr seid doch …“

„Mein Gemahl wird für mein Wohl und meine Sicherheit sorgen“, erklärte Arabella.

„Aber die Überfälle?“ Ailean schüttelte voller Sorge den Kopf und presste angespannt die Hände auf ihrem Schoß zusammen.

„Es hat seit Wochen keine Angriffe mehr gegeben, Ailean.“ Arabella lächelte stolz und nickte. „Wer wäre so töricht, den bewaffneten Begleittrupp von Brodie Mackintosh anzugreifen? An seiner Seite bin ich vollkommen sicher.“

Fia wartete darauf, dass Ailean das nächste Gegenargument vorbrachte. Doch zu ihrem Erstaunen lenkte die junge Frau ein.

„Nun gut“, sagt Ailean mit sanfter Stimme und wandte den Blick ab.

„Deine Mutter wird sich sicher über einen Besuch von dir während meiner Abwesenheit freuen, Fia“, schlug die Lady vor und sah ihr in die Augen. „Ich habe dich in der letzten Zeit sehr...